Erbe des Drachenblutes (German Edition)
dem Kobold die Aufgabe zugewiesen, und Nexus hatte voller Begeisterung nur darauf gewartet, mit seinen Erzählungen zu beginnen. Sie selbst hielt sich mit den Ausführungen zu ihrer Heimat zurück, obwohl Nexus immer und immer wieder versuchte sie auszufragen. Ohne müde zu werden, betonte er in jedem fünften Satz, dass er sich eine Welt ohne Magie und nur von Menschen bewohnt nicht vorstellen könne. Aber jedes Mal, wenn sie das fremdartige, grüne Wesen anblickte, zweifelte sie an ihrem Verstand. Sie wollte nicht, dass Nexus zu viel von ihr erfuhr, solange man ihr nicht sagte, ob und wann sie wieder nach Hause durfte.
»Nexus, erzähl mir mehr über deine Begleiter«, bat sie. Nexus' Augen leuchteten. Er schilderte ihr, dass Zados – wie alle Elben – sehr klug sei, sich aber am liebsten von anderen Völkern fernhielt. Nach Nexus' Überzeugung konnte er mit dem Wind reden und verstand die Sprache der Tiere. Und er war ein Freund der Bäume und Pflanzen, was Mina nur wenig überraschte. Im Großen und Ganzen entsprach Zados genau ihrer Vorstellung eines Elfen, die sie sich über all die Jahre aus Filmen und Büchern erworben hatte.
»Unglaublich alt, schön und scheinbar ewig jung, das ist er!«, sagte Nexus aus voller Überzeugung, und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »So wie ich!« Mina blickte ihn an. Ungewollt musste sie schmunzeln. Etwas verdutzt musterte er sie, doch sie ging nicht weiter darauf ein.
»Also spielen die Elben eine wichtige Rolle im Reich der Drachentochter«, griff Mina einen vorherigen Gesprächsfaden nochmals auf. Der Waldkobold nickte, doch etwas in seinem Gesicht sagte ihr, dass er mit der Feststellung nicht glücklich war. »Du scheinst die Elben nicht sonderlich zu mögen, Nexus.«
Er verdrehte seine grünen Augen, und seine Unterlippe lugte schmollend hervor. »Sie halten sich für was Besseres. Ja, das tun sie!«
Mina antwortete nicht, sondern hoffte, mehr über seine Gedanken zu erfahren. Mit Erfolg. Nach einigen Sekunden des Schweigens ließ sich Nexus plumpsend auf den Hintern fallen und blickte ins Gras. »Sie haben sich verändert, die Elben, wirklich. Sicher, sie waren schon immer ein großes und mächtiges Volk, aber in den letzten Jahrhunderten gab es einen Wandel in ihrem Verhalten gegenüber den anderen Völkern. Es gibt drei große Elbenfürsten: Hornameed sa dee, der Sanfte, regiert die Stadt Birkenzweig. Seine Gefolgsleute nennen sich Pfriem'Elben. Und in der Elbenstadt, die als die größte in Dra'Ira gilt, leben alle möglichen Elbensippen und Gruppierungen, unabhängig von ihren Ahnen, oder ihren Fertigkeiten. Man sagt, dass ihre elfenbeinfarbenen Gebäude geschwungenen Hörnern gleich gen Himmel ragen und dass ein normaler Mensch von der Schönheit der Stadt erblinden kann. Ob das stimmt, weiß ich nicht, nein, nein. Ich kenne niemanden, der Birkenzweig mit eigenen Augen gesehen hätte, wirklich. Sie ist verboten für die anderen Völker … oder so was ähnliches.
Dann gibt es Banksia, den Lautlosen. Er ist der Anführer der Wanderelben und somit auch das direkte Oberhaupt von Zados. Gemeinsam mit seiner Sippe lebt er in den Tiefen der Wälder von Semand. Dort haben sie die Bäume so verändert, dass sie jetzt unvorstellbar groß sind. Die Elben haben mit Hilfe ihrer Magie in den Stämmen Aushöhlungen erschaffen, die ausreichen, um ihnen als Behausungen zu dienen. Die meisten von ihnen sind wahre Künstler in der Magie, Zados aber hat die Begabung nicht geerbt, er ist eher ein begnadeter Jäger, ja, ja. Unabhängig von ihren magischen Fähigkeiten sind die Wanderelben sicher die Arrogantesten ihrer Art, wirklich.
Zuletzt regiert Fürst Nadelzweig, der Eiserne, an den Berghängen der Drachenwiege, direkt neben dem Land der Schöpfungssänger. Er ist bekannt dafür, dass er niemals einen Tag begeht, ohne ihn ausführlich bedacht zu haben. Seine Getreuen nennen sich Neig'Elben oder auch `die Erdverbundenen´, da sie den Wäldern den Rücken gekehrt haben und die weiten Steppen und Berge bevorzugen.«
Mina setzte sich Nexus gegenüber. »Gut, es gibt drei Elbenfürsten, aber daran ist ja nichts Schlimmes, oder?«
»Mag sein, ja, ja, aber manchmal denke ich, dass die Elben nicht mehr ganz richtig im Kopf sind. Die drei Fürsten gelten im Reich der Elben als gleichgestellt, aber sie sind trotzdem der weißen Regentin weisungsgebunden. Das ist etwas, was ihnen noch nie gefiel. Und heute sieht man außerhalb von Semand kaum noch einen Elb, wirklich. Keiner
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