Erbe des Drachenblutes (German Edition)
als ich vorerst dachte, aber kann das reichen? Und selbst wenn ich Cor Keto besiegen könnte, kann ich damit einen möglichen Krieg zwischen den Bewohnern des dunklen Kontinents und den freien Völkern abwenden? Diese Welt lebt seit Jahrtausenden mit Differenzen, die ich mir nur schwer vorstellen kann. Die Streitereien der alten Zeit hätten niemals so lange andauern dürfen.«
Ihr Blick blieb an den gelben, funkelnden Augen von Sommu Seth hängen. Etwas sagte ihr, dass er sie verstand. »Menschenkind«, begann er, »es gibt Dinge, die weit über deinen Verstand hinausgehen, die du aber mit der Zeit verstehen lernen wirst. Du bist vom Schicksal auserwählt, und außer dir wird es niemanden geben, der Cor Keto aufhalten kann. Es ist dir prophezeit worden!«
»Cor Keto ist ein Kriegstreiber voller Hass und Wut!«, fuhr Nirvan dazwischen. »Er hat niemals gelernt, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Und wenn er es schafft, den dunklen Kontinent zu verlassen, dann wird er alle Völker auf dem Festland unterjochen oder vernichten.«
»Warum hältst du Cor Keto nicht auf, Sommu Seth?«, fragte Mina. »Wenn du ihn besiegst, könntest du die Herrschaft auf dem dunklen Kontinent übernehmen. Laut Nirvan bist du eine aufrechte Seele, die die Dinge hier richten könnte.«
»Ach, ihr Menschen«, klagte der Drache an, »ihr seid noch so schrecklich unerfahren und voller Illusionen. Wir wissen die Prophezeiungen der Götter zu schätzen und zweifeln sie auch nicht an. Es gibt keine Chance für uns, gegen unseren Monarchen zu bestehen, denn es ist uns nicht bestimmt, ihn zu besiegen. Daneben darfst du nicht vergessen, dass Cor Keto nicht nur unser Monarch ist, sondern auch das letzte lebende Oberhaupt der Drachen. Wir sind Cor Keto Gehorsam schuldig, wie alle noch lebenden Drachen. Diese tiefe Verbundenheit, auch wenn sie falsch sein mag, können wir nicht einfach ignorieren.«
Mina stand auf und trat ans Feuer. »Das verstehe ich nicht. Warum bist du ihm weisungsgebunden, wenn du seine Taten nicht gutheißt?«
»Was glaubst du, wie viele Drachen es noch gibt, Mina?«, mischte sich Nirvan ein.
»Das weiß ich nicht.«
»Und was sagt dir dein Herz, Drachentochter?«, fragte Sommu Seth. »Du hast das Wissen in dir.«
Mina überlegte. Sie hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass ihr nun das Wissen der vorangegangenen Drachentöchter zur Verfügung stand. Zudem fiel es ihr noch sehr schwer, auf dieses Wissen zuzugreifen. Übung und langjähriges Training würden es ihr irgendwann erleichtern, aber so weit war sie noch nicht. »Ich bin mir nicht sicher. Irgendwie spüre ich Hunderte, gar Tausende von ihnen. Aber ich weiß nicht, ob die Erinnerungen aus der Zeit von Terranus stammen, oder ob es sich um die Anzahl der Drachen im Hier und Jetzt handelt.«
Sommu Seth wirkte bekümmert. »Einst waren wir Tausende.«
Nirvan erhob sich, und trat zu ihr. »Es gibt nur noch wenige Drachen hier in der Verbannung, und die, die es noch gibt, legen keine Eier mehr. Sie sterben aus, und man weiß nicht wieso. Es begann bereits wenige Jahre nach Beginn der Verbannung, und Cor Keto kam das bei der Machtergreifung sehr gelegen. Er hat sich vor einer Ewigkeit zum einzigen rechtmäßigen Nachfolger von Terranus erklärt und somit die Loyalität der noch lebenden Drachen gesichert.«
»Wie viele Drachen sind `nur noch wenige´?«
Nirvan bekam einen bitteren Ausdruck im Gesicht. »Soweit bekannt, gibt es nur noch siebenundzwanzig ihrer Art.«
»Oh, ihr Götter«, hauchte sie entsetzt. »Das heißt, dass all die Lebenslichter, die ich in meinen Erinnerungen spüre, schon lange ausgelöscht sind! Nur noch siebenundzwanzig? Das sind tatsächlich unglaublich wenige … Zados hat mir erzählt, dass Terranus einen Sohn gehabt haben soll. Auch er wurde angeblich auf den dunklen Kontinent verbannt. Cor Keto kann es aber nicht sein, denn er ist kein echter Drache, oder? Also warum hat der wahre Sohn von Terranus nie die Führerschaft über die Drachen angenommen?«, fragte sie.
»Der Sohn von Terranus«, holte Nirvan aus, »soll einst hier gelebt haben, das ist korrekt, aber er verschwand eines Tages spurlos. Böse Zungen behaupten, dass sich Cor Keto um ihn gekümmert haben soll.«
Sommu Seth stockte in der Bewegung. Etwas schien ihn an der Aussage von Nirvan gestört zu haben, aber er schwieg. Mina war es aufgefallen, aber es gingen ihr so viele Fragen durch den Kopf, dass sie kaum wusste, welche sie zuerst stellen sollte. »Und niemand hat
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