Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Magiers.«
»Wir haben all das schon seit sehr langer Zeit geplant«, übernahm Nirvan, »und wir wissen, dass das Portal funktioniert. Es wurden schon andere hindurchgeschickt.«
»Ihr habt weitere Verbündete in Crudus Cor?«, fragte Mina überrascht.
»Nein, nicht mehr. Sie sind unserem Monarchen unangenehm aufgefallen und wurden hingerichtet, bevor sie fliehen konnten. Doch das Geheimnis des Portals haben sie mit ins Grab genommen.«
Mina schaute sich um, erkannte aber nur Fels, Stein und Feuchtigkeit. »Wo ist das Portal?«
Nirvan grinste tückisch. »Dein Blut sollte es dir leicht machen, den Durchgang zu finden, versuche es!«
Ihr Mund wurde schmal, ihre Stirn legte sich vor Anstrengung in Falten, aber sie sah nichts Ungewöhnliches. Gerade wollte sie sich zu Nirvan umdrehen und ihm fauchend erklären, dass sie keine Zeit für solche Kindereien hatten, da wurde es ihr klar. Als wäre es nie anders gewesen, tauchten vor ihren Augen helle Linien in leuchtendem Blau, Grün und Rot auf. Sie tanzten an den Wänden, zogen sich zusammen und bildeten ein Pentagramm. Sie glaubte, ein leises, feines Lachen von zarten Stimmen zu hören, dann waren die Erscheinungen verschwunden, und zurück blieb der nackte Fels. Jetzt aber erkannte sie das Pentagramm in dem Gestein. Es war weder eingemeißelt noch aufgemalt, es waren die Steine selbst. Sie lagen in der Position, wie die Machtlinien es ihr vorher gezeigt hatten. Wieder erklangen die hellen Stimmen, die kicherten und lachten.
»Ich kann es sehen! Ich habe es auf einmal gesehen und ich höre … Lachen!«
Der Lindwurm senkte seinen mächtigen Schädel bis auf Minas Augenhöhe. »Du bist gut, kleine Drachentochter. Wenn die Fügung dir genügend Zeit auf Erden gewährt, kannst du eine der Besten werden.«
»Es ist das Lachen von Feen«, erklärte Nirvan. »Sie sind winzige, geflügelte Kreaturen, die sich meistens dem Schabernack verschrieben haben. Eigentlich sollte es hier auf dem dunklen Kontinent keine von ihnen geben, denn niemals wurde eine Fee in die Verbannung geschickt, aber dennoch sind sie hier. Wir können es uns nur so erklären, dass sie bereits in der Zeit der Götter hier lebten und sich seitdem irgendwie durchgeschlagen haben.«
»Aber wo sind sie? Ich kann sie nur hören, aber nicht sehen.«
»In die Ewigkeit des Steins eingegangen«, erklärte Sommu Seth. »Wir sind mächtig, ja, aber um ein Portal in die Festung zu öffnen, mussten Opfer gebracht werden. Die Feen wussten das.«
Erschrocken schaute sich Mina das Pentagramm nochmals an. Sie wollte es wissen, wollte die Wahrheit sehen. Im nächsten Augenblick formten sich die Steine vor ihr zu kleinen, zerbrechlichen Umrissen. Sie sah mit einer erschreckenden Klarheit bestimmt fünfzig winzige, menschenähnliche Körper, die die Linien des Pentagramms nachzeichneten. Regungslos lagen sie dort, kleine Flügel in schimmernden Farben an sich gepresst und in Blütenblätter gekleidet.
»Du hast sie getötet?«
»Nein, Drachentochter. Wir haben ihnen nichts getan, es war ihr freier Wille. Sie wussten, welche Hoffnungen wir hegen, und sie wussten, dass ihr Opfer das Wunder bewirkt, dass ein magisches Tor direkt in das Heim des Monarchen geöffnet werden kann. Sie hoffen auf den Tag, an dem ein Erlöser kommt.«
»Dennoch sind sie tot!«, beharrte Mina.
»Nein, sie warten! Sie gingen in den Stein und wurden selbst zu ihm.« Sommu Seth versuchte eindringlich zu klingen, aber Mina überzeugte das nicht. Hilfesuchend schaute sie Nirvan an, doch er winkte ab.
»Es ist egal, Mina. Jeder muss selbst entscheiden, welchen Weg er geht. Manche sind einfacher und manche schwieriger. Wir sind hierhergekommen, um Cor Keto die Abreibung seines Lebens zu verpassen, also lass das Trauern um die Feen und tritt hinein!«
Sie wog gedanklich ihre Möglichkeiten ab, dann trat sie widerwillig in das Pentagramm, gefolgt von Nirvan. Der Drache schloss seine Augen, der Magier tat es ihm gleich. Die Linien der Macht begannen zu leuchten, und die kleinen Feenkörper traten deutlich aus dem Stein hervor. Sie zuckten und bebten, ihr zartes Lachen, das an ein feines Glockenspiel im Herbstwind erinnerte, ging in ein Stöhnen über. Eine Kakophonie von seufzenden und ächzenden Tönen, die so filigran klangen, dass Mina schwer ums Herz wurde, erfüllte die Höhle. Was danach geschah, konnte sie später nicht mehr sagen. Das nächste, woran sie sich erinnerte, waren die Umrisse eines extrem eingestaubten Raumes, der über und
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