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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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angepriesene Aufgabe, als das Flugzeug, von einer Windbö geschüttelt, auf der Rollbahn der Abraham Lincoln aufsetzte. Kyra hätte gedacht, eine solche Wucht würde kein Flugzeug aushalten. Doch dann schoss es auf das Ende eines unnatürlich kurzen Rollfelds zu. Unsichtbare Besatzungsmitglieder lösten den Fanghaken, und Kyra konnte, wenn auch wegen ihrer Müdigkeit ohne Interesse, beobachten, wie die Flügel hochgeklappt wurden. Das Flugzeug rollte weiter nach vorn und an der Insel des Flugzeugträgers vorbei, um einer Hornet Platz zu machen, die nach weniger als einer Minute hinter ihnen landete. Erst nachdem die Greyhound am Deck angekettet war, durften sie aussteigen.
    Der Regen peitschte horizontal übers Deck. Erstaunt stellte Kyra fest, dass sich der Boden unter ihr hob und senkte. Sie hatte gedacht, ein Flugzeugträger wäre viel zu groß, um den Wellengang zu spüren. Stolpernd gelangten sie, angetrieben von einem Mitglied der Besatzung, durch eine Luke in die Insel. Ein Obergefreiter des Lufttransportkommandos ließ ihre wasserdichten Reisetaschen vor ihre Füße fallen und wies ihnen den Weg zu ihren Quartieren.
    Es war bereits spät. Das Flugdeck war voll beleuchtet, doch innen brannten nur rote Scheinwerfer, die die Sehfähigkeit der Besatzung bei Nacht nicht beeinträchtigten. Kyras und Jonathans Privatkabinen befanden sich auf dem 02-Deck, zwei Ebenen über den Hangars. Dort konnte Kyra immer noch hören, wie Flugzeuge starteten und landeten. Wahrscheinlich hörte man auch noch mehrere Decks weiter unten den Lärm. Jonathan hatte sie auf der Fahrt nach Atsugi gewarnt, dass ein Flugzeugträger kein ruhiger Ort wäre.
    Die Kabine war kleiner als ein Studentenzimmer. Über die grauen Metallwände und den blauen Teppich konnte sie hinwegsehen, Hauptsache, sie hatte ihr eigenes Reich. Sie entschied sich für die mittlere der drei übereinanderliegenden Kojen. Bei der unteren hätte sie sich hinknien müssen, die oberste befand sich auf Kopfhöhe. Mit Sicherheit würde es eine gefährliche Übung werden, bei aufgewühlter See mitten in der Nacht aufzustehen.
    Oben auf dem Regal war ein Fernsehgerät montiert. Kyra schaltete von der Direktübertragung vom Flugdeck und den Sendern des Verteidigungsministeriums zu CNN, da sie hoffte, über den Kriegsverlauf aufgeklärt zu werden, doch die Nachrichten, der Lärm und das schwankende Schiff hielten sie nicht davon ab, endlich einschlafen zu wollen. Das Adrenalin, das sie während ihrer Operation in Peking angetrieben hatte, war längst aufgebraucht. Sie hatte seit Tagen nicht geschlafen und war müder, als sie es je gewesen war.
    Sie zog sich um, schaltete eine Minitaschenlampe aus ihrer Reisetasche ein und krabbelte in die Koje. Als sie sich auf die Seite drehte, berührte ihre Schulter die obere Koje. Die Taschenlampe zwischen die Zähne geklemmt, befestigte sie das Sicherheitsnetz, um nicht herauszufallen. Ein Sturz aus der Koje wäre tödlich.
    Nachdem sie die Taschenlampe ausgeschaltet hatte, wunderte sie sich nur kurz über die völlige Dunkelheit, bevor sie einschlief. Das Signal zum Wecken ertönte um sechs Uhr. Im Gang wurde das Licht eingeschaltet, das durch den Türspalt hindurch in die Kabine drang. Der Rhythmus der landenden Flugzeuge hatte die ganze Nacht über angehalten, jetzt allerdings polterten die Besatzungsmitglieder zum Schichtwechsel durch die Gänge. Kyra bekam erst wieder etwas mit, als Jonathan laut an die Tür pochte und sie aus ihrer Versenkung holte.

Vierzehnter Tag
    SAMSTAG
    USS Abraham Lincoln
    Auch wenn die Besatzung murrte, wurde bei der Marine niemand befördert, der einfältig oder unkritisch war. Pollard war das genaue Gegenteil, vielleicht oft zu kritisch – zumindest glaubte er das –, doch er entschuldigte sich nicht, wenn er seinen Nachrichtenoffizieren Stress bereitete. Es gab einen Unterschied zwischen einem Fehler und einer Nachrichtenlücke. Jahrelang hatte er als Stellvertreter des kommandierenden Offiziers auf See die morgendliche Besprechung durchlitten und konnte schon nach weniger als einer Minute sagen, ob der Berichtende sich mit seinem Thema auskannte oder nicht. Pollard respektierte Offiziere, die mit ihrer Unsicherheit nicht hinterm Berg hielten, und er hatte schon mehrere Beförderungen von Besatzungsmitgliedern blockiert, die sich an ihm vorbeimogeln wollten. Er hatte nicht die Absicht, Offiziere grundlos zu erniedrigen, doch er hatte auch keine Geduld mit denjenigen, die dachten, sie könnten seine Zeit

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