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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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Nähe. Herdanik brüllte ihren Namen, und Nexus‘ krächzende Stimme konnte sie auch ausmachen. Sie richtete ihren Oberkörper auf, wollte mit beiden Händen gen Himmel winken, um sich bemerkbar zu machen, da gab der Schnee unter ihr nach. In Windeseile versank sie im Schnee, dann fiel ihr Körper erneut durch das Nichts, tief hinab in eine unbekannte Finsternis.

    Mina wusste nicht, wie lange sie bewusstlos gewesen war. Als sie die Augen öffnete, kamen die Erinnerungen nur langsam zurück. Stöhnend griff sie sich an die Stirn. Wo war sie? Sie lag auf einem riesigen Haufen Schnee, der mit ihr hinabgestürzt sein musste. Weit über sich sah sie einen hellen Punkt – von ihrer Position aus war er nur so groß wie eine geballte Männerfaust –, der die Öffnung darstellte, durch die sie gefallen sein musste. Sie blinzelte irritiert. Sie befand sich offenbar im Inneren des Berges, in einer Höhle, die man von außen nicht erkennen konnte. Außer dem Loch über ihr konnte sie keine Stelle ausmachen, durch die Tageslicht hätte dringen können, dennoch gab es in der Höhle ein schwaches, warmes Licht, das gleichmäßig die Umgebung hervorhob.
    Sie sah sich genauer um. Zuerst fiel ihr auf, dass die Wände der Höhle von einer dicken Eisschicht bedeckt waren, die so glatt und regelmäßig war, dass sie wie ein Spiegel alles wiedergab, was sich in der Höhle befand. An den Wänden und der weit über ihr zu erkennenden Decke sah sie in regelmäßigen Abständen milchige runde Steine in unterschiedlichen Größen in das Eis eingelassen. Die Steine erinnerten Mina an überdimensionale Straußeneier. Sie begriff, dass sie die Quelle des Lichts waren, da sie alle von innen heraus strahlten. Sie war sich nicht sicher, wie das möglich war, aber eine natürliche Erscheinung konnte das nicht sein. Ihr war aber auch klar, dass – wenn es sich um ein magisches Phänomen handelte – es einer unglaublichen Kraft bedurfte, wenn man nicht nur die Höhle, sondern auch all die Seitengänge beleuchten wollte, die Mina nach und nach am Rande ihres Sichtfelds ausmachte.
    Mina wurde sich langsam der Größe der Höhle bewusst. Sie musste mindestens so mächtig wie der Vorhof des Palastes von Tempelburg sein und wirkte ebenso imposant. Die schlichte und doch ehrfurchteinflößende Schönheit des Ortes faszinierte Mina, aber es täuschte sie auch nicht darüber hinweg, dass sie alleine war. Keiner ihrer Gefährten war ihr gefolgt, wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, wohin sie verschwunden war. Und wenn sie die Öffnung, durch die Mina gestürzt war, nicht fanden, würde sie auch niemand im Inneren des Berges suchen. Sie versuchte gerade, sich selbst in Gedanken zu beruhigen, da ertönte ein lautes Rumpeln und Donnern in der Ferne. Sofort ging ihr Blick nach oben. Der kleine Lichteinfall über ihr war verschwunden.
    »Nein …«, knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Eine Lawine musste sich gelöst und die Öffnung verschüttet haben. Wenn es vorher schon nur eine geringe Chance gegeben hatte, dass ihre Begleiter sie fanden, so war diese nun vollends verschwunden.
    Eine unbestimmte Zeit saß sie im Schnee, dachte an nichts und versuchte ruhig zu atmen. Solange sie lebte, gab es Hoffnung. Und so lange es Hoffnung gab, würde sie nicht sitzen bleiben und sterben. Schwerfällig erhob sie sich. Erleichtert stellte sie dabei fest, dass sie unverletzt war. Den Gedanken, dass sie eigentlich jeden Knochen im Leib gebrochen haben müsste, verdrängte sie lieber. Vielleicht gab es ja doch etwas Übernatürliches an ihr, das sie beschützte, wenn es darauf ankam. Langsam ging sie tiefer in die Höhle hinein. Trotz der gefährlichen Lage, in der sie sich befand, bewunderte sie die Schönheit ihrer eisigen Umgebung. Eigentlich hätte sie Angst haben müssen. Angst, dass sie nie wieder herauskam, Angst, dass sie erfror oder verhungerte. Aber dem war nicht so. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, ihr Augenmerk auf die glühenden Steine gerichtet. Ihr war nicht kalt, obwohl sie sich wahrscheinlich am kältesten Platz in Dra'Ira aufhielt. Mit der Zeit bemerkte sie, dass ihr sogar immer wärmer wurde, desto tiefer sie in die Höhle ging. Ihr eisiges Gefängnis schien eine magische Energiequelle zu besitzen, die sie vor der Kälte beschützte. Und gerade, als sie dachte, dass sie nichts mehr überraschen konnte, bog sie um einen der vereisten Vorsprünge und stand vor einem riesigen, rechteckigen Podest. Scharf sog sie die

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