Erbe des Drachenblutes (German Edition)
deutlich zu hören gewesen. Sie halten wider, als ob er den Namen in eine Höhle gerufen hätte. Es dauerte einen Moment, dann erklang ein schabendes Geräusch, das sich näherte.
»Nirvan, Junge, bist du das? Heute keine Feuersäule zur Kontaktaufnahme?«
»Nein. Dieser umständliche Zauber ist nicht mehr notwendig.«
»Wir haben dich schon vermisst. Es ist Wochen her, seitdem wir dich das letzte Mal hörten. Wir hatten schon Angst, es sei dir etwas zugestoßen.«
`Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen´, dachte Nirvan kopfschüttelnd, als ihm das Wort `Wir´ im Kopf herumkreiste. Erleichtert stieß er die angehaltene Luft aus. »Ja, es tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe, aber es gab nie die richtige Gelegenheit, und ich war nur sehr selten alleine.«
»Du warst bei unserem letzten Gespräch in der Koboldsiedlung Pagalaz, Nirvan, wo bist du jetzt?«
Der Sprecher war noch nicht in sein Sichtfeld getreten, aber das störte ihn nicht. Ein wenig verlegen antwortete er: »Ich … ich bin auf … Crudus Cor, dem blutenden Herzen. Deshalb brauche ich auch nur noch einen einfachen Kontaktzauber, um mich mit dir in Verbindung zu setzen. Kein Schutzschild mehr, der mich aufhalten könnte.«
»Was?« Das Wort schoss förmlich hervor und drückte gleichzeitig Erschrockenheit und Angst aus.
»Es tut mir leid, Sommu Seth, aber ich konnte es dir nicht früher sagen. Es ist viel geschehen, seitdem wir uns zuletzt gesprochen haben, und es war nicht mein freier Wille, hierherzukommen. Es war eher so, dass man mir keine Wahl ließ.«
»Ja, ja«, erwiderte Sommu Seth schwerfällig, »dass viel passiert ist, haben wir vernommen. Die Spatzen singen es von den Bäumen, dass die weiße Regentin tot ist und Cor Keto eine Armee mobilisiert.« Sommu Seth stöhnte, als trüge er die Last der Welt auf den Schultern. »Sie sind alle so jung und dumm, Nirvan. Sie wissen wirklich nicht, was sie tun. Tod und Zerstörung war noch nie eine Lösung!«
»Was sollen wir tun?«, fragte der junge Magier.
»Wir müssen unseren Plan weiter verfolgen. Auch der Tod der Drachentochter ändert daran nichts. Und achte darauf, dass niemand in deinem jetzigen Umfeld erfährt, dass wir miteinander sprechen, denn das würde dein sicheres Ende bedeuten. Du musst herausfinden, worauf sich Cor Ketos Macht stützt und wieweit Mina uns nützlich sein kann.«
Nirvan nickte. »Ich glaube, ich habe heute Nacht etwas entdeckt, was Cor Keto vor den Augen der Welt verbergen will. Ich werde das weiterverfolgen.«
»Ein Geheimnis?«
»Ja. Es gibt etwas, was ungesehen bleiben will und mächtig ist. Wir haben uns … «, er zögerte, » … berührt.«
Jetzt trat etwas in Nirvans Blickfeld. Direkt vor die Bücherwand schob sich ein mächtiger, rot leuchtender Leib, der über und über mit Schuppen besetzt war.
»Gut! Verfolge die Spur und berichte uns, was du herausgefunden hast.«
v v v v v
»Ihr wollt wohin?« Heerführer Herdanik Sann sah aus, als würde er gleich jede Beherrschung verlieren, dabei hatte ihm Mina noch nicht einmal mitgeteilt, dass sie Zados mitnehmen wollte. Salvatorus schaute ihn verständnisvoll an, verkniff sich aber seinen Kommentar.
»Wir wollen zu dem höchsten Gipfel der Bergkette des Ohemes«, wiederholte Mina charmant.
»Das ist Zwergenland«, stellte Herdanik trocken fest. »Was wollt Ihr da?«
Mina biss sich auf die Lippe. Er war es gewesen, der mit seinen Greifenreitern nach ihnen gesucht hatte, nachdem ihr Verschwinden bemerkt worden war. Sie hatten sie gerade noch rechtzeitig gefunden, um die restlichen Wurzelfresser niederzuschlagen und Mina das Leben zu retten. Doch gerade jetzt, als sie seines rotgefleckten Gesichtsausdrucks gewahr wurde, bereute sie die Tatsache ein wenig. Nachdem sie sich eine Schimpftirade über Sicherheit und Unverstand hatte anhören müssen, hatten seine Greifenreiter sie zurück gebracht. Kurz darauf hatte sie erfahren, dass es einen solchen Überfall noch nie gegeben hatte. Die Wurzelfresser waren bisher durchweg in ihren zugewiesenen Gebieten geblieben, und keiner von ihnen hatte es all die Jahrhunderte gewagt, so weit in den Norden vorzudringen. Das Risiko war zu groß gewesen, dass die regierende Drachentochter das ganze Volk der Wurzelfresser verbannen würde. Schließlich waren sie als Räuber und Mörder verschrien, und nur Samanthas Großmut hatten sie es zu verdanken, dass es noch nicht geschehen war. Doch dafür hatten die Kreaturen ein Gelübde ablegen müssen:
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