Erbe des Drachenblutes (German Edition)
erinnerte.
Cor Keto wirkte besänftigt. Mit ruhigen Schritten ging er wieder zu seinem Thron und gab ein zufriedenes Brummen von sich. »Ich bin froh, dass ich endlich dein vertrautes Gesicht wieder sehen kann, Sennus Nachtschatten. Immer, wenn Medana die magische Verbindung zu dir aufgebaut hatte und ich dieses scheußliche Elbengesicht sehen musste, wurde mir übel. Die Elben sind die Kakerlaken in der Zivilisation von Dra'Ira. Es war im Wesentlichen ihre Schuld, dass die Drachen in die Verbannung geschickt wurden. Wie könnte ich ihnen das jemals verzeihen?« Er wendete seinen mächtigen Körper so lange, bis er sich bequem niederlassen konnte. »Maden in meinen Wunden, das sind sie! Ich hoffe aufrichtig, dass du deine Arbeit gut gemacht hast, alter Freund, und die Elben die Demütigungen niemals vergessen werden!«
Sennus Nachtschatten gab eine zustimmende Geste von sich. »Es soll so geschehen, wie es Euer Herz begehrt!«
Sein Blick fiel auf die alte Koboldschamanin und seinen ehemaligen Lehrling. Wahrscheinlich hatte der Aufprall beiden das Genick gebrochen, wenn Medana nicht bereits von dem Schwertstoß in ihre Brust gestorben war.
Cor Keto bemerkte seinen Blick und schnaufte gelangweilt. »Was hast du eigentlich zu dem Verrat deines Schützlings zu sagen, Sennus? Du weißt, wie meine Regeln sind. Wenn ihr – meine Vertrauten – jemanden aufnehmt und für ihn einsteht, dann sind seine Verfehlungen auch die euren!«
Sennus Nachtschatten trat zu Nirvan und Medana. Ignis wurde klar, dass der Zauberer sie noch nicht gesehen hatte. Damit es auch so blieb, trat sie tiefer in den Schatten. Kurze Zeit betrachtete Sennus seinen ehemaligen Lehrling, dann stieß er ihn mit dem Fuß an. Nirvan regte sich nicht. Sennus beugte sich über Medana und fühlte nach ihrer Halsschlagader. Er spürte nichts. Medana würde er nicht sonderlich vermissen. Ein Machtpol weniger, der um die Gunst des Monarchen buhlte. Und Nirvan hatte sich sein Ende selbst zuzuschreiben.
Mit durchgedrücktem Kreuz drehte er sich zu seinem Monarchen um und hob stolz das Kinn. »Mein Leben und meine Seele für Euch! Wenn Ihr glaubt, dass ich nur einen Herzschlag lang mit dem Verrat des Abtrünnigen einverstanden war, dann tötet mich auf der Stelle!«
Es dauerte eine Weile, in der die Luft zwischen dem Monarchen und dem Hofmagier scheinbar gefror, dann grinste Cor Keto und stimmte ein kehliges Lachen an. Sennus hob erleichtert beide Augenbrauen.
»Es ist gut, Sennus, es ist gut! Nein, ich zweifle nicht an deiner Loyalität, sonst würdest du schon längst meinem Abendessen Gesellschaft leisten. Dennoch muss ich zugeben, dass – wären deine Erfolge für mich nicht so maßgeblich gewesen – ich es mir vielleicht anders überlegt hätte. Nirvans Verrat wiegt schwer! Aber ich brauche dich, um den Schutzschild fallen zu sehen.«
Sennus gab eine zustimmende Geste von sich. »Ja, auch für mich ist es ein herber Schlag. Tatsächlich glaubte ich an seine Treue und bin zutiefst entsetzt von seinem Betrug an Euch. Aber zumindest hat er das Mädchen hierher geführt, das seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat, bevor wir das übernehmen mussten«, sagte er gedankenverloren.
Cor Ketos Augen verengten sich. »Wie bitte?«
»Mina von Gabriel. Neben Nirvan ist auch sie hier eingedrungen. Ich habe sie durch die magische Pforte hindurch gesehen, wie sie sich selbstmörderisch und kopfüber in den Brunnen gestürzt hat. Einen solchen Sturz kann niemand überleben. Wahrscheinlich hatte sie nicht den Mut, sich Euch direkt zu stellen, und wählte deshalb den Freitod.«
Jetzt weiteten sich Cor Ketos Pupillen, und sein Brust blähte sich. »Was? Das Menschenkind ist hier? Es ist in meinen Brunnen gesprungen?«Sennus Nachtschatten nickte, merkte aber sogleich, dass etwas falsch lief. Der Monarch schien zu einer Salzsäure erstarrt zu sein.
v v v v v
Der Sturz … er erinnerte Mina an den Tag, an dem sie auf Dra'Ira angekommen war. Einmal durch das magische Weltentor getreten, war sie aus Dra'Iras Himmel herabgestürzt. Sie war so lange gefallen, bis sie wenige Meter vor der Erde langsamer geworden und in einen See gestürzt war. Jetzt war es nicht viel anders. Mina konnte aber nichts sehen, alles um sie herum war finstere Nacht. Kurz überlegte sie, ob so der Tod sein musste, dann aber erinnerte sie sich ihrer Aufgabe. Sie spürte den Wind an der Kleidung zerren. Auch das Kopftuch, das Nirvan ihr gegeben hatte, hatte sie verloren.
`Wo bist du? Hörst du
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