Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
Vom Netzwerk:
Beschützerinstinkt, und da war noch mehr. Er wollte es sich zuerst nicht eingestehen, aber ihr Lächeln, ihre Art sich zu bewegen und selbst der feine Geruch ihres Haares nach Morgentau hatten ihn verzaubert. Soweit konnte er sich selbst nichts mehr vormachen.
    Aber was nützte das? Jetzt war alles anders. Melanie hatte ihren Auftrag ohne Gewissensbisse ausgeführt und von langer Hand die Flucht geplant. Nirvan hätte auch seinen Vater ermorden sollen, doch er hatte es nicht getan. Im Gegenteil. Er hatte zunächst noch die Hoffnung gehegt, dass die Drachentochter möglicherweise überlebt haben könnte. Doch es war vergebens. Melanie war – wie immer – professionell und fundiert vorgegangen. Nirvan konnte das Geschehene nicht mehr ändern und so schloss er sich ihr an. In den Tiefen des Palastes, verborgen hinter einigen Weinfässern, gab es einen Geheimgang, der hinaus in die Stadt führte. Er wusste nicht, ob es den Gang schon immer gegeben hatte und Melanie nur das Glück gehabt hatte, ihn zu entdecken, oder ob sie ihn auf magische Art selbst angelegt hatte. Aber er hatte gespürt, dass er – nachdem sie beide hindurchgekrochen waren – hinter ihnen fast lautlos zusammenstürzt war.
    Der Geheimgang hatte sie zu einem kleinen Haus in die Stadt geführt. Dort hatte Melanie Ersatzkleidung und Rucksäcke mit Verpflegung bereitgehalten. Zwei gesattelte Pferde hatten im Hof gestanden. Ehe Nirvan wusste, ob er überhaupt flüchten wollte, waren sie durch die Stadttore geritten, kurz bevor sie verschlossen worden waren.
    Zwei Tage lang waren sie unterwegs gewesen, ohne eine Pause einzulegen. Die Pferde waren fast vor Erschöpfung zusammengebrochen, als Melanie Halt machte. Sie hatte ihn zu dem Eingang einer gut getarnten Höhle geführt, die spärlich eingerichtet war: mit einem großen und einem kleinen Tisch, zwei Holzstühlen, einer provisorischen Lagerstätte und einigen Regalen. Zudem gab es ein beachtliches Instrumentarium, wie man es nur bei Hexen fand. Gläserne Gefäße, Kräuter und getrocknete Tiere wurden in den Regalen aufbewahrt. Auch lagen auf dem größeren Tisch alte Bücher, glänzende Messer und frische Tierhäute. In einer Ecke hing ein eiserner Topf an einem dreibeinigen Ständer, und in der Mitte war ein großes Pentagramm in den Boden gekratzt. Wie oft hatte sich Melanie hierher schleichen müssen, um all das zusammenzutragen?
    Nirvan fühlte sich machtlos. Melanie war noch um vieles berechnender, als er es sich vorgestellt hatte. Wenn sie an ihm zweifelte, würde sie sicherlich nicht zögern, ihn zu töten. Besser war es, es nicht herauszufordern … noch nicht.
    Nun waren sie seit vierundzwanzig Stunden in der vermaledeiten Höhle. Worauf Melanie wartete, hatte sie Nirvan nicht gesagt. In der Zwischenzeit wuchs die Wut in ihm, was ihn dazu gebracht hatte, raus an die frische Luft zu gehen. Hier konnte er sich wieder sammeln, sich beruhigen und darüber nachdenken, was für Möglichkeiten ihm blieben. Er seufzte. Ja, er hatte sich alles nochmals ins Gedächtnis gerufen. Alles, was ihn in das Schlamassel geführt hatte, aber geholfen hatte es nicht. Er sah keine andere Wahl, als weiterhin bei Melanie zu bleiben. Das, oder zurückzugehen und wahrscheinlich den Tod zu finden.
    Er blickte sich absichernd um. Niemand war in der Umgebung zu sehen. Dann ging er zu dem verborgenen Höhleneingang. Mit einer Handbewegung schob er einige Kletterpflanzen zur Seite, um besser eintreten zu können. Melanie beachtete ihn nicht. Routiniert tätigte sie einige Handgriffe und holte etwas aus ihrem Rucksack. Sie trat an den alten Eichentisch und begann unterschiedliche Pulver zusammenzusuchen.
    »Was soll das werden?«, fragte Nirvan.
    Melanie schaute ihn nicht an, als sie antwortete: »Ich kümmere mich um unsere Rückkehr. Ich habe Medana bereits von unserem Erfolg berichtet, doch es wird Zeit, dass wir selbst nach Hause gehen.«
    `Nach Hause´ , dachte er bitter. Irgendwie hatte er sich inzwischen in Tempelburg zu Hause gefühlt. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du dich mit Medana in Verbindung gesetzt hast«, erwiderte Nirvan.
    »Das kannst du auch nicht. Medana hat mir die Möglichkeit gegeben, dass ich ohne Vorbereitung und ohne ein lautes Wort mit ihr sprechen kann. Ich bin die einzige ihrer Schüler, mit der sie sich so verständigen kann.« Sie blickte kurz auf, doch dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Tisch. Die Inhalte unterschiedlicher Pulverfläschchen hatte sie in ein

Weitere Kostenlose Bücher