Erbe des Drachenblutes (German Edition)
in die Nase und alle Sorgen fielen von ihm ab. Es gab tatsächlich nur noch wenig im Leben, was ihn begeisterte, aber wenn er in seine geliebten unterirdischen Meeresgrotten trat, seinen massiven Körper langsam in das erfrischend kalte Wasser eintauchte, dann war er glücklich. Er genoss den Moment, zögerte ihn hinaus, bevor er endlich abtauchte. Die riesigen Grotten waren der Grund dafür, dass er seine Festung hier hatte errichten lassen. Die von ihm ausgesuchten Erbauer hatten zwei Generationen daran gearbeitet, Crudus Cor über den natürlichen Grotten zu erschaffen und dafür zu sorgen, dass von außen niemand erahnen konnte, dass sie existierten. Als sie fertig gewesen waren, hatte er wiederum dafür gesorgt, dass keiner von ihnen sein Geheimnis verraten konnte. Er hatte sie alle, ihre Familien und Freunde gründlich ausradiert, und danach hatte es genügend Platz gegeben, um neue Diener in der Festung aufzunehmen. Damals hatte er auch verkündet, dass das Betreten der unteririschen Gewölbekomplexe bei Todesstrafe verboten sei. Crudus Cor das größte Bollwerk in seinem Reich. Und mit den Jahrhunderten war darum auch die einzige Stadt des dunklen Kontinents gewachsen: Domusta. Gelegentlich reinigte er die Stadt und seine Festung von Schwächlingen und Störenfrieden, was jedoch seine Untertanen kaum dezimierte. Ausgerechnet die verhasste weiße Regentin sorgte dafür, dass ihm, einem niemals versiegenden Fluss gleich, stets neue zuströmten. Verbannungen wurden heute sogar noch öfter ausgesprochen als vor ein paar Jahrhunderten. Und gleich, was die Drachentochter ihm schickte, noch war niemand dabei gewesen, der es auch nur im Ansatz gewagt hätte, ihm seine Position streitig zu machen.
Nur selten dachte er an die Zeit zurück, in der sich sein Leben so radikal verändert hatte. Es war eine Zeit des großen Wandels gewesen, eine Zeit, in der er sich und seine Hoffnungen schon hatte aufgeben wollen, bis er den Alten getroffen und sich ihm damit unvorstellbare Möglichkeiten offenbart hatten. Er hatte sich verändert, seine Macht war gewachsen, und er hatte alle streunenden, heimatlosen Völker unterjocht, die auf den dunklen Kontinent lebten. Danach hatte er sich selbst zum Monarchen des Reiches erhoben, und es hatte niemanden gegeben, der ihm auch nur annähernd gefährlich hätte werden können. Der einzige Wermutstropfen in seiner Herrschaft waren die Drachen. Oh ja, gerade sie waren mit seinem Vorgehen nicht einverstanden gewesen und hatten ihm vor einigen Jahrhunderten bei jeder Gelegenheit Probleme bereitet. Und sie waren die Einzigen, die das Geheimnis seiner Alterslosigkeit erahnten. Drachen wurden alt, uralt, aber sie waren nicht unsterblich. So konnte auch er nicht unsterblich sein, weshalb die Drachen ihn für unnatürlich hielten. Auch dass er seinen Köper hatte verändern lassen, stand gegen jeden Grundsatz, dem die Drachen folgten. Und da alle anderen Lebewesen kurz- und schnelllebiger als die Drachen waren, erinnerte sich sonst niemand daran, dass er einst anders ausgesehen hatte.
Die Drachen waren ein Problem gewesen, ja, aber heute kümmerte es ihn nicht mehr. Das Dilemma mit ihnen hatte sich fast von alleine gelöst. Die Zeit selbst stand ihm zur Seite, denn sie starben aus. Generation für Generation gab es weniger befruchtete Dracheneier, was wohl an ihrer Gefangenschaft auf dem dunklen Kontinent lag. Das Lebensfeuer der Giganten war so groß, dass ihnen nur die Freiheit der Lüfte genug Platz geben konnte, um sich zu entfalten. Sie waren nicht dafür vorgesehen, ihr Leben unter einer magischen Kuppel zu verbringen. Auch waren die wenigen Drachen, die es heute noch gab, nur noch ein Schatten ihrer ehrenwerten Vorfahren. Diese Kreaturen hatten sogar den letzten Funken seines Respekts verloren. Sie hatten nichts verdient, und das sollten sie auch von ihm bekommen: nichts! Er tauchte unter. Mit dem erfrischenden Salzwasser wusch er alle Gedanken an seine ungeliebten Verwandten ab, dann spannte er seinen Körper an und tauchte tiefer in die scheinbar bodenlosen Abgründe, die den Weg ins offene Meer verbargen.
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In der Zeit, in der Mina mit dem Kobold alleine war, erfuhr sie alles Mögliche über seine Welt. Überrascht horchte sie auf, als Nexus erwähnte, dass es Nirvans Wunsch gewesen war, ihr alles über Dra'Ira beizubringen, was eine Fremde über das Land und dessen Bewohner wissen musste. Als Mina noch ohnmächtig auf der Lichtung gelegen hatte, hatte er für den Anfang
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