Erbe des Drachenblutes (German Edition)
eines Drachen in uns tragen? Das ergibt keinen Sinn!«
Samantha lehnte sich zurück. Sie schaute aus dem Fenster. »Wie ich hörte, habt ihr Zados auf eurer Reise verloren«, wechselte sie schlagartig das Thema.
Mina war verwundert, dann nickte sie aber.
»Ich hoffe aufrichtig, dass ihm nichts Ernsthaftes geschehen ist«, fügte Samantha hinzu. »Du musst wissen, dass er ein wahrer Freund ist. Zados wird nicht überall vollkommen akzeptiert, da er nur ein Halbblut ist, aber ich weiß seine herzliche Art sehr zu schätzen. Und das nicht nur, weil er zur Hälfte ein Schöpfungssänger ist und ich dieses Volk bewundere.«
`Wie ich´, stellte Mina überrascht fest.
»Auf jeden Fall habe ich vorhin mit Nexus gesprochen, und er hat mir berichtet, was euch in den letzten Wochen widerfahren ist und was Zados dir bereits über unsere Geschichte beigebracht hat.«
Mina nickte erneut.
»Gut, dann werde ich dort einsteigen, wo es für unsere Vorfahrin interessant wurde: Wie du weißt, gehorchten die Drachen Lian und zogen ohne Widerstand auf den dunklen Kontinent. Doch bevor der letzte Drache ging, schwor er bittere Rache. Es handelte sich um den einzigen Sohn von Terranus, dem getöteten Drachenfürsten. Er schwor, dass Lian niemals eigene Nachkommen haben sollte. Was auch nicht sonderlich schwer war, da alle Drachen, gleich ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, mit ihm in die Verbannung gingen. Zuerst kümmerte sich auch niemand um seine Worte, warum auch? Lian hatte noch keinen Gedanken an eigene Nachkommen verloren, und die vereinten Völker hatten auch kein Interesse daran, in dem befriedeten Land wieder Drachen aufwachsen zu sehen. Die Drachen waren fort, und Lian sorgte für bleibenden Frieden. Es vergingen Jahrzehnte, und die Völker waren im Einklang. Wenn sie Rat brauchten, gingen sie zu Lian, denn sie hatte die Weisheit der Drachen und ein gutes, reines Herz. Trotzdem wurde Lian unglücklich. Die Zeit sorgte dafür, dass der Schwur von Terranus` Sohn ihr Herz vergiftete. Sie sehnte sich jetzt nach einem Gefährten und nach Nachkommen. Wie hätte das aber funktionieren sollen? Alle Drachen außer ihr waren auf dem dunklen Kontinent, und jene verachteten sie. So hätte sie sich nicht einmal selbst in die Verbannung begeben können, um einen Partner zu finden, denn die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass sie dort nur auf Ablehnung und Hass stieß.
Schließlich waren es die Elben, die ihr Hoffnung schenkten. Sie meinten, dass sie es auch ohne einen männlichen Drachen schaffen könnten, ihre Eier magisch zu befruchten. Sie sollte zumindest ihren Kinderwunsch erfüllt bekommen, damit ihr Herz wieder lachen konnte. Doch als Lian begann, Eier zu legen, waren sie vollkommen leer. In leeren Eiern konnte nicht einmal die Magie Leben erschaffen. Also musste der Fürstensohn einen Weg gefunden haben, Lian die letzte Chance auf Seelenfrieden zu rauben. Am Anfang verstanden die Vertreter der jungen Völker es nicht, doch dann wurde es klar: Die Verbannten mussten Verbündete außerhalb ihres Gefängnisses haben, die Lian mit einem unbekannten Gift unfruchtbar gemacht hatten. So gab es von Anfang an Verräter unter uns, und das ist leider auch heute noch so.
Das Schicksal wollte, dass Lian daran zerbrach. Sie ertrank in Selbstmitleid und zog sich von allem zurück. Nach Jahren ohne ihren Einfluss gerieten die Völker in Streit. Es waren Konflikte um Ehre, Grenzgebiete und andere Nichtigkeiten. Dennoch wusste jeder, dass es so nicht bleiben durfte. Zwar waren und wurden die schlimmsten Gegner der Gemeinschaft weiterhin auf den dunklen Kontinent verbannt, aber niemand glaubte, dass damit jedwede Gefahr wirklich verschwunden war. Eines Tages, wenn wir uns im Streit untereinander aufgerieben hätten, würden sie einen Weg zurück finden und Rache nehmen, wenn wir es zuließen. So entschieden die Volksvertreter, dass Lian aus ihrer Trauer herausgeholt werden musste. Sie versuchten dabei alles, ohne Ergebnis, bis einem Bauernmädchen dort Erfolg beschert war, wo Magier, Mediziner und Gelehrte versagt hatten.«
»Ein Bauernmädchen?«, fragte Mina. Sie war so sehr von den Worten gefesselt, dass sie alles um sich herum vergessen hatte.
»Ja, ein Bauernmädchen. Sie hatte sich mit Lian angefreundet. Das Mädchen hatte keine Familie mehr, und Lian suchte eine. So taten sie sich zusammen, und Lian war zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich glücklich. Als Dank schenkte sie dem Bauernmädchen eines Tages das Einzige, was sie zu
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