Erbe des Drachenblutes (German Edition)
hinten Gesellschaft zwischen den Ritzen der Bodenplatten leisten.«
Der Kobold schluckte. »Herr, sie sprach ständig davon, dass sich keiner der anderen Menschen mehr an das Mädchen Mina erinnern kann. Diese Bemerkung würde zu den manipulierten Gedanken passen. Wie sonst könnte man einen Menschen aus den Erinnerungen aller auslöschen?«
Das zeigte Wirkung. Der aneinander reibende Leib des Leviathans blieb regungslos liegen. »So?« Die schwarzen Augen richteten sich auf Janice. Das blonde Mädchen weinte wortlos und blickte eisern zu dem nun leeren Thron. Sie wollte nicht direkt in das drachengleiche Gesicht blicken und versuchte sich einzureden, dass ihr schon nichts geschehen würde.
»Ist das so?«, brüllte Cor Keto unmenschlich laut. Janice zuckte zusammen, dann nickte sie. Sie wollte es nicht, es war eher ein Reflex, aber nun war es getan.
Langsam hob Cor Keto den Kopf. Er zögerte, doch dann war er sichtbar zufrieden gestellt. »Gut, das könnte tatsächlich interessant sein.« Er steuerte mit seinem immensen Körper wieder den onyxfarbenen Thron. »Hauptmann, bringt das Menschlein zu eurer Schamanin. Ich werde ihr einen Boten schicken und ihr genaue Anweisungen geben, wie sie mit ihr verfahren soll. Ich glaube, das Menschlein kann uns noch von Nutzen sein. Zu schade, dass mein alter Weggenosse Sennus Nachtschatten nicht hier ist, um sich der Sache anzunehmen.«
Die Düstersteinkobolde verneigten sich und zogen Janice ohne Gegenwehr auf die Beine. Kurz vor dem Ausgang rief Cor Keto den Hauptmann zurück.
»Ja, mein Monarch?«, fragte dieser voller Eifer und Demut.
»Wenn du gehst, sei so gut und kratze den Unrat von meinem Steinboden.« Zögerlich fiel der Blick des Düstersteinkobolds auf seinen plattgewalzten Kameraden. Er schluckte. Kobolde waren nie sehr tapfer, und gerade Düstersteinkobolde, die in den Dienst des dunklen Kontinents gezwungen wurden, hatten es oft nicht einfach. Gelegentlich kam ihr wahres Naturell zum Vorschein und sie flohen ohne Verstand, wenn sie Angst bekamen. Das Einzige, was ihn von seinem toten Kameraden unterschied, war seine Selbstdisziplin, die ihm schon öfters das Leben gerettet hatte. Er nickte kurz. »Ja, mein Monarch.«
v v v v v
Der nächste Morgen kündigte sich unfreundlich an. Leichter Regen setzte ein, und kleine Wassertropfen suchten sich ihren Weg zwischen den Blättern der Bäume hindurch bis hin zu Minas Kragen, nur um ihr langsam, kalt und unangenehm den Hals hinabzulaufen. Sie schüttelte sich.
»Hm, das wird noch richtig nass heute, wirklich«, sagte Nexus, der mürrisch seine letzten Utensilien einpackte und sich die Ledertasche über die Schulter warf. Mina störte sich nicht am Nieselregen, sie war in solchen Dingen noch nie empfindlich gewesen. Zados bemerkte Minas Ausgeglichenheit und schenkte ihr ein Lächeln, auch er war bereit für den kommenden Tagesmarsch. Da eilte Nirvan mit weit ausholenden Schritten an ihnen vorbei und rempelte Zados mit der Schulter an. Dieser zuckte zusammen und warf ihm einen fragenden Blick hinterher. Mina kam es vor, als habe Nirvan Zados absichtlich gestreift, doch warum sollte er das tun? Der Magier blieb stehen, blickte verbissen über seine Schulter und flüsterte ein Wort, das sie nicht verstand. Irritiert schaute sie zu Zados und sah, dass er blass geworden war. Nirvan war weitergegangen, und auch Zados setzte sich in Bewegung. Mit schnellen Schritten versuchte Mina ihn einzuholen. »Zados, warte doch!«
Nexus war schnell zurückgefallen, und Nirvan verschwand vor ihnen hinter einigen Bäumen, ohne einen Blick zurückzuwerfen. »Was ist mit dir? Wovor läufst du weg?«, fragte Mina.
»Ich laufe vor niemandem weg«, war seine Antwort, die gleichermaßen neutral und dennoch bekümmert klang.
»Was hat Nirvan zu dir gesagt?« Mina blickte ihn prüfend an.
Er wurde langsamer, überlegte und entschied sich dann für die Wahrheit. »Er nannte mich ein `nerviges Halbblut´.«
Mina ahnte plötzlich, was Nirvan damit gemeint haben konnte. Genau mit der Aussage fielen auf einmal alle kleinen Hinweise an die richtige Stelle und bildeten eine Wahrheit ab, die ihr bis jetzt verborgen geblieben war. Zados Eos van Da'ana, aus dem königlichen Geblüt der Wanderelben, war kein reinrassiger Elb. Das erklärte auch die fast menschlichen Züge in seinem Verhalten, und möglicherweise sogar die ungewöhnliche Freundschaft zu Nexus, einem Kobold, obwohl die Elben in den Erzählungen die Kobolde nicht sonderlich
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