Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
verschwenden. Nur wenige versuchten es ein zweites Mal.
Sein Vorgehen unterschied sich nicht, wenn ihm ein Zivilist gegenüberstand. In Bezug auf die Analysten, die in seinem Quartier saßen, hatte er ein gutes Gefühl. Burke gab nicht zu erkennen, ob er sich vom Admiralsrang einschüchtern ließ. Pollard war nur wenigen Menschen begegnet, die sich auf diesem Schiff in seiner Gegenwart so gelassen verhielten. Ein Zustand, der ihn immer ärgerte. Er hielt sich nicht für einen Tyrannen, vor dem man sich fürchten musste, doch durch eine gewisse Zurückhaltung hätte Burke einen gesunden Respekt vor Pollards Erfahrung und Leistungen gezeigt, mit denen sich dieser schließlich den höheren Rang verdient hatte.
Die Frau war leichter zu durchschauen. Stryker wirkte auf ihn wie eine seltsame Mischung aus Selbstvertrauen und Unerfahrenheit, widersprüchliche Eigenschaften, mit denen man sich gewöhnlich selbst im Weg stand. Sie kam mit den Offizieren ganz gut zurecht, leitete aber alle Fragen an Burke weiter.
»Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich geweigert, Sie an Bord zu nehmen«, begann Pollard. »Sie haben ganz oben ein paar Freunde sitzen.« Der Befehl war per Telefon von Showalter gekommen. »Ich mag in einer potenziellen Kriegszone keine Zivilisten an Bord. Das ist nicht persönlich gemeint.«
»Das ist verständlich. Aber ich verspreche Ihnen, es gibt einen guten Grund für unsere Anwesenheit.«
»Na, dann schießen Sie mal los. Sie haben fünf Minuten«, antwortete Pollard.
Jonathan nickte. »Ich vermute, Sie haben vom shashoujian Projekt gehört.«
»Natürlich.«
»Wir glauben, die Chinesen haben eine Waffe im Sinn der shashoujian entwickelt, und die VBA könnte entweder die Lincoln oder die Washington als Ziel für einen Waffentest auswählen«, erklärte Jonathan.
Pollard senkte den Kopf und blickte Jonathan über den Rand seiner Brille hinweg an. »Sie kommen aber schnell zur Sache, Mr Burke«, sagte Pollard.
»Gesellschaftlicher Umgang ist nicht seine Stärke«, erklärte Kyra.
»Also gut, vergessen wir die fünf Minuten«, erwiderte Pollard. »Welche Beweise haben Sie?«
»Direktorin Cooke hat uns die Genehmigung erteilt, Ihnen einige geheimdienstliche Informationen weiterzugeben, die von einem von der CIA angeworbenen Spion stammen. Er war leitender Archivar in der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit in Peking«, begann Jonathan. »Er arbeitete für uns von 1991 an bis gestern, als Ms Stryker ihn aus dem Land exfiltrierte.« Die Offiziere drehten ihre Köpfe zu Kyra, und der Admiral hob seine Augenbrauen, schwieg aber. Kyra errötete angesichts der ungewohnten Aufmerksamkeit. »Er hat uns mit Informationen versorgt, die darauf schließen lassen, dass die VBA eine Tarnkappentechnologie entwickelt hat. Wir können die Einzelheiten durchgehen, wenn Sie Zeit haben, aber es genügt zu sagen, dass die VBA unserer Meinung nach über mindestens ein voll funktionsfähiges Tarnkappenflugzeug verfügt.«
Pollard senkte erneut den Kopf und blickte die Analysten an, nahm die Brille ab und legte sie auf den Tisch. »Mr Burke, die Chinesen prahlen seit Jahren mit einem Tarnkappenflugzeug. Alle Informationen, die ich gelesen habe, besagen, es handle sich um ein noch im Test befindliches Stück Scheiße, das kaum fliegen, geschweige denn kämpfen kann. Sie rollen es nur als Paradestück aus ihrem Hangar, sodass der Verteidigungsminister beijeder Inspektion in Verlegenheit gerät. Jetzt sagen Sie mir bitte nicht, dass Sie so weit hinter den aktuellen Ereignissen zurückliegen.«
»Um dieses Flugzeug müssen Sie sich keine Sorgen machen«, versicherte Burke ihm. »Die J-20 dient, wie ich vermute, nur als Ablenkungsmanöver, um uns glauben zu lassen, sie wären weit weniger fortschrittlich, als sie es tatsächlich sind. Die VBA verfügt über ein Tarnkappenflugzeug, das ganz eindeutig fliegen kann.«
»Und welchen Beweis haben Sie, dass dieses Ding funktioniert?«, fragte Pollard.
»Der erste und wichtigste Punkt ist, dass uns unser Spion berichtet hat, die J-20 gelte bei der VBA als Enttäuschung und sei schon vor Jahren aus dem shashoujian -Projekt herausgenommen worden«, antwortete Jonathan. »Nun haben wir die Bombardierung des Kraftwerks auf Kinmen. Jeder vermutete, die fünfte Kolonne der Chinesen oder eine Pioniereinheit habe es vom Boden aus gesprengt, weil in den Radaraufzeichnungen keine Flugkörper vor der Explosion zu finden waren. Aber irgendwas war doch zu sehen. Ein paar
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