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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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Drachentochter zu sein!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Zeit, und in den Tiefen deines Herzens weißt du das. Auch wenn ich mich täuschen sollte, so muss ich es doch zumindest versuchen.«
    Zados wirkte zutiefst erschüttert. Mit seiner Rechten griff er sich an die Brust. So verweilte er, bis er sanft in Minas Richtung nickte. »Wenn du gehst, Mina, und vielleicht stirbst, dann war alles umsonst. Oder noch schlimmer. Was ist, wenn Cor Keto dich gefangen nimmt und gegen uns einsetzt? Was, wenn er unsere Aufgabe fordert, damit wir dich unversehrt wiederbekommen?«
    Sie ergriff mit beiden Händen seine Schultern. »Wenn er das fordert, dann ist es eine Lüge! Er kann mich nicht mehr freigeben, wenn ich in Gefangenschaft gerate. Ich wäre stets die größte Gefahr für seine Regentschaft. Hier heißt es: er oder ich.«
    Zados schwieg. Lange blickte er sie an, dann schaute er zu dem Magier. Nirvan stand trotzig hinter Mina. Zados wandte den Kopf ab, sie wusste jetzt, dass er sie gehen lassen würde. »Danke, mein Freund«, sagte sie leise.
    »Beeilt euch, bevor ich es mir anders überlege«, erwiderte er und trat zur Seite, ohne die beiden noch eines Blickes zu würdigen. Mina ergriff Nirvans Hand, dann liefen sie los. Zurück blieb ein verstörter Halbelb, der mit sich selbst haderte. Er stellte sich vor eine der Eiswände, ballte die Faust und donnerte sie dagegen. Ein dumpfer Schlag ertönte, doch niemand hörte es. Blut sickerte zwischen seinen Fingerknöcheln hervor.
    `Zu menschlich´, dachte er. `Ich bin und bleibe zu menschlich. Was würde ich dafür tun, wenn mein Herz berechnender und emotionsloser wäre, wie es sich für einen reinrassigen Elben gebührt.´
    Eine Träne bildete sich in seinem Augenwinkel. Etwas in ihm hatte gehofft, dass sich Mina gegen Nirvan und für ihn entscheiden würde. Diese Hoffnung war nunmehr verkümmert.

    v v v v v
    Nirvan rannte einen schneebedeckten Trampelpfad hinab, dicht gefolgt von Mina. Es war der Weg, den er mit Ignis und ihren Kriegern den Berg hinaufgekommen war, um den Gipfel des Auges der Götter zu erreichen. Da es keinen erneuten Schneefall gegeben hatte, konnte man die Spuren im Schnee noch gut sehen. Allerdings würden auch ihre Verfolger mit Leichtigkeit erkennen, wohin sie gelaufen waren.
    Mina atmete regelmäßig. Früher hätte sie das Tempo nicht beibehalten können, aber jetzt spürte sie keine Erschöpfung und keine Müdigkeit. Dennoch fragte sie sich, wie weit sie kommen konnten.
    »Nirvan!«, rief sie nach vorne, »wo wollen wir hin? Wir können unmöglich bis zum Hafen der Fügung laufen.«
    »Wer sagt denn, dass wir zum Hafen wollen?«, fragte er.
    »Aber wo wollen wir sonst hin? Wie sonst kommen wir zum dunklen Kontinent?«
    Er sprang elegant über einen kleinen Absatz im Fels, dann hielt er an und schaute zu ihr. Sie tat es ihm gleich und kam sicher neben ihm auf den Füßen auf. »Ich hätte mir niemals träumen lassen, was alles möglich ist, wenn das Drachenblut in mir erwacht. Ich habe es all die Jahre nicht einmal erahnt, dass ich anders bin als die Menschen um mich herum. Jetzt habe ich die Ausdauer meiner Urmutter Lian. Abgesehen davon ist die Schönheit der mich umgebenden Landschaft atemberaubend.« Ein seliges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie geruhsam in alle vier Himmelsrichtungen blickte.
    »Aber fliegen wie sie kannst du noch nicht, oder?«, fragte er.
    Ihre Miene wurde ernster. »Ich hatte so wenig Zeit, meine Mutter Samantha kennenzulernen, und als ob der Teufel selbst sich gegen mich gewendet hätte, wurde mir Lian auch nach wenigen Stunden genommen. Was ist das für ein Schicksal?«
    »Was ist ein Teufel?«
    »Vergiss es«, sagte sie, »sag mir lieber, wohin wir wollen.«
    Er schaute den Berg hinab. Es war tiefste Nacht. Sternenlicht und der reflektierende Schnee offenbarten die Landschaft in einem unheimlichen Dämmerlicht. Ein langsam zunehmender Mond krönte den Horizont. Soweit das Auge reichte, gab es nur Schnee, Geröll und Steinvorsprünge. Kein Ende der Felsenlandschaft war zu erkennen.
    »Wir laufen, bis uns die Kräfte verlassen. Dann suchen wir uns einen Unterschlupf. Einen Ort, an dem uns patrouillierende Greifenreiter aus der Luft nicht sehen können.«
    »Und dann?«
    »Dann werde ich das tun, was ich am besten kann: meine Magie einsetzen!«

    v v v v v
    »Wie können sie fort sein?«, brüllte Herdanik außer sich. Die drei Greifenreiter, die der Nachtwache zugeteilt gewesen waren, standen

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