Erbe des Drachenblutes (German Edition)
verschenken hatte: ihr ewiges Drachenblut.«
Mina schaute Samantha ins Gesicht und stellte fest: »Das Bauernmädchen war unsere Vorfahrin.«
»Ja. Sie schenkte Lian wieder einen Grund zum Leben, und dafür erklärte Lian das Mädchen offiziell zu ihrer Erbin, zu ihrer Tochter .«
»Lian tat also im Grunde das Gleiche, was die von Gabriels mit mir taten. Sie adoptierte ein fremdes Kind und tat so, als ob es ihr eigenes wäre.«
Samantha schmunzelte verlegen. »Nun, Lian tat viel mehr als das. Drachen sind magische Geschöpfe, doch sie können Magie nicht so bewusst einsetzen wie unsere Zauberer. Manche von ihnen haben niemals in ihrem Leben etwas Magisches bewirkt, doch Lian war bereits vor ihrer Geburt durch Magie verändert worden. Sie besaß die Fähigkeit, magische Energie bewusst zu erschaffen, zu formen und zu benutzen. Jene Macht war es letztendlich, die sie dazu befähigte, ein Ritual durchzuführen, das ihr Blut mit dem des Menschenkindes vermischte. Das Drachenblut erfüllte das Mädchen vollkommen und schenkte ihr eine fast grenzenlose Sicht der Dinge. Und so wurde die erste Drachentochter geboren.«
Mina rieb sich die Hände. »Ich bin mir nicht sicher, ob Lian uns damit einen Gefallen getan hat. Nach dem, was du mir berichtet hast, ist es gefährlich, eine Drachentochter zu sein.«
»Nun, das stimmt zwar, aber Lian tat es in erster Linie für die jungen Völker. Sie hatte damals schon die Entscheidung getroffen, dass sie uns verlassen wollte, und sie wollte uns nicht ohne ihre Weisheit zurücklassen. Danach zog sie sich ohne Vorankündigung an einen unbekannten Ort zurück und wurde seither niemals mehr gesehen.«
Mina dachte nach. »Wie alt können Drachen werden?«
»Ich weiß, worauf du hinaus willst, doch das ist nicht möglich. Drachen werden in der Regel gute 800 Jahre alt. Lian ist bereits seit Jahrtausenden verschwunden, sie kann nicht mehr leben. Es ist ihr Blut, das noch lebt, indem es durch unsere Adern fließt, nicht mehr und nicht weniger. Wir sind ihr Vermächtnis an die friedliebenden Völker.«
Mina lachte laut auf. »Ich weiß ja nicht, wie es hier so zugeht, aber wenn in unserer Welt ein unwichtiges Bauernmädchen zur Regentin befördert werden sollte, würde es schreckliche Unruhen geben.«
»Oh, am Anfang war die Empörung aller Rassen – insbesondere der Menschen – sehr groß. Wer war das Mädchen denn schon? Aber sie hatten keine große Wahl. Es gab einfach niemand anderen, der sein Wissen mit dieser Weisheit einsetzen konnte. Das Mädchen wurde einigen Prüfungen unterzogen, und am Ende bestätigte der Rat der vereinten Völker, dass sie eine würdige Vertreterin für Lian darstellte. Das und ihre Klugheit sorgten dafür, dass sie zur Regentin ausgerufen wurde.«
Als Mina aus dem Fenster blickte, stellte sie fest, dass es draußen inzwischen dunkel geworden war. »All das ist unvorstellbar. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, in so eine Geschichte verwickelt zu werden. Ich meine, bis vor wenigen Tagen habe ich nicht einmal in Erwägung gezogen, dass es andere Rassen geben könnte.«
Samantha nickte. »Ich wünschte, dass die Geheimnisse deiner Kindheit normaler gewesen wären, doch dem ist leider nicht so. Aber ich hoffe von ganzem Herzen, dass du dennoch offen dafür bist, mich besser kennenzulernen. Gibt uns beiden bitte eine Chance, vielleicht lernst du mich eines Tages sogar lieben.«
Überrascht schaute Mina Samantha an. Sie hatte sich vorgebeugt und die Hand auf die ihre gelegt. »Ich weiß nicht …«»Manche sagen, ich sei eine wunderbare Mutter gewesen, doch ich sah nur eine Frau, die verzweifelt an ihr eigenes Kind dachte, als sie das elternlose an sich drückte. Der Schmerz, als ich jenes Kind verlor, war unendlich, doch der Trost, durch deinen Weggang das Richtige getan zu haben, rettete meinen Verstand vor dem Untergang. Niemals wieder möchte ich dich verlieren, mein Kind .«
v v v v v
»Ich bitte dich, du bist mein Sohn!«
»Dein Sohn? Das war dir aber viele Jahre lang entfallen, nicht wahr?« Zornesfalten bildeten sich auf Nirvans Stirn. Er stand in einem düsteren Seitengang unter einer Fackel und betrachtete vorwurfsvoll sein Gegenüber.
»Nirvan, mein Junge, ich möchte doch nur, dass es dir gut geht. Ich weiß, ich kann das Vergangene nicht ungeschehen machen, aber wenn ich geahnt hätte, was geschehen würde, hätte ich alles unternommen, um euch zu mir zu holen.«
Nirvan trat einen Schritt zurück. Seine schwarze Kleidung schien
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