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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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weiß, was das zu bedeuten hat. Der einzige Ort, an dem man noch Elben antrifft, ist der vereinte Völkerrat in Tempelburg. Die Elben dort werden von einem Mann angeführt, der auch als Sprachrohr für alle drei Elbenfürsten gilt: Xsanthani ist sein Name. Er ist einer der obersten Elbengelehrten, aber ich mag ihn nicht. Er hat was …«, Nexus zögerte, schien nach den richtigen Worten zu suchen, und sprach dann weiter: »… es ist etwas Abweisendes, etwas Dunkles an ihm, wirklich. Und seine Anhänger sind auch nicht viel besser.«
    »Xsanthani«, wiederholte Mina. Nexus nickte. »Ja, er und seine Anhänger sorgen fortwährend für Ärger im Rat. Dieser angebliche Gelehrte tauchte einfach auf, von heute auf morgen. Seitdem hat er in jeder Ratssitzung was zu sagen, ständig weiß er alles besser, er nervt!« Nexus seufzte und schüttelte den Kopf. »Kein netter Geselle, wirklich.«
    Mit einer Hand bedeckte Mina ihre Augen und blickte zur Sonne. »Weißt du, über Kobolde weiß ich ehrlich gesagt auch nicht viel.«
    Schlagartig wirkte Nexus wieder fröhlicher. »Oh, nicht schlimm, nicht schlimm. Das wirst du lernen. Nexus wird es dich lehren.« Begeistert strahlte er sie an und überkreuzte seine nackten Füße. Seine grünen Zehen wackelten aufgeregt. »Kobolde sind meist freundliche und hilfsbereite Wesen, nicht so wie die doofen Orks oder die ollen Nachtalben! Aber die anderen Völker mögen uns nicht so.« Sein schmollender Gesichtsausdruck kehrte zurück. »Die anderen Völker meinen, Kobolde seien eine niedere Rasse. Nicht sehr schlau, sagen sie. Das liegt aber auch daran, dass unsere Vettern, die Düstersteinkobolde, sich auf die dunkle Seite geschlagen haben, schon vor Jahrhunderten.«
    »Ich glaube nicht, dass alle anderen euch als minderwertige Rasse sehen. Zados scheint dich doch zu respektieren, oder?«
    Nexus grinste zufrieden. »Unsere Freundschaft ist ja auch was ganz Besonderes. Habe noch nie gehört, dass es eine zweite Freundschaft wie unsere gibt.« Er nickte eifrig. »Wir sind Freunde! Uns ist es egal, wenn unsere Familien das nicht gutheißen. Was wissen die schon? Zados mag mich und ich mag ihn.«
    Der Gedanke rührte Mina, und sie musste unwillkürlich an Janice denken. Auch ihre Eltern hatten diese Verbindung zuerst abgelehnt, doch je mehr andere dagegen waren, desto stärker war das Band ihrer Freundschaft geworden. »Ich verstehe«, sagte sie, und sie meinte es auch so.
    Der Nachmittag verging wie im Flug, und irgendwann war Mina so müde, dass sie sich hinlegte. Kurz darauf war sie eingeschlafen. Als sie wieder aufwachte, war es bereits dunkel geworden. Kleine Lichtpunkte am Himmel bildeten Sternbilder, die sie noch nie gesehen hatte. Enttäuschung breitete sich in ihr aus. Sie lag noch auf der fremden Waldlichtung, also war all das Erlebte doch kein Traum gewesen.
    Sie stellte fest, dass jemand sie mit einer weichen Baumwolldecke zugedeckt hatte. Sie blickte noch einmal zum Himmel. Die Sterne wirkten ein wenig trüb, als lägen sie hinter einer leicht milchigen Glasscheibe. Sie entschied, später Nexus danach zu fragen.
    Der Ruf eines Kauzes erklang in den Tiefen des Waldes, und in der Nähe knisterte leise ein Lagerfeuer. Eine Schale Wasser und etwas Brot lagen neben ihr. Zögernd ergriff sie das Brotstück. Da sie am Mittag kaum etwas gegessen hatte, knurrte ihr der Magen. Schnell riss sie Stücke aus dem Brot heraus und stopfte sich so viel davon in den Mund, wie nur hineinpasste. Einen Augenblick lang stellte sie sich vor, dass sie wie ein Hamster aussehen musste, doch das war ihr egal. Sie schaute zum Lagerfeuer. Nirvan saß dort und blickte schweigend in die tanzenden Flammen. Der Waldkobold lag etwas entfernt in eine Decke eingerollt und schlief. Der Elb war nicht zu sehen. Wahrscheinlich war er auf einem Wachgang. Gedankenverloren strich sie sich über die Stirn. Alles war real, auch wenn sie nicht verstand, wie so etwas sein konnte. Vorsichtig rollte sie die Decke zur Seite und stand auf. Jetzt war sie froh, dass sie neue Kleidung bekommen hatte, die ihr Wärme und Sicherheit schenkte. Neben einer eng anliegenden Lederhose, einem dunklen Baumwollhemd und einer schmalen Weste trug sie weiche Stiefel, die so geschmeidige Sohlen hatten, dass sie sich perfekt jedem ihrer Schritte anpassten. Die Kleidungsstücke waren deutlich komfortabler als der Pyjama, den Nexus den Flammen zum Fraß vorgeworfen hatte. So war das Einzige, was ihr geblieben war, die Kette mit dem silbernen

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