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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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Gerade hatte ein Krieger das Seilende über den Rand geworfen, und die ersten hangelten sich zum Rand, tasteten vorsichtig über den Vorsprung und seilten sich lautlos ab. Ignis betrachtete alles mit neutraler Miene. Dann heftete sie ihren pupillenlosen Blick auf den düster gekleideten Magier. »Was ist mit dir, Nirvan? Möchtest du der Nächste sein?«
    Wenig später befanden sich alle bis auf fünf Krieger im Inneren der Höhle. Ignis hatte die fünf als Wachen abgestellt, die oberhalb der kreisrunden Öffnung alles im Auge behalten sollten und das Seil vorerst wieder nach oben zogen. Nirvan betrachtete seine Umgebung genau. Die Wände, der Boden und auch die Decke waren mit einer spiegelglatten und schimmernden Eisschicht überzogen. Es sah ganz so aus, als habe jemand fließendes Wasser erstarren lassen, um diesen Effekt zu erreichen. Möglicherweise war es auch so gewesen. Er berührte das Eis und verspürte die Reste einer uralten Magie. Die unregelmäßig aufragenden Eissäulen, die das Einzige waren, was sich in der Höhle befand, erinnerten ihn an tote Baumstämme in einem leblosen Wald. Sie gaben der Höhle etwas Fantastisches, das er unter anderen Umständen bewundert hätte. So aber würden sie als perfekte Deckung für Ignis´ Männer dienen, falls ihnen jemand auf die Schliche käme.
    Als habe er es mit seinem Gedanken heraufbeschworen, hauchte einer der Krieger: »Stimmen …«
    Er wies in eine Richtung. Sofort gab Ignis mit einigen Handzeichen zu verstehen, dass sich alle zu verbergen hatten. Sie erfasste eilig ihre Situation. Alles um sie herum bestand aus Schnee und Eis. Möglicherweise würde einer ihrer Krieger im Eis reflektiert werden, das musste verhindert werden. Sie flüsterte ein paar Worte, wob mit ihren Fingern ein Zeichen in die Luft, und schlagartig wurden die Eiswände einen Hauch matter. Es fiel kaum auf, aber nichts spiegelte sich mehr in den glatten Oberflächen, die sie umgaben. Zufrieden nickend huschte nun auch Ignis hinter einen großen Eisvorsprung, damit sie nicht gesehen werden konnte.
    Nirvan verschwand gleichzeitig hinter einen Stalagmit in seiner Nähe. Er war gerade außer Sicht, da hörte er schwere Schritte näher kommen. Kurz darauf gab es ein dumpfes Klatschen, als ob zwei Menschen zusammengerannt seien. Ein harmonisches Brummen war die Antwort, dann hörte er deutlich: »Das ist nicht lustig, Lian.«
    Niran stockte der Atem. Zum einen handelte es sich ganz klar um Minas Stimme. Zum anderen hatte die Aussage sein tiefstes Inneres erschüttert. Sein Kopf glühte und sein Verstand raste. `Lian! Sie haben tatsächlich Lian gefunden!´ Er presste sich noch enger an das Eis in seinem Rücken und schaute zu Ignis. Sie hielt den Kopf gesenkt, als sei sie in Gedanken versunken. Plötzlich erwiderte sie seinen Blick. Nirvan zuckte zusammen, als er ihre Stimme in seinem Geist vernahm: `Nirvan, du musst einen Zauber wirken, der alle Geräusche außerhalb dieses Höhlenabschnitts verschlingt. Sofort!´
    Nirvan wurde übel. Wenn er sich jetzt weigerte, würde Ignis einen anderen Weg finden, ihre Aktivitäten vor den Greifenreitern zu verbergen. Immerhin war sie selbst eine mächtige Hexe. Wenn Ignis ihm den Auftrag gab, dann war das sicherlich vor allem als eine Prüfung seiner Loyalität zu deuten und weniger als reine Erfüllung des eigentlichen Zwecks. Wenn er dem Befehl nicht folgen würde, dann hätte er sein Leben verwirkt, da war er sich sicher. Und wenn er starb, konnte er Mina nicht beistehen, gleich was kam. Aber wenn er den Zauber wirkte, dann war er unwiderruflich Mina in den Rücken gefallen, so zumindest würde sie es sehen.
    `Nirvan!´ , schallte Ignis´ Stimme auffordernd in seinem Kopf wider. Er musste sich entscheiden, jetzt!
    Lian und Mina unterhielten sich, Nirvan konnte sie gut verstehen. Mina sagte gerade: »… aber ein Vogel könnte es? Wie soll das funktionieren?«
    Die Stimme, die ihr antwortete, war tief und hallend, als stamme sie von einem Riesen. Sie erklärte mit Hingabe die Magie der Öffnung, dann schwiegen beide. Eine greifbare Spannung schien in der Luft zu liegen. Es war so, als ob er Minas zweifelndes Stirnrunzeln sehen könnte, und er war nicht der Einzige, der die Veränderung spürte. Ignis wurde unruhig. Nirvan hörte Mina fragen: »Stammt das von einem Tier?«
    Da hatte er sich entschieden. Er legte den Kopf in den Nacken, schloss seine Augen und griff tief in sein Wissen der dunklen Magie. Er wob einen mächtigen Zauber, den er einem

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