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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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und er sich auflöste, als würde er verschwinden. Die Schamanin hatte mystisch klingende Gesänge angestimmt, im nächsten Herzschlag hatten sich alle Krieger, Ignis und Nirvan am Fuße eines verschneiten Berges befunden: am äußersten Rand der Bergkette des Ohemes. Ohne Medanas Zauber hätten sie weit über einen Monat hierher benötigt. Allerdings wusste Nirvan auch, dass der Transport von zweiunddreißig ausgewachsenen Menschen über eine solche Entfernung der alten Koboldschamanin viel abverlangt hatte. Zwar galt sie als ungemein mächtig, doch nach einem solchen Zauber musste sie mehrere Tage erschöpft und fast sogar hilflos sein. Er hatte außerdem gehört, dass sie nach der Beförderung der Düstersteinkobolde in Minas Welt und zurück für Wochen im Bett gelegen hatte. Eigentlich hätte sie ihre Kräfte für den Transport nicht verschwenden müssen, denn es hätte auch andere Wege gegeben. Dank der inzwischen großen Risse in der Kuppel über dem dunklen Kontinent hätte man auch ein kleineres Schiff zur Königswiege, einer unscheinbaren Bucht am Festland, entsenden können. In den letzten Monaten war die Götterkuppel so durchlässig geworden, dass man es nicht mehr auf den natürlichen Verfall der Magie zurückführen konnte. Irgendetwas oder irgendjemand schien von der göttlichen Macht der Kuppel zu zehren, eine andere Erklärung gab es nicht. Nirvan war sich sicher, dass das mit den Experimenten von Sennus zusammenhing. Der Zusammenbruch der größten und stärksten Kuppel auf Dra'Ira war nicht mehr abzuwenden, es war nur noch die Frage, wann es geschah. Aber all das war nicht relevant für Cor Ketos Entscheidung gewesen, relevant war nur die Zeit, und deshalb hatte Medana eingreifen müssen. Jeder andere Weg hätte zu lange gedauert.
    Nirvan hatte seit ihrem Aufbruch versucht, Ingis´ Vertrauen zu gewinnen. Immer wieder hatte er sie in Gespräche verwickelt, die sie jedoch erst gar nicht in Gang kommen ließ. Es war schwieg, er konnte sie einfach nicht einschätzen. Was wusste sie? In solchen Momenten vermisste er sogar Melanie. Nach ihrem Ausflug zum Hafen Domusta hatte er sie nicht mehr gesehen. Die ehemalige Hofdame war zwar unter ihren harmlosen Gesichtszügen äußerst gefährlich, doch sie war stets offen und ehrlich zu ihm gewesen. Zumindest, wenn er seine Fragen korrekt formuliert hatte. Von dem festen Termin zur Ermordung der Regentin hatte sie ihm nichts erzählt.
    Jetzt, nach einem Fußmarsch quer durch das Land und den Bergausläufen der Kette des Ohemes hinauf, war ihm klar geworden, dass es schwer werden könnte, den Plan von Sommu Seth durchzusetzen. Der Plan hatte sowieso mehr Lücken als ein von Mäusen zerfressenes Blatt Papier. Nirvan erinnerte sich, wie der Drache ihm vorgeschlagen hatte, die Gruppe als scheinbar treuer Diener des Monarchen zu begleiten, selbst am Überfall auf die Greifenreiter teilzunehmen und in dem Getümmel Mina zu retten und zu ihm auf den dunklen Kontinent zu bringen. Wie er das tun sollte und was geschah, wenn Mina ihm nicht freiwillig folgen würde, hatte Sommu Seth nicht verraten.
    Es gab nur eine Möglichkeit: Nirvan musste mit Mina reden, ihr erklären, in welcher Gefahr sie schwebte, doch er konnte sich nicht von Ignis und ihren Leuten absetzen, ohne sich zu verraten. Ignis beobachtete ihn jeden Augenblick mit ihren pupillenlosen Augen, wenn sie dachte, dass er es nicht bemerkte. Was in ihr vorging, wussten sicherlich nicht einmal die Götter. Es schüttelte ihn.
    »Dir ist schon wieder kalt«, stellte eine Stimme dicht hinter ihm fest. Nirvan drehte sich um. Ignis´ fuchsrotes Haar tanzte im Wind.
    »Das überlass einmal mir«, erwiderte er schroff. »Was machen unsere Männer?«
    Sie schaute nach hinten und sah einige düstere gerüstete Gestalten. »Es geht ihnen gut! Sollte einer im Schnee zurückbleiben, wissen sie, dass ihm keiner helfen wird. Entweder sie gelangen auf den Gipfel, oder sie sterben bei dem Versuch.«
    »So wie der eine, der dachte, er könne fortlaufen?«, fragte Nirvan mit einem herausfordernden Unterton. Er erinnerte sich gut an den Mann. Angeblich sollte er einst ein Schöpfungssänger gewesen sein, der im Streit einen Menschen erschlagen hatte und zur Strafe auf den dunklen Kontinent geschickt worden war. Die alte Koboldschamanin war begeistert gewesen und hatte viele wilde Experimente mit ihm durchgeführt, bis sein Wille gebrochen war. Was am Ende geblieben war, war kein Schöpfungssänger mehr gewesen, aber er gab noch

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