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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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unzählige Knochen in seinem Leib gebrochen. Offene Wunden konnte Mina jedoch nicht sehen, auch wenn das Blut der Koboldschamanin sein Wams großflächig besudelt hatte.
    Verzweifelt konzentrierte sich Nirvan auf ein Lächeln, das jedoch eher müde und kraftlos wirkte. Wieder versuchte er etwas zu sagen, doch es ging in einem Hustenanfall unter.
    »Alles wird gut, Nirvan. Ich kümmere mich um dich, versprochen. Wir werden am Ende hier beide gesund und munter herausgehen, du wirst schon sehen.«
    Auf diese Gelegenheit hatte Sennus gewartet. Ungesehen schlüpfte er hinter einer Säule hervor. Er hielt einen Dolch in der Rechten und trug den Mantel, den er Medanas Leiche genommen hatte. Geduldig und reglos hatte er gewartet. Eine Drachentochter griff man am besten von hinten an, um sicher zu gehen. Lautlos näherte er sich ihr. Nur noch zwei Schritte, dann würde er zielsicher zustechen können. Mina redete Nirvan gerade gut zu, als ob das etwas bringen würde. Fast hätte Sennus laut gelacht. Er zögerte nicht länger. Wie ein fallendes Blatt glitt er ungehört hinter Mina, den Dolch zum Stoß erhoben.
    »Nein!« Es war Lyonels Stimme. Mina erschrak und drehte sich unverzüglich um. Sie holte tief Luft, als sie direkt in Sennus Nachtschattens Augen blickte. Der oberste Hofmagier stand nur eine Armeslänge von ihr entfernt. Sie rollte sich zur Seite, bereit, um ihr Leben zu kämpfen, doch etwas stimmte nicht. Sennus Nachtschatten stand noch immer so da, wie sie ihn zuerst gesehen hatte. Der Dolch hatte sich keinen Millimeter herabgesenkt, und seine gierigen Augen waren noch auf die Stelle gerichtet, wo sie eben gehockt hatte. Da bildete sich langsam eine weiße Schicht auf seinem Körper, die an seinen Beinen und Armen begann und sich langsam auf seinen Leib und sein Gesicht ausbreitete.
    »Was ist das?« Sie schaute auffordernd zu Nirvan, doch er schien ohnmächtig geworden zu sein. Also blickte sie weiter zu Lyonel, der seinen Kopf schief legte und sie ernst musterte. »Du warst das! Du hast ihn aufgehalten und mein Leben gerettet!«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich auf dich aufpassen werde, oder? Wir sind immerhin Freunde. Und er«, der Junge zeigte auf Sennus, »ist kein netter Mann. Ich kenne ihn von meinen kleinen Streifzügen durch die Festung. Er war einer der Wenigen, die mich dabei bemerkten und von meiner Existenz wussten oder zumindest ahnten. Er versuchte meine Geistpräsenz zu fangen und mich zu zwingen, ihm zu erklären, wie er noch mächtiger werden könnte. Ich mochte ihn aber nicht, deshalb habe ich mich ihm nie zu erkennen gegeben. Auch nicht, als er mich bedrohte.«
    »Einen Gott bedrohen?« Mina gab ein abgehacktes Lachen von sich. »Nichts und niemand kann einen Gott bedrohen, außer wohl ein anderer Gott. Das ist ja sogar mir klar, und ich bin nicht auf Dra'Ira groß geworden.«
    Der Junge blickte verlegen drein. »Na ja, wenn du das so sagst, klingt das schon richtig, aber ich habe viele Jahrhunderte anders darüber gedacht. Ich hatte so oft Angst, und besonders dieser böse Magier konnte mir wirklich Furcht einjagen.«
    »Gut, aber trotz deiner Furcht hast du ihm nichts verraten und ihn nicht unterstützt. Das, Lyonel, war sehr mutig!«
    Vorsichtig näherte sie sich Sennus. »Ist er tot?«
    Lyonel schüttelte vehement den Kopf. »Nein! Er ist nur von innen heraus zu einer Salzsäule erstarrt. Aber sein Zustand ist nur von vorübergehender Natur. Es war einfach das Erste, was mir eingefallen ist. Vor allem geht es schnell!«
    Mina verstand. »Dann wollen wir uns doch lieber beeilen, bevor er mit einer tierischen Wut im Bauch wieder zum Leben erwacht. Abgesehen davon kann es nicht mehr allzu lange dauern und ein verdammt wütender Leviathan wird uns in den Staub treten wollen. Er ist sicherlich schon auf dem Rückweg von den unteren Katakomben.« Eilig legte sie beide Hände auf Nirvans Wangen. Sie neigte sich dicht über ihn. »Und wenn es das Letzte auf der Welt ist, Nirvan, ich werde dich retten.«
    Sie begann sich zu konzentrieren. In Gedanken rief sie nach ihrer Mutter. Sie rief sie und deren Mutter. Sie erinnerte sich an all die Geschichten, die ihr Zados über die Blutlinie von Lian erzählt hatte, und jetzt versuchte sie, auf die einzelnen Namen zuzugreifen. Zados hatte es ihr vorausgesagt: Wenn sie erst einmal eine erwachte Drachentochter sei, dann werde sie auf das Wissen ihrer Vorfahrinnen zugreifen können, als sei es ihr eigenes. Und sie konnte mit ihnen reden – genau das

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