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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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war die Welt von entsetzlichem Geruch erfüllt, der sie unverzüglich würgen ließ. Janice hustete, bis ihre Augenlider flatterten, kurz darauf waren sie offen. Überraschenderweise wurde sie nicht von Sonnenlicht geblendet, was sie irgendwie erwartet hatte. Nein, alles war in ein dämmriges Licht getaucht.
    »Kann sie mich nun endlich hören?« Die neue Stimme vibrierte förmlich vor Kraft und Tatentrang und war lauter als alles, was Janice jemals gehört hatte. Die Worte wiederholten sich mehrfach in ihrem Bewusstsein, bis sie bemerkte, dass das so nicht stimmte. In Wirklichkeit ließ die Umgebung den Satz widerhallen. Sie musste sich in einem großen Saal oder zumindest in einem sehr hohen Raum befinden.
    »Ja, mein Herr und Gebieter! Medana irrt sich nie. Sie ist die beste Schamanin unseres Volkes. Sie gab uns den Schlafmohnstaub mit und hat uns genaue Anweisungen gegeben, wie man das Menschlein wieder zurück ins Bewusstsein holt.«
    Übelkeit wollte in Janices aufsteigen. Sie blickte nach oben in die dunkle Rundung einer Kuppeldecke. Fein gearbeitete Ornamente und Muster spielten dort miteinander und verschmolzen mit den oberen Enden von Stützpfeilern. Wo war sie?
    »Komm, Menschlein, hebe den Kopf und schenke unserem Monarchen deine Ehrerbietung!«
    Jemand lachte, andere stimmten mit ein, und dann wurde ihr Oberkörper in eine sitzende Position gezwungen. Schwindel war das Erste, was auf sie einstürzte, dann kam die Erkenntnis, dass ihre Handgelenke hinter dem Rücken gefesselt waren. Die Zunge lag taub und schwer in ihrem Mund, doch langsam konnte sie einfache Wörter formen. »Wo ... bin … ich …«
    Die Fistelstimmen schwiegen, dann kicherten einige. »Menschlein, du hast die große Ehre, vor den Füßen unseres Monarchen zu sitzen. Sei dankbar! Die meisten Menschen erhalten eine solche Ehre nur in einem deutlich unbelebteren Zustand.«
    »Dankbar, sei dankbar«, äffte ein anderer nach.
    Janice spürte, wie Zornesröte in ihre Wangen stieg. Sie hatte es noch nicht geschafft, sich umzuwenden und ihre Peiniger anzublicken. »Wenn du elende Missgeburt mich nicht sofort losbindest …«, begann sie.
    »Drohungen, mein Kind«, fiel ihr die schwere, erdrückende Stimme ins Wort, »werden dir hier nicht weiterhelfen. Kooperation ist das einzige Mittel, um dein mickriges Leben noch ein wenig zu verlängern. Dieses eine Mal werde ich dein ungebührliches Verhalten noch tolerieren, da du fremd in unserer Welt bist und absolut keine Ahnung hast, in welchem Dilemma du steckst!«
    Janice versuchte, ihren Blick in die Richtung zu wenden, aus der die donnernde Stimme kam. Sie befand sich in einem abgedunkelten Saal, der an eine mittelalterliche Halle erinnerte und dessen Ende sie nicht erkennen konnte. Schwere Samtvorhänge hingen reglos vor mannsgroßen Fensteröffnungen und ließen kaum einen Lichtstrahl herein. Nur allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das Zwielicht, bis sie den Sprecher endlich ausmachen konnte. Aber begreifen konnte sie nicht, was sie sah. Dort, wo sich der Sprecher befinden musste, erhob sich ein Gebilde aus akkurat gehauenen Steinquadern, das aussah wie ein riesiger Stuhl. Nach kurzer Verwirrung wurde ihr klar, dass es sich um einen Thron handeln musste. Doch das war es noch gar nicht, was Janice an ihrem Verstand zweifeln ließ. Nein, es war das Wesen, das auf dem Thron saß und sie mit unergründlich schwarz funkelnden Augen musterte.
    »Nein«, hauchte sie kaum verständlich, dann begann sie unkontrolliert zu zittern. Sie drehte den Kopf, bis sie durch ihre Haarsträhnen die Kobolde hinter sich erblickte. Einer der schmuddelig gekleideten Düstersteinkobolde runzelte die Stirn. »Hast du ihr auch das Richtige zum Schnüffeln gegeben?«
    Ein zweiter Kobold, der sich bis auf die Schale in den Händen nicht von dem ersten unterschied, nickte eifrig. »Sicher! Medana würde mich köpfen, wenn ich einen Fehler mache. Bin doch nicht doof, nein, nein!«
    Ein donnerndes Lachen übertönte alles. »Ihr Narren! Sie zittert doch nicht wegen eurem Trank. Sie zittert vor mir !« Das letzte Wort ergoss sich mit einer Lautstärke in den Saal, dass alle Düstersteinkobolde – und auch Janice – ihre Köpfe unweigerlich einzogen.
    Janice schaute in das schuppige, feucht schimmernde Gesicht des Wesens, das auf dem Thron saß. Schon allein sein Kopf hatte bereits die Ausmaße eines ausgewachsenen Pferdes. Der riesige Körper, der aus purer Schwärze zu bestehen schien, schlängelte sich unstet auf den

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