Erbe des Drachenblutes (German Edition)
das ist die einzig logische Wahl. Und wenn Mina alleine gegen Cor Keto in den Kampf zieht, was glaubt Ihr, welche Chancen sie hat?«
Alle schwiegen. Salvatorus blickte besorgt drein, und Nexus dribbelte nervös neben Zados hin und her.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte einer der Greifenreiter seinen Heerführer. Er ballte seine Hände zu Fäusten, verweilte so und schaute in die Runde. Schließlich traf er eine Entscheidung. »Wir werden Mina und den Verräter Nirvan so nicht finden, da bin ich mir sicher. Die Suche wäre Zeitverschwendung. Sie ist eine erwachte Drachentochter, und er ist Herr der Magie. Sie werden sich vor unseren Augen zu verbergen wissen.« Er schaute zu Salvatorus. »Wir werden das Einzige tun, was wir tun können: Wir gehen zurück nach Tempelburg. Dort können wir den vereinten Völkerrat einberufen und gemeinsam entscheiden, wie wir weiter vorgehen.«
Salvatorus blickte ihn fragend an, nickte dann aber.»Heerführer Herdanik!«, rief ein Greifenreiter aus den hinteren Reihen. »Was ist?«, fragte dieser gereizt.
»Heerführer, einer der Greife ist tot! Es ist der verunglückte Greif. Er scheint nun doch seinen Verletzungen erlegen zu sein.«Zados war der erste, der sich durch die Soldaten drückte und zu dem toten Tier begab. Der Greif lag ausgestreckt auf der Seite, und seine weit geöffneten Augen blickten in die Leere. Irgendwie sah er aus, als habe man ihm die Seele gestohlen. Salvatorus trat hinter ihn. Der Anblick des toten Tieres ließ ihn frösteln.
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Stöhnend schlug Xsanthani die Hände vor das Gesicht und beugte sich vornüber. Er saß an einem Tisch in seinem Gemach, die ballgroße Kristallkugel auf dem Schoß. Sein Assistent SinSan wartete jetzt nicht länger. Er eilte nach vorne und drückte seinem Meister einen Becher in die Hände. Vorsichtig umklammerte Xsanthani den Becher und führte ihn an die Lippen. SinSan verneigte sich und trat wieder zurück. Der Elbengelehrte trank, dann verweilte er schweigend auf seinem Stuhl. SinSan stand geduldig in seiner Nähe, bis Xsanthani eine Hand hob und ihn anwies, zu ihm zu treten. »Meister?«
Xsanthani öffnete die Augen. »SinSan, mein treuer Gefährte.«
Eilig verneigte er sich. »Ja, Meister. Was kann ich für Euch tun?«
Xsanthani verzog seinen Mund zu einem müden Lächeln. »Es wird Zeit, dass wir unsere vorbereiteten Pläne anstoßen, SinSan. Ich habe bei meinen letzten Ausflügen viel gesehen und erfahren. So weiß ich nun auch, dass Mina nicht so schnell zurückkehren wird.«
Jetzt ließ sich SinSan auf seine Knie fallen und ergriff die Linke des Gelehrten. »Meister, was befehlt Ihr?«
Xsanthani wirkte müde, doch seine Augen zeigten Entschlossenheit. »Alles neigt sich zum Ende. Ein Ende, das einen neuen Anfang einläuten wird: die friedvolle und ausgeglichene Regentschaft der Elben. Meine Verbindung zu Herdaniks Gruppe ist soeben abgebrochen. Den Greif, den ich seit Beginn der Reise kontrolliert habe, ist gestorben. Wir werden jetzt keine Zeit mehr verlieren, sondern direkt aktiv werden.«
Xsanthani schaute den jungen Elben prüfend an. »Suche Killian Hallamut und unsere restlichen Verbündeten. Sage ihnen, es sei so weit. Was sie mir versprochen … nein, geschworen haben, werde ich nun fordern. In acht Tagen findet die nächste Ratsversammlung des Völkerrates statt. Eine Stunde vorher sollen sie sich alle einfinden, das ist mein Wunsch.«
Er stöhnte. SinSan sah ihn mit großen Augen an und nickte dann eifrig. »Ja, Meister. Ich werde sofort losgehen und mich darum kümmern.«Nachdem SinSan gegangen war, trat der Gelehrte vor einen mannsgroßen Spiegel. Er betrachtete sich lange: seine hochgewachsene, schmale Figur, die fast schwächlich wirkte, da sich kein Muskelstrang durch seine eng anliegende Kleidung abzeichnete. Seine feinen, hellblonden Haare, die ihm leicht über die Schultern fielen, und sein blasses, längliches Gesicht, das ihm makellos entgegenblickte. Zuletzt musterte er seine schmalen, länglichen Augen, die ihm mandelförmig entgegenblickten. Er schüttelte abwertend den Kopf. »Ich werde mich niemals an diesen Anblick gewöhnen.«
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Mina und Nirvan liefen die ganze Nacht und den kommenden Vormittag durch. Inzwischen waren sie sich sicher, dass Herdanik und seine Greifenreiter sie nicht verfolgten. Mina war froh darüber, denn eine Diskussion über ihre Entscheidung wollte sie vermeiden.
Ihre erste Pause verbrachten sie in einer kleinen Höhle, die ihnen Schutz bot.
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