Erbe des Drachenblutes (German Edition)
nicht gibt.«
»Wie bitte?« Ihre Augen spiegelten Entsetzen wider. Zados erhob beschwichtigend seine Hände. »Bitte verstehe das nicht falsch. Niemals würde ich so etwas billigen, aber irgendjemand hat eine Macht entwickelt, die dazu fähig ist, die göttlichen Kuppeln nach seinem Wunsch zu verändern. Es scheint, als würde die Person damit zielgerichtet experimentieren, denn niemals tauchen sie über unbewohnten Gebieten auf. Es gibt immer Opfer. Und bis heute gab es auch keine Zeugen für das Entstehen oder Auflösen einer neu erschaffenen Kuppel. Mit all dem verfolgt jemand einen ganz bestimmten Plan, da bin ich mir sicher!«
»Nein, Zados, egal wer das verursacht, er muss geisteskrank sein. Ich kann hier keinen Weg oder gar ein Ziel erkennen.«
Der Halbelb schwieg, dann verzog er einen Mundwinkel spöttisch nach oben. »Mina, es gibt noch etwas anderes, über das ich mit dir reden möchte. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich bin der Meinung, dass du in letzter Zeit mit deinen Gedanken ganz wo ganz anders bist.«
»Bitte?« Hellhörig geworden, zuckte ihr Kopf nach oben.
»Zwar war ich einige Wochen nicht in deiner Nähe, aber Nexus hat mich über alles auf dem Laufenden gehalten. Es ist Nirvan, nicht wahr? Du hast dich mit ihm angefreundet, und jetzt fehlt er dir.« Er kicherte kurz auf. Es klang wie das dünne Geplätscher von Wasser auf Marmor. »Und offenkundig hat Nirvan die Freundschaft wohl erwidert. Was hätte ich dafür gegeben, ihn dabei zu beobachten und ihn zu necken. Niemals hätte ich geglaubt, dass dieser schroffe Mensch zu einer netten Geste fähig wäre.«
Minas Gesicht lief purpurrot an. Ihre Augen verengten sich, und die Luft fühlte sich schlagartig zu dünn zum Atmen an. Zados‘ Miene wurde wieder ernst, dann nickte er besänftigend. »Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte sie steif. »Ich weiß auch nicht, was Nexus dir erzählt hat, aber es ist nicht so, wie du denkst.« Sie schüttelte sich. Selbst in den eigenen Ohren klangen die Worte kindisch und an den Haaren herbeigezogen.
»Nexus muss mir keine Einzelheiten erzählen, Mina. Ich habe dich in den letzten Tagen beobachtet. Immer, wenn Nirvans Name fiel, hast du einen merkwürdigen, abwesenden Blick bekommen. Sehnsucht spiegelte sich darin.«
»Blödsinn!«, fuhr sie ihn an. »Wir müssen den Frieden in Dra'Ira wahren, den Mörder meiner Mutter finden und die Thronfolge sichern. Meinst du nicht auch, dass es Wichtigeres gibt als eingebildete Gefühle für einen Klotz von Magier, der sein Glück nicht einmal erkennen würde, wenn es vor seinen Füßen liegt?«
Zados stand galant auf und drehte ihr den Rücken zu. Verunsichert schaute sie ihn an. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Sie wollte nicht, dass er ging. Sie hatte das Gefühl, als ob sie ihn brauchte – so, als ob sie ihn schon eine Ewigkeit kannte und mochte. Gerade wollte sie ihre Stimme erheben und ihm all das sagen, da hatten seine Finger die Fäden gelockert und er glitt aus dem Zelt hinaus. Dann zögerte er, drehte sich noch einmal um und schenkte ihr einen aufmunternden Gesichtsausdruck. »Mina, ich bin zum Teil ein Elb. Sie erscheinen oft als emotionslos und berechnend, aber sie sind hervorragende Strategen und Krieger. Aber ich bin auch zum Teil ein Schöpfungssänger, voller Gefühl und Sehnsüchte. Ich weiß, was es heißt, zu lieben. Und wenn ich deine Augen sehe, weiß ich, dass du ihn liebst. Das ist nichts, wofür du dich schämen müsstest. Aber ich möchte, dass du dich schützt. Vertraue deinen Gefühlen nicht blind. Wir wissen noch immer nicht, wieso Nirvan in dieser Nacht verschwunden ist, und ich kann dir nicht sagen, ob er wirklich unschuldig an den Geschehnissen ist.« Er zögerte. »Mina, ich glaube, er verbarg vieles vor uns. Es könnte sein, dass er mit unseren Feinden zusammenarbeitet, und ich will nicht, dass er dich körperlich oder seelisch verletzt.«
Jede Farbe war aus Minas Gesicht gewichen. Das Letzte, was sie von Zados wahrnahm, waren die schnellen Finger, die geschickt die lederne Bindung des Zelteinganges von außen schlossen. »Auch ich bin zur Hälfte eine Schöpfungssängerin«, flüsterte sie kurz darauf in das leere Zelt, »aber ich weiß nicht, was das heißt.«
v v v v v
»Sommu Seth, bist du da?« Nirvan durfte keine Zeit verlieren. Sobald es ihm möglich gewesen war, hatte er alles für die magische Beschwörung vorbereitet. Es hatte auch nicht lange gedauert,
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