Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Vorstellungskraft.«
Ignis lächelte geheimnisvoll und neigte den Kopf. »Dein Wunsch ist mir Befehl, mein Monarch«, antwortete sie seidenweich.
Nirvan trat zwei Schritte vor. »Mein Herr! Ich verstehe und unterstütze Eure Meinung, Ignis einzusetzen, doch eine erfahrene Führung würde ihr sicherlich gut tun«, begann er ruhig. »Lasst mich ihr zur Seite stehen!«Cor Ketos Augen funkelten gefährlich. Nirvan befürchtete schon, dass er an seinen Füßen aus dem Saal herausgezerrt werden würde, doch dann nickte der Leviatan. »Es sei dir genehmigt, Nirvan. Du und Ignis, ihr sollt gemeinsam meine Soldaten anführen. Ich will, dass diese Mina niemals mehr von dem Berg herunterkommt. Und sollte die Voraussage des Orakels nur einen Funken, nur einen klitzekleinen Funken der Wahrheit in sich bergen, dann werdet ihr mich umgehend informieren!«
v v v v v
`Hier sitze ich jetzt´, dachte Mina schwermütig, `alleine, in einer fremden Welt, umgeben von kriegerischen Greifenreitern, an deren Existenz ich vor wenigen Wochen nicht einmal geglaubt hätte. Auf der Suche nach einem Drachen, der möglicherweise mein Vorfahr ist, und in Gedanken bei meiner leiblichen Mutter, die ich nur kennenlernen durfte, um sie gleich wieder zu verlieren.´
Sie sog schwer die Luft durch den Mund. `Und als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre, hängt mein Herz an ihm …´
Ein lauter Seufzer entfuhr ihr. Sie saß alleine in einem der weißen Elbenzelte, die sie aus Tempelburg mitgebracht hatten, und hielt ihre angezogenen Beine fest umklammert. Draußen war es bitter kalt, und ein kräftiger Wind rüttelte an den Zeltwänden. Er pfiff und jammerte, als ob er sich darüber beschweren wolle, dass er nicht eingelassen wurde. Doch Mina hatte den Schutz der Elbenmagie um sich. Die Zelte waren hervorragend, das musste sie zugeben. Sie hörte zwar den zügellosen Wind und erinnerte sich an die Kälte vor dem Zelt, doch hinein drang davon nichts. Es war tatsächlich so, als säße sie in ihrem eigenen kleinen Kosmos, warm und beschützt.
So viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf, aber am Ende blieb sie immer an demselben Gedanken hängen. Sie schämte sich dafür, denn es gab so viele Entscheidungen, die getroffen werden mussten, und dabei spielte ein sturer Magier, der seinen eigenen Weg gehen wollte, wirklich keine große Rolle. Aber wenn sie abends ihre Augen schloss, erschien sein Gesicht wie eine Vision vor ihr. Sie sah ihn, wie er sie trotzig anblickte oder sich zu einem Lächeln überwand. Seine Mundwinkel wiesen dabei kleine Grübchen auf. Sie rief sich ins Bewusstsein, wie sie Nirvan kennengelernt hatte. Seine überhebliche Art hatte sie fast wahnsinnig gemacht. Aber irgendwann hatte er sein Verhalten ihr gegenüber verändert.
Sie seufzte erneut, da tauchte ein Schatten vor dem Zelt auf. Sie erkannte sofort an der Art der Bewegung, um wen es sich handelte. »Zados, komm doch herein!«
Zados zögerte nicht, sondern öffnete geschwind die Verschnürung des Einganges und glitt so geschickt in das Innere, dass keine einzige Schneeflocke ihn begleitete. Er lächelte. »Wie geht es dir, Mina? Die Geschehnisse der letzten Tage waren alles andere als erfreulich.«
Er senkte sich in einen Schneidersitz, direkt gegenüber von Mina. Sie versuchte ihm auch ein Lächeln zu schenken, doch es wirkte eher steif und gestellt. »Ich darf mich nicht beschweren, mir geht es gut. Was wir gesehen haben, war grausam und unvorstellbar, aber es ist geschehen. Ich wünschte nur, ich könnte etwas tun, damit so etwas nie wieder passiert.«
»Aber das kannst du, Mina. Du wirst eines Tages die anerkannte Regentin von Dra'Ira sein, und dann hast du von allen Lebewesen in diesem Reich die größte Macht. Du wirst Gesetze und Regeln ändern können, wenn du es willst. Recht und Unrecht werden eine neue Bedeutung bekommen, wenn ein reines Herz regiert.«
Mina schaute ihn starr an. »Zados, das, was da unter der unsichtbaren Kuppel passiert ist, unterlag keinem Gesetz. Jemand quälte die Menschen, opferte sie und ließ sie langsam und grausam ersticken. In dem Handeln scheint es keinen Sinn zu geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine ganze Ortschaft den Zorn einer so mächtigen Gewalt auf sich gezogen hat.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Zados, hier geschehen Dinge, die über unseren Verstand und unser Wissen gehen. Wie könnte ich hier für Recht und Ordnung sorgen?«
»Nur, weil der Sinn nicht ersichtlich ist, heißt es nicht, dass es ihn
Weitere Kostenlose Bücher