Erbe des Drachenblutes (German Edition)
versucht, ihn aufzuhalten?«
»Doch«, stimmte Sommu Seth zu. »Aber weit kamen sie nicht. Bei der Machtergreifung Cor Ketos gab es nicht mehr so viele Drachen wie einst, und jene, die seinen radikalen Ansichten nicht folgen wollten, wurden von ihm gejagt und abschlachtet. Und dass einige Attentate auf sein Leben fehlgeschlagen sind, hatten wir ja schon berichtet. Die restlichen Drachen zogen sich somit in abgelegene Regionen zurück, in denen Cor Keto sie schweigend toleriert – so wie er uns toleriert.«
Mina runzelte die Stirn. »Sommu Seth, wie alt bist du?«
»Oh, wir sind schon ein wahrlich betagter Drache. Wir werden im kommenden Jahr 599 Jahre alt.«
»Ja, für einen Drachen scheint das schon ein stolzes Alter zu sein«, stimmte sie zu. »Aber wie kann es sein, dass Cor Keto – der einzige Leviathan, der jemals in Dra'Ira gesichtet wurde – fast 3.000 Jahre alt sein soll?«
»Cor Keto hat viele dunkle Geheimnisse, Menschentochter. Was auch immer er tut, um dieses unnatürliche Alter zu erreichen, es ist gegen die göttliche Fügung! Und eines Tages wird er auch dafür Rechenschaft ablegen.«
»Ich bin dafür, dass wir alle noch lebenden Drachen zusammenrufen und gemeinsam gegen die Festung Crudus Cor ziehen«, schlug Mina voller Überzeugung vor. Sommu Seth und Nirvan schwiegen. »Aber wir brauchen doch ihre Hilfe, oder?«, fragte sie nach.
Nirvan schüttelte den Kopf. »Du hast nicht zugehört, Mina. Selbst Sommu Seth wird sich nicht offen gegen den Monarchen stellen, und die anderen sind wirklich über die Generationen verweichlicht. Kaum ein anderer Drache als Sommu Seth hätte sich überhaupt die Mühe gemacht, mit einem Menschen über das Thema zu sprechen, geschweige denn, Pläne zu einem Widerstand aufzustellen.«
Sommu Seth erhob sich, reckte seine Glieder wie ein riesiger Hund, der gerade erst erwacht war. »Es wird Zeit für eure Geschenke, Kinder.« Mit diesen Worten ging er an beiden vorbei, steckte seinen Kopf in eine offene Truhe und wühlte dort mit seinem Maul umher. Nach einigen Augenblicken gab er ein »Ah!« von sich und zog seinen Kopf zurück. Aus seinem Maul hing ein breiter Lederbeutel, den er Nirvan vor die Füße legte. Zuerst zögerte er, doch dann bückte er sich und öffnete das Bündel. Zum Vorschein kamen zwei sehr lange, schneeweiße Schwerter. Jedes hatte ein silbernes Heft, einen goldenen Knauf und eine nebelgraue Parierstange, die mit Runen verziert waren. Auf den Klingen waren Runen und winzige Darstellungen von Drachen zu sehen.
Passend zu den Waffen lagen daneben zwei Schwertscheiden. Eine davon war schwärzer als die dunkelste Nacht. Die andere wirkte strahlender als frischgefallener Schnee. Nirvan ergriff das Schwert neben der schwarzen Scheide. Verblüfft stellte er fest, dass es leicht wie eine Feder war. Grazil zog er die Klinge durch die Luft, dann ließ er sie auf einen kleineren hölzernen Hocker niederfahren. Ohne Widerstand schlug die Waffe das Möbelstück entzwei. »Beeindruckend! Die Schwerter sind einzigartig! Was ist das für ein Material? Eine solche Waffe habe ich noch nie gesehen.«
Sommu Seth lachte unterdrückt und setzte sich ihn. »Das, mein Lieber, ist ein Geschenk, das nur von einem Drachen überreicht werden kann. Nun, zumindest sollte man sie nur von einem Drachen erhalten. Es ist die einzige Waffe, die das Schuppenkleid von Cor Keto durchdringen kann. Die zwei Schwerter sind aus den beiden Reißzähnen des Drachenfürsten Terranus erschaffen worden.«
Mina neigte sich über eine der beiden Scheiden. »Die Schwertscheide ist heller als mein Haar«, flüsterte sie bewundernd. Sie musterte das zweite Schwert. »Das hier waren einst die Zähne des Drachenfürsten?«
»Oh ja! Einer unserer Vorfahren war es, der den Leichnam des Drachenfürsten mit in die Verbannung nahm. Hier erschufen die Drachen einen Altar, auf dem die Gebeine von Terranus ruhten. Doch als sich Cor Keto als Monarch ausrufen ließ, vernichtete er den Altar. Nur die beiden Reißzähne konnten vor dem Frevel gerettet werden. Ein Nachtalb, der als Meisterschmied seiner Art galt, erschuf daraus dann die beiden Waffen. Er schuldete unserer Familie noch einen Gefallen.«
Nirvan vollführte mit dem Schwert weitere spielerische Ausfälle und lobte ununterbrochen seine Leichtigkeit und Ausgewogenheit. Mina bückte sich und nahm den kalten silbernen Griff der anderen Klinge in die Hand.
»Der Griff ist eine Legierung aus Sternenstahl und Silber. Es ist leichter und härter
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