Erbe des Drachenblutes (German Edition)
`ach so heilige Drachentochter´ wüsste, woher ich komme, dann gäbe es für mich hier keine Zukunft mehr. Sie würde mich ohne zu zögern dorthin schicken, von wo ich gekommen bin. Vergiss das nie, Vater. Somit verheimlichst du ihr etwas Wesentliches, was deinem Ansehen genauso schaden würde wie meinem.«
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Mina war alleine, endlich! Samantha hatte sie nach dem Gespräch in ihre eignen Räumlichkeiten bringen lassen. Sie konnte die Geschehnisse des Tages noch immer nicht glauben. Sie hatte ihre Mutter gefunden, was sie niemals für möglich gehalten hatte, und es handelte sich ausgerechnet um die wichtigste Persönlichkeit in einer anderen, phantastischen Welt. Zuerst hatte sie Samanthas Worten keinen Glauben schenken wollen, doch ihr Herz sagte ihr, dass all das wahr sein musste. Außerdem war ihr aufgefallen, dass das Drachenamulett in der Nähe der Regentin warm wurde. Es schien, als ob das kalte Stück Metall sich in den Momenten mit Leben füllte. Sie hatte ihre Mutter danach gefragt und erfahren, dass das Amulett aus einer Träne eines Drachen erschaffen worden war – es handelte sich um eine Träne von Lian. Durch Drachenmagie hatte sich das feuchte Element in reinstes Silber verwandelt, das von dem damals berühmtesten Schmied des Reiches in Form gebracht worden war. Seitdem wurde es von Generation zu Generation an die kommende Regentin vererbt, und bis zu dem Tag von Minas Rückkehr hatte Samantha allen erzählt, sie habe das Amulett mit ihrem toten Kind begraben lassen.
Jetzt war es einer der besten Beweise dafür, dass Mina tatsächlich von Lian abstammte, denn das Amulett ließ sich auf Dra'Ira von keinem anderen tragen als von einer echten Drachentochter. Es würde bei einem Fremden so heiß werden, dass es sich tief in die Haut einfressen würde, bis derjenige, der seiner nicht würdig war, es ablegen musste. Eine Eigenschaft, die interessanter Weise auf der Erde nicht aufgetreten war. Dieser Beweis für ihre Herkunft ließ sich nicht fälschen, und so hatte selbst der größte Zweifler kein Recht auf Widerspruch, wenn die Regentin Mina ihre leibliche Tochter nannte. Das war es auch, was die Drachentochter dem Elbengelehrten Xsanthani gesagt hatte, als er sich bis zum Ende der Ratsversammlung über die Behauptung beschwerte.
Das Gespräch mit ihrer Mutter war bereits einige Stunden her, dennoch war Mina nicht zur Ruhe gekommen. Sie versuchte all die Informationen zu verarbeiten und zu verstehen, doch es fiel ihr schwer. Sie stand mit offenen Haaren und einem weiten, luftigen Gewand an einem Fenster, aus dem sie das nächtliche Tempelburg überblickte. Kerzenschimmer und Fackellicht waren durch die Fenster einiger Häuser zu sehen, und leise Gespräche drangen von irgendwo an ihr Ohr. Weit über ihr erkannte sie funkelnde Sterne, die in einen kobaltblauen Nachthimmel gebettet waren. `Wunderschön´, dachte sie.
Ein Klopfen an der Tür holte sie zurück. Eilig drehte sie sich um. Ihr Blick schweifte durch den Raum. Auf einem riesigen Bett mit hoch aufgeschlagenen Kissen und mehreren Wolldecken lag eine Art Morgenmantel, der weich, wärmend und vor allem blickdicht war. Als es erneut klopfte, nahm sie den Mantel und warf ihn sich über. Sie schritt an einem schweren Eichentisch mit vier Stühlen vorbei und ergriff die Türklinke. Als sie durch einen schmalen Schlitz hinausschaute, weiteten sich ihre Augen. »Nirvan, was tust du hier?«
Der junge Magier blickte finster drein. »Kann ich reinkommen?«
Sie trat zur Seite und ließ ihn ein. Mit einer Hand zog sie ihren Mantel ein wenig enger zusammen. »Findest du nicht, dass es ein wenig spät für einen Besuch ist?«
Ohne eine Antwort zu geben trat er in die Mitte des Raumes, blickte sich um und setzte sich auf einen der Stühle. Mina wunderte sich, schloss dann aber die Tür. »Ich glaube nicht, dass es schicklich ist, wenn ein Mann eine Frau zu so einer Uhrzeit noch besucht. Und das vor allem ohne eine Anstandsdame. Also, was ist los?«
»Hast du dich hier schon eingelebt?« Das Wort `eingelebt´ klang abwertend aus seinem Mund.
Sie zögerte. »Das kann wohl niemand nach einem Tag voller Offenbarungen von mir erwarten«, antwortete sie. »Natürlich habe ich mich nicht eingelebt. Ich kann ja noch nicht einmal glauben, dass das alles hier real ist.« Sie streckte ihre Hand zum Fenster und machte eine auslandende Bewegung.
Nirvan grinste lustlos. »Sag mal, hast du hier was zu trinken?«
Mina neigte den Kopf, dann lachte sie. »Wenn
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