Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
Vom Netzwerk:
mich? Ich komme zu dir, weil ich dir helfen will!´ Sie dachte es nur, aber sie wusste genau, an wen sie den Ausruf schicken wollte. `Ich stürze! Vielleicht sterbe ich, hörst du mich?´
    Keine Antwort war zu vernehmen. Mina spürte nur eine aufkommende Einsamkeit, die sie zu erdrücken schien. Plötzlich erinnerte sie sich an ihre Pflegeeltern, die immer für sie da gewesen waren. Sie sah das Lächeln von Henriette von Gabriel, wenn sie zusammen auf Reisen gewesen waren. Und sie sah die Freude in den Augen von Karl von Gabriel, wenn sie gute Noten mit nach Hause gebracht hatte. Dann gab es noch Janice – die echte, nicht Ignis, die mit Janice Schneider nicht das Geringste zu tun hatte. Sie erinnerte sich an die vielen Tage, Wochen und Monate, die sie zusammen verbracht hatten, in denen sie gemeinsam gelacht und die sie gemeinsam durchgestanden hatten. Was würde sie dafür tun, wenn sie noch einmal die alte Janice treffen könnte …
    `Wer ist Janice?´
    Minas Körper durchfuhr ein starker Ruck. Ihr Fall verlangsamte sich. `Oh, du bist da! Du bist wahrhaftig gekommen!.´
    Sie fühlte wie sich ihr Sturz verlangsamte, der Wind weniger an ihr zerrte. Zwar konnte sie noch immer nichts sehen, aber ihr war klar, dass ihr Fall fast zum Stillstand gekommen sein musste.
    `Ich habe deine Rufe gehört, Mina, aber ich wollte nicht zu dir kommen. Was du mir gesagt hast, ist nicht nett gewesen. Du hast Sachen behauptet, die du nicht beweisen kannst.´
    `Und? Was hat sich geändert, dass du mich nun rettest?´
    `Ich bin neugierig auf dich und deine Gedanken. Ich habe dir zugehört, als du vorhin an deine Pflegeeltern und an deine Freundin gedacht hast. Du hast mein Herz berührt. Mein größter Wunsch ist es, einen wahren Freund zu haben, und du scheinst einen verloren zu haben.´
    »Freunde, ja, sie sind das Wichtigste auf der Welt, auf jeder Welt. Ich möchte gerne dein Freund sein, aber dafür musst du ehrlich mit mir sein. Woher kommst du, und wer bist du?« Mina sprach nun laut. Sie fühlte sich unendlich erleichtert, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte und die fremde Existenz nun mit ihr kommunizierte. Sanft und sicher glitt sie auf einen festen Untergrund. Mit beiden Händen tastete sie sich am Boden entlang. Sie spürte festgetretene Erde, Feuchtigkeit und kleine Kieselsteine. Auch in der Luft hing ein Geruch von Nässe. Alles, was sie fühlen und riechen konnte, erinnerte sie an ein Kellerverlies in einer alten Burg.
    Sie steckte das Schwert in die Gürtelscheide und tastete sich weiter vor. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, und schemenhaft erkannte sie ein paar Umrisse. Sie sah einige größere Steine und kleinere Felsvorsprünge, sonst aber nichts.
    Unvermittelt wurde es hell. Geblendet hielt sie eine Hand vor ihr Gesicht. Das Licht war so intensiv, dass ihre Augen tränten und sie jede Orientierung verlor. Sie stöhnte auf, die Helligkeit durchleuchtete jeden Millimeter von ihr. Doch so schnell das Licht gekommen war, verschwand es auch wieder. Ohne Übergang milderte es sich ab, bis Mina wieder die Augen öffnen konnte. Ungläubig schaute sie sich um. Die Felsenhöhle war verschwunden. Auch der Geruch nach Feuchtigkeit und Erde war fort. Stattdessen breitete sich eine saftige, grüne Wiese vor ihr aus. Sie blinzelte. Die Wiese war wunderschön, und kleine, bunte Blumen vervollständigen ihre Schönheit bis hin zur Perfektion. Über ihr strahlte ein makelloser hellblauer Himmel, der am Horizont durch die kantigen Konturen von Bergspitzen begrenzt wurde. Die obersten Spitzen schimmerten weiß, als seien die Berge mit Puderzucker bestreut. Das Summen von Insekten war zu hören. Tief sog sie die klare, erfrischende Luft in ihre Lungen. Auch wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie hierhergekommen war, so befand sie sich auf jeden Fall auf einer Alm.
    »Wie in den Alpen«, flüsterte sie leise zu sich selbst, »wo ich im letzten Jahr mit meinen Eltern im Urlaub war.« Sie fühlte sich wohl und geborgen, doch gerade das machte sie misstrauisch. Sie konnte nicht auf der Erde sein. Und wo war ihr Gastgeber? Sie schaute sich weiter um. Zuerst sah sie in alle Richtungen nur die betörende Wiese mit ihren frühlingshaften Gerüchen. Sie drehte sich mehrfach um sich selbst, bis sie plötzlich eine schlichte Holzhütte ausmachte, die vorher noch nicht da gewesen war. Es gab kein anderes Ziel, also ging sie zu der Hütte.
    Der untere Teil der Hütte war aus groben weißen Steinen erbaut, darüber

Weitere Kostenlose Bücher