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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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einen Stich. Hatte er etwas mit Samanthas Tod zu tun gehabt? Und wenn nicht, wieso hatte er sie verlassen, einfach so, ohne ein Wort?
    Sie schüttelte ihre trüben Gedanken ab und musterte die Greife. Ihr Fell und ihr Federkleid glänzten im trüben Morgenlicht. Sie waren so anmutig. Mina ging einige Schritte auf die Tiere zu. An ihrer Schulter hing ein lederner Rucksack mit zusätzlichen wärmenden Kleidungsstücken, den sie mit einem kräftigen Schubs zurechtschob. Unter ihrem Arm trug sie einen bodenlangen Wolfspelzmantel. Noch wollte sie ihn sich nicht überwerfen, denn dafür war es definitiv noch nicht kalt genug, aber in den Höhen der Zwergenberge sollte er sich als notwendig erweisen.
    Sie trat zu den Greifenreitern in ihren dunkelblauen Uniformen. Alle Waffenröcke zeigten den aufgestickten weißen Drachen auf der Brust, der dem Betrachter mit gespreizten Flügeln angriffslustig entgegenblickte. Unwillkürlich griff sie an ihren Anhänger, der verborgen unter ihrer Kleidung ruhte. Es beruhigte sie, ihn zu spüren. Er war der Einzige, der seit ihrer Geburt bei ihr war und über sie wachte.
    Die Greifenreiter zollten ihr mit einem freudigen Begrüßungsruf Respekt. Mina grüßte zurück, da entdeckte sie Salvatorus. Er lächelte ihr gutmütig zu.
    »Salvatorus, wie schön, Euch zu sehen.« Da sah sie sein Gepäck. »Ihr kommt mit uns?«
    »Natürlich, Mylady. Ich bin Euch bis zum Orakel gefolgt, und ich werde Euch auch in die eisigen Höhen der Berge folgen.«
    »Danke«, erwiderte sie aufrichtig erleichtert. Nur mit Herdanik und seiner Greifengarde unterwegs zu sein, hatte sie nicht sonderlich begeistert.
    Die Blicke der Greifenkrieger richteten sich auf das Haupttor. Dort trat Herdanik heraus. An seiner Seite schritt Zados. Mina blühte förmlich auf. Obwohl sie den Halbelben noch nicht allzu lange kannte, hatte sie ihn bereits innig ins Herz geschlossen. Und das lag nicht nur an ihrer Gemeinsamkeit, dass sie beide zur Hälfte Schöpfungssänger waren, deren Fähigkeiten aber nicht nutzen konnten, oder dass er sein Leben riskiert hatte, um ihre Flucht zu ermöglichen. Sie fühlte sich einfach seelenverwandt mit ihm, ohne genau benennen zu können, warum das so war. Eilig ging sie auf ihn zu, doch dann zügelte sie ihre Freude und blieb kurz vor ihm stehen. Zados lächelte. »Mina, es tut gut, dich wiederzusehen«, sagte er ruhig.
    »Zados, mein Freund. Wie geht es dir?« Sie musterte ihn besorgt. Er wirkte erschöpft, heruntergekommen und zeigte eine kränkliche Blässe.
    »Ich bin froh, dass du mich noch als `deinen Freund´ bezeichnest, Mina. Wie ich hörte, hast du niemals an meiner Unschuld gezweifelt, und dafür werde ich dir auf immer dankbar sein. Nie hätte ich mit dem Tod der Regentin …« Er schluckte.
    Mina sah, dass ihn die vergangenen Geschehnisse schwer belasteten. Auch bemerkte sie, dass er dünner geworden war. »Zados, wir werden den Täter finden und seiner gerechten Strafe zuführen, das verspreche ich dir! Dein Ruf wird wieder hergestellt werden, und an deiner Freundschaft«, sie drückte seine Hand, »an deiner Freundschaft habe ich niemals gezweifelt!«
    Sie schenkte ihm einen zuversichtlichen Gesichtsausdruck. Im gleichen Moment drückte sich etwas Weißes aus Minas Ärmel und huschte auf Zados´ Schulter. Zuerst blickte der Halbelb überrascht zu dem kleinen Besucher, doch dann kicherte er. »Seidenzahn! Du siehst gut aus. Offensichtlich wirst du verwöhnt.«
    Die Elementenratte setzte sich auf ihre Hinterbeine, schnüffelte aufgeregt in der Luft umher und schien Zados mit einer Kopfbewegung zuzunicken. Mit einem Finger strich er über das weiße Fell, wodurch winzige Funken aufglommen und gleich wieder verloschen.
    »Nexus, hat dich Seidenzahn verlassen, um bei Mina zu leben?«, fragte Zados, ohne die Augen von dem Tier zu nehmen. Jetzt nutzte Nexus die Chance und fiel seinem Freund mit Anlauf um den Hals. Zados wäre fast gestürzt, doch er schaffte es mit Mühe, das Gleichgewicht zu behalten. Seidenzahn krallte sich fest und schimpfte laut quietschend. Lachend umschloss Zados den Kobold mit beiden Armen und drückte ihn fest an sich. Mina räusperte sich, gab Herdanik einen unauffälligen Wink. Sie ließen die beiden Freunde alleine.
    »Ich kann nur noch einmal betonen, dass ich hierfür kein Verständnis habe«, sprach Herdanik so leise, dass ihn außer Mina niemand verstehen konnte.
    Sie wollte erst so tun, als hätte sie ihn nicht verstanden, seufzte dann aber vernehmlich.

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