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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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über mit Phiolen, Glasflaschen und Tongefäßen erfüllt war. Sie lag auf dem Boden, nur mühselig kam sie hoch. Sie versuchte noch, das Gesehene zu verarbeiten, da zog Nirvan sie schon aus dem Raum hinaus. Tische, Regale und Bücher machten das Durchkommen schwierig.
    »Lass uns schnell von hier verschwinden.«
    Mina tastete nach dem Schwert an ihrer Hüfte – einer der Zähne von Terranus, dem letzten frei gewählten Drachenfürsten auf Dra'Ira. Das Schwert war da und schenkte ihr einen Funken Sicherheit, den sie schon verloren geglaubt hatte. Das Schwesterschwert hing gut sichtbar an Nirvans Gürtel. Lautlos glitten sie durch die Flure. Einige Treppen hatten sie bereits bewältigt, immer weiter hinauf. In der Ferne waren schallende Befehle und schwere Schritte zu vernehmen. Sie kamen näher und entfernten sich wieder, bevor Mina jemanden sehen konnte. Nervös strich sie sich eine weiße Haarsträhne aus der Stirn. Das Kopftuch saß wieder an seinem Platz.
    »Wie weit noch?« Sie wisperte die Worte mehr, als dass sie sie sprach.
    »Nicht mehr allzu weit. Wir müssen nur noch den Gang hinunter, dort unten dann nach links, und dann haben wir es fast geschafft. Normalerweise ist dieser Teil der Festung kaum belebt, da er viel zu nah an Cor Ketos Audienzsaal liegt. Jederzeit könnte er herauskommen und aus Langeweile jemandem den Kopf abbeißen. Aber heute ist hier die Hölle los! Sommu Seth hatte recht, überall herrscht Aufruhr. Etwas ist passiert, und Cor Keto bereitet seine Krieger auf den Ausfall vor.«
    »Aber wie sollen wir dann ungesehen bis zu ihm vordringen?«
    Nirvan drehte seinen Kopf in alle Richtungen. »Du sollst nicht ohne Grund einen Magier bei dir haben.«
    Er ergriff ihre Hand. Zuerst dachte sie, dass er sie weiterziehen wollte, doch dann spürte sie eine andere Art von Sog, der sie schwindelig machte. Ihr Blick verschwamm, und alles um sie herum wurde undeutlich. Übelkeit stieg in ihr auf, und sie merkte, dass ihre Beine sie kaum noch tragen konnten. Gerade wollte sie Nirvan fragen, was mit ihr passierte, da löste er seine Hand und packte sie unter den Armen. Da erst merkte Mina, dass sie im Begriff war hinzufallen.
    »Es tut mir leid, aber ich musste das tun. Was ich vorher nur ahnte, hat sich jetzt als Tatsache bestätigt: Wenn ich auf deine Kraft zugreife, kann ich meine Magie überproportional steigern. Ich weiß jetzt, dass kein Lebewesen in unserer Nähe ist und uns niemand sehen kann. Wir werden es bis zum Ende des Ganges schaffen. Und selbst, wenn jemand kommen würde, kann ich jetzt ein Schutzfeld um uns herum aufbauen, das uns sozusagen unsichtbar machen wird.«
    »Was? Du hast meine Kraft angezapft?« Aufkommende Wut lag in ihrer Stimme. »Du weißt doch, dass ich mich selbst durch mein Drachenblut einem Chamäleon gleich meiner Umgebung anpassen kann. Das wäre also nicht nötig gewesen!«
    »Ja, du schon. Aber was ist mit mir? Ich hoffe, du wirst es mir verzeihen, aber ich habe mehr Erfahrung mit der praktischen Anwendung von Magie, daher hielt ich den Weg für den einfachsten.« Er zuckte mit den Achseln und half ihr, sich wieder aufzurichten. Lichtfunken tanzten in ihrem Sichtfeld. »Wie kannst du das ohne mein Einverständnis wagen?«
    Erstaunt bemerkte Nirvan, welche Härte in ihrer Stimme mitschwang. Auch in ihrer Mimik wallte Zorn auf.
    »Ich …«, er zögerte. »Ich ging davon aus, dass du damit einverstanden bist, wenn wir dadurch einen Vorteil erhalten.«
    Ihre Augen öffneten sich und wirkten wie zwei eiskalte Bergseen. Ein stechender Blick ließ den Magier zurückweichen.
    »Egal wie die Sache heute ausgeht, Nirvan, und egal, was du denkst, was ich für dich empfinden mag: Du wirst mich nie wieder ungefragt anzapfen!« Er blinzelte irritiert. Mina war ihm wichtig, sie war wahrscheinlich sogar das Wichtigste für ihn, was es auf Dra'Ira noch gab, auch wenn er es ihr noch nie gesagt hatte, aber die jetzt von ihr ausgehende Dominanz war neu für ihn. Das war eindeutig die Ausstrahlung einer Regentin. Er nickte kurz und entschuldigte sich. Kurz darauf glitten beide geräuschlos den Gang entlang, immer weiter, hin zur Entscheidung ihres Lebens.

    v v v v v
    »Die Stadt brennt!« Salvatorus ergriff den Soldaten, der brüllend um die Ecke gerannt war, am Kragen. »Nicht nur die Stadt, du Narr, sondern auch der Palast!« Er stieß ihn zurück. »Und jetzt schau, dass du deine Einheit findest!«
    Salvatorus stand in einem verrußten Gang und blickte hektisch in alle Richtungen.

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