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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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wollte sie jetzt erreichen. Sie fiel in eine Trance, die sie dem dunklen Ort Crudus Cor vollends entrückte.
    Zur gleichen Zeit fiel Lyonels Blick in einen anderen Teil des Saals. Seine ölig schwarzen Augen durchdrangen die Stützpfeiler des Saals, als läge der Raum wie ein offenes Buch vor ihm. Ignis zuckte erschrocken zusammen. Nach Minas Sprung in den Brunnen hatte sie nichts mehr unternommen. Sie hatte Nirvan gewähren lassen, weil der Gedanke, dass er Medana für sie vernichtete, sehr verlockend war. Danach war dieser elende Magier Sennus Nachtschatten erschienen, von dem sie schon so viel gehört hatte. Für sie stellte er nur weitere Konkurrenz dar, und sie kannte seine tatsächliche Stärke nicht. Deshalb hatte sie wiederum beschlossen, noch zu warten. Jetzt erwies sich das als weise, denn Sennus Nachtschatten war offensichtlich nicht so mächtig wie der kleine Junge, den Mina wer weiß woher mitgebracht hatte. Aber der Junge war kein Mensch, da war sie sich inzwischen sicher. Etwas an ihm erinnerte sie an Gefühle und Eindrücke, die sie manchmal in der Nähe des Brunnens verspürt hatte. Und jetzt, jetzt starrte er sie direkt an, obwohl sie sich noch verborgen hielt. Sie wusste , dass er ihre Anwesenheit spüren konnte. Ein Schauer lief über ihre Haut. Nein, dem Jungen würde sie fern bleiben. Somit war allerdings auch Mina nicht erreichbar. Die Drachentochter war so nah und im Moment herrlich abgelenkt, aber der Junge hielt ein wachsames Auge auf sie. Ignis entschied, weiterhin zu warten. Immerhin war das alles hier nicht ihr Kampf. Irgendwann würde sich eine andere Gelegenheit ergeben, sich bei Mina für das ertragene Martyrium zu revanchieren.
    Ignis fuhr ruckartig zusammen. Etwas berührte ihren Geist. Sie griff sich mit der Hand an den Kopf, doch was sie berührt hatte, konnte sie nicht fortwischen, denn es war in ihr. Zähneknirschend versuchte sie eine innere Schutzmauer aufzubauen, doch mental tastende Finger wühlten sich ungehindert durch ihren Kopf. Stöhnend sank sie auf die Knie, dann vernahm sie ein Flüstern in ihrem Geist. `Glaubst du wirklich, dass Terranus‘ Seele unter Medanas Herrschaft stand? Glaubst du, dass ein Fürst, der einst für Gerechtigkeit und Wahrheit eintrat, sich um den Verstand eines kleinen Mädchens kümmert? Du wurdest von Medana benutzt, du wurdest missbraucht und verändert, doch es ist weder die Schuld von Terranus, noch die von Mina. Janice Schneider ist das Opfer eines bösen Spiels, aber ich kann dir helfen, wenn du es möchtest.´
    Ignis stieß einen lautlosen Schrei aus. Wut kochte in ihr hoch – es war der Junge! Und er war noch viel mächtiger, als sie es sich vorgestellt hatte. `Geh aus meinem Verstand! Du hast kein Recht, dort zu sein! Und merke dir ein für alle Mal: Janice Schneider gibt es nicht mehr! Ich habe nicht die geringste Ahnung von ihr! Es gibt nur noch Ignis, und Ignis ist sich stets selbst am nächsten.´
    Verständnis streifte durch ihre Gefühle. `Es ist gut, Ignis. Es mag sein, dass du dich nicht mehr an Janice erinnern willst, aber sie erinnert sich an dich! Ich zeige dir, wer sie war, und ich zeige dir, wie du wieder sein könntest.´ Angst kam in Ignis hoch. `Nein …´, hauchte sie noch der unsichtbaren Präsenz zu, doch es war bereits zu spät. Eine Flut von Eindrücken, Gefühlen und Bildern überspülte ihren Geist. Zerrissen zwischen Irrsinn und Realität sank sie vollends auf den Boden, dann kamen Erinnerungen.

    v v v v v
    »Wie lange dauert das denn noch?«
    »So einen Kontakt schüttelt man nicht einfach aus dem Ärmel. Ich bin ja schon dabei!«
    »Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, SinSan, uns läuft die Zeit weg! Es kann sich nur noch um Minuten handeln, bis die erste Einheit Elbenkrieger hier durch die Tür bricht. Sie wird uns sicherlich nicht fortfahren lassen!« Zados schnaufte ungeduldig und blickte im Sekundenrhythmus zur Eingangstür. Nexus verbesserte seine Stimmung nicht, indem er unruhig vor dem Tisch hin und her lief.
    SinSan rieb sich über die Stirn. Vor ihm auf dem Tisch lag eine milchige Kristallkugel von der Größe einer Honigmelone. Immer wieder ließ er seine Hände über der Kugel kreisen und murmelte dabei eine Beschwörung, doch wegen seiner Unkonzentriertheit gelang es ihm nicht, die gewünschte Verbindung aufzubauen.
    »SinSan, verdammt, Ihr habt uns etwas versprochen!«, drang Salvatorus‘ stechende Stimme von der Seite auf ihn ein. »Wir müssen mit den Fürsten sprechen! Wenn das

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