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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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Gefäß geschüttet und vermischte sie jetzt mit einer grünlichen Flüssigkeit. Sie zog mit der Hand große Kreise um den Topf und murmelte dabei Worte in einer Sprache, die Nirvan von seinen Studien her kannte. Er hatte die Vorbereitungen eines Reisezaubers schon einmal gesehen – bei Sennus Nachtschatten –, aber er selbst hatte noch keinen durchgeführt. Er schien auf den ersten Blick dem Zauber zu ähneln, der zu der Öffnung eines Weltentores führte, dem war aber nicht so. Beide Zauber benötigten grundlegend unterschiedliche Elemente. Noch sehr gut konnte er sich aber daran erinnern, dass sich Sennus Nachtschatten damals bei der Zusammensetzung der Pulversorten ein wenig vertan hatte, und die extrem schmerzhaften Folgen daraus waren über Wochen als Quetschungen und Blutergüsse an seinen Armen und in seinem Gesicht zu sehen gewesen. Die Vorstellung, dass Melanie sie beide mit Hilfe des Pentagramms und eines Reisezaubers zurück zum dunklen Kontinent schaffen wollte, beunruhigte ihn.
    »Melanie«, begann er bestimmend, »ein Reisezauber kann uns nicht durch den Schutzschild bringen, das weißt du.«
    »Medana wusste das, als sie mich losschickte. Natürlich können wir versuchen, auf dem Seeweg zurückzukommen, aber es ist sehr umständlich und dauert zu lange. Mit der Erkenntnis, dass wir schnellstmöglich nach dem Tod der Regentin verschwinden müssen, hatte sie Experimente mit verschiedenen Reisezaubern durchgeführt.«
    Nirvan wurde ungeduldig. »Und?«
    »Ganz einfach. Medana hat geschafft, was niemand für möglich hielt. Sie fand einen Reisezauber, der selbst vom göttlichen Schutzschild nicht aufgehalten werden kann.«
    »Unmöglich«, murmelte er, ohne jedoch Medanas Macht unterschätzen zu wollen.
    Melanie zuckte mit einer Schulter. Mit einer Hand hielt sie ein Pulverfläschchen, das bis zum Rand mit gelblichen Körnern gefüllt war. »Nichts ist unmöglich. Medana erkannte, dass die Götter einst von den Sternen zu uns gekommen waren. Also mussten die Sterne auch von je her die Götter und ihre Macht beeinflussen. Sie fand heraus, dass es eine seltene Sternenkonstellation gibt, die den besonderen Reisezauber unterstützt, weil dann die Macht der Götter geschwächt ist. Heute Nacht wird es die Konstellation geben, weshalb der Tod der Regentin und unsere Flucht genau in dieses Zeitfenster fallen mussten. Wir brauchen noch das Blut eines Schwertwals, gemischt mit den pulverisierten Augäpfeln eines Jungdrachen und dem Abrieb eines Einhornhorns. Es gibt noch weitere Zutaten, auch muss man unbedingt das Pentagramm mit den korrekten Runen versehen, aber wenn das alles zusammen kommt, wird der Reisezauber einen direkt durch den Schutzschild führen, als sei er gar nicht da.« Konzentriert arbeitete sie weiter.
    »Was ist, wenn ich nicht zurück will?«, fragte Nirvan. Melanie erstarrte in der Bewegung. Kurz hatte er darüber nachgedacht, eine Waffe griffbereit zu halten, aber den Gedanken hatte er schnell verworfen. Einem möglichen Ausfall ihrerseits konnte er nichts entgegensetzen, im Zweifelsfall war sie schneller, das wusste er. Um einen Schutzzauber zu weben, brauchte er nur wenige Sekunden, dennoch lang genug, dass sie ihm problemlos mit einem Dolch die Kehle durchschneiden und zurück zu ihrer Arbeit gelangen konnte. Er legte sein Leben in die Hände des Schicksals.
    Melanie blinzelte, dann arbeitete sie ungerührt weiter an der Rezeptur. »Nirvan, ich weiß schon seit langem, dass deine Gesinnung schwankt, doch ich habe dich nicht verraten. Auch habe ich die Ermordung der Regentin als unser gemeinsames Verdienst dargestellt, damit Cor Keto dich nicht bestraft, weil du Salvatorus verschont hast. Selbst diese Aussage von dir werde ich nicht erwähnen, doch zukünftig bitte ich dich, lieber zu schweigen, als etwas Frevelhaftes zu sagen. Ich weiß nicht, wie lange ich mir das noch ansehen werde.«
    Nirvan war sichtlich überrascht. Mit einer solchen Antwort hatte er nicht gerechnet.
    »Wieso tust du das für mich?«
    »Wieso nicht? Du bist wie ich. Wir sind beide gleich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind nicht gleich. Gut, gewisse Dinge verbinden uns, doch was du getan hast, hätte ich niemals tun können. Du hast die Drachentochter ermordet, die Frau, die dich in ihr Herz geschlossen und wie eine Tochter aufgenommen hatte … So bin ich nicht.«
    Jetzt drehte sie sich um. Ihre feinen Gesichtszüge wirkten wie eingefroren, und ihre Armmuskeln spannten sich an. Sie überlegte sichtlich,

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