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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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mit den Schatten des Ganges zu verschmelzen. »Du verlangst zu viel von mir, Vater. Ich kam hierher, um dich kennenzulernen und um zu verstehen, warum du uns damals im Stich gelassen hast. Doch was fand ich? Einen Mann, der Macht und Einfluss besitzt, aber keinen Gedanken an seine zurückgelassene Familie verschwendete, bis ich ihm sagte, wer ich bin und dass meine Mutter sterben musste! Bis zu dem Moment hattest du kein schlechtes Gewissen, also komme mir jetzt nicht mit solchen Phrasen, dass du nur das Beste für mich willst!«
    »Das konnte ich doch nicht ahnen!« Tiefer Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch Nirvan konnte kein Mitleid empfinden. Zu viel war passiert. »Als ich deine Mutter verließ, geschah das in gegenseitigem Einverständnis! Wir liebten uns nicht mehr, und es gab bereits einen anderen Mann in dem Leben deiner Mutter. Du warst noch so klein und konntest das nicht verstehen. Dennoch fragte ich sie, ob ihr beide mich nach Tempelburg begleiten wollt. Ich hätte mein letztes Hemd gegeben, um euch zu beschützen, doch sie wollte es nicht. Sie sah nur die Pferdezucht auf den Ländern ihres Vaters und war davon überzeugt, dass sie diese für dich weiter am Leben halten musste. In einer Stadt zu leben, kam für sie überhaupt nicht in Frage. So ging ich mit der Gewissheit, dass ihr beide durch die Erträge der Zucht abgesichert seid und niemals Hunger oder Not leiden werdet.«
    »Niemals Hunger oder Not leiden werdet«, äffte Nirvan nach. »Aber wir haben gelitten, Vater! Die Tiere starben nur ein Jahr nach deinem Weggang an einer Seuche, und Mutter machte Schulden. Der andere Mann war dann auch schnell fort. Als die Schulden sie zu erdrücken drohten, begann sie zu stehlen. Sie wurde erwischt, verurteilt und verbannt. Und was hätte ich für eine Wahl gehabt, außer ihr zu folgen? Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das für einen Jungen bedeutet, seine Mutter in Eisen gelegt vor den Richterstuhl gezerrt zu sehen? Nein, das kannst du nicht! Du, mein Lieber, lebtest hier wie die Made im Speck, und Mutter ist am Ende im Schuldturm verhungert!«
    »Nein, nein, nein!« Aufgebracht stampfte der Ältere mit einem Fuß auf. Sein Atem ging schneller. »Das hätte nie geschehen dürfen! Ich verstehe nicht, warum deine Mutter nicht versucht hat, mir eine Botschaft zukommen zu lassen! Ich hätte euch doch geholfen, wenn ich es nur geahnt hätte.«
    »Wenn dich unser Schicksal wirklich interessiert hätte, Vater, hättest du dich irgendwann nach uns erkundigt – nach mir erkundigt und von all dem erfahren! Aber das hast du nicht getan.«
    Verbitterung stand in Nirvans Gesicht. Das war nicht das erste Gespräch der Art, doch es wurde niemals leichter. »Vater, ich …« Er stockte und rang um Selbstbeherrschung.
    Der Ältere legte behutsam eine Hand auf seine Schulter. »Ich hätte alles dafür getan, um eure Verbannung zu verhindern, mein Sohn. Und ich werde mir jene Schuld niemals vergeben.«
    Nirvan spürte eine erneute Zorneswelle in sich aufsteigen, doch bevor er aufbrausen konnte, vernahmen er näherkommende Schritte. Sie drehten gleichzeitig ihre Köpfe in die Richtung des Geräuschs.
    »Halt, wer da!« Ein Wachsoldat kam um die Ecke und richtete seinen Speer gegen die Männer. Er zögerte kurz, dann senkte er schnell seine Waffe. »Verzeiht mir, ehrenwerter Salvatorus. Ich hörte aufgebrachte Stimmen und …« Er stockte. Langsam wurde ihm bewusst, dass er in ein Gespräch geraten war, das offenbar ungesehen vonstattengehen sollte. Stramm richtete er sich auf. »Verzeiht die Störung! Ich werde weiter meine Runde gehen!« Er schlug die Hacken zusammen und verschwand.
    Nirvan blickte schweigend zu Boden. Salvatorus wartete auf eine Reaktion. Als keine mehr zu kommen schien, ergriff er das Wort. »Ich kann das Vergangene nicht ungeschehen machen, doch ich hoffe, dass du durch meinen Einsatz für dich hier am Hofe siehst, wie wichtig du mir bist, und dass ich für dich alle Räder der Welt in Bewegung setzen werde, um dir eine bessere Zukunft zu ermöglichen.«
    Nirvans dunkle Augen musterten ihn streng. Salvatorus erschauderte. Auch wenn er es sich nicht offen eingestand, machte ihm sein Sohn manchmal Angst. Etwas an ihm war düster und ähnelte nicht im Geringsten dem lieben und schüchternen Kind, das er vor vielen Jahren zurückgelassen hatte.»Eine Zukunft, von der Mutter nichts mehr hat! Sie ist tot, Vater, und ich bin nur durch puren Zufall wieder in Freiheit gelangt. Und wenn deine

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