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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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rituelle Symbol – mit Kaffeepulver auf den Boden vor dem Poteau-mitan. Anschließend strich sie etwas von dem Dämonensamen an die Säule und mixte den Rest in eine Tinktur, die sie in den vergangenen Tagen aus verschiedenen Zutaten zubereitet hatte. Als sie fertig war, schaltete sie einen Kassettenrecorder ein. Trommeln erklangen, untermalt von Beschwörungsgesängen. Clive erkannte Zaphiras Stimme. Sie musste das Band kürzlich aufgenommen haben. Sie schloss die Augen und begann zu tanzen, wobei sie einen Gegengesang zu dem vom Band intonierte.
    Clive rechnete es ihr hoch an, dass sie die Beschwörung durchführte. Sie hatte bei den letzten Gesprächen, die er sporadisch per Handy mit ihr geführt hatte, immer wieder durchblicken lassen, dass sie nicht mehr davon überzeugt war, dass diese Vorgehensweise richtig war. Sie glaubte Bronwyn Kelley, dass sie und Devlin Blake das Eine Tor versiegeln wollten und hielt es nicht für notwendig, in das Geschehen einzugreifen. Auch Clive glaubte an zumindest Bronwyns gute Absichten. Doch selbst wenn Devlin Blake mitzog, standen die beiden allein gegen dreißig Dämonen und deren Gefolgsleute. Es gab keine Garantie, dass die nicht längst von den Plänen der beiden Wind bekommen hatten und sie gegen ihren Willen zwangen, das Tor zu öffnen. Die Gefahr war erst endgültig gebannt, wenn Bronwyn tot war. Sie war die Letzte der Ke’tarr’ha. Mit ihr starb die Dynastie aus. Und ohne ihr weitervererbtes Blut würde das Eine Tor niemals wieder geöffnet werden können.
    Clive konzentrierte sich auf das Geschehen in der Hütte, als Zaphiras Gesang anschwoll und sich zu einem machtvollen Chant steigerte, der die Wände der Hütte vibrieren ließ. In dem freien Raum zwischen dem Poteau-mitan und dem Kreis aus Vévés sank die Temperatur rapide. Sekunden später huschte ein schwarzer Schatten von der Decke herab den Poteau-mitan entlang in den Kreis. Ihm auf dem Fuß folgte ein mordsmäßiges Wutgebrüll, dann stand der Dämon im Kreis und brüllte die Menschen hasserfüllt an.
    Clive und die anderen richteten auf der Stelle ihre Pistolen auf ihn. „Nicht schießen“, ermahnte Clive die Leute. Sie brauchten den Dämon unter allen Umständen lebend. Schließlich war er ihre einzige Chance, zum Tor zu gelangen.
    Zaphira schleuderte die Schale mit der Tinktur auf ihn und lenkte sie mit einem Zauber so, dass sie ihn in jedem Fall traf, egal, wohin er auszuweichen versuchte. Die Flüssigkeit ergoss sich über seinem Kopf. Er versuchte, sie mit einem Zauber verschwinden zu lassen. Zaphira sprach einen anderen aus, der bewirkte, dass die Flüssigkeit ihre gewünschte Wirkung entfaltete. Magie prallte auf Magie, was für jeden im Raum deutlich spürbar war. Sie zeigte sich jedoch nicht in spektakulär sprühenden Funken oder ähnlichen Effekten, sondern nur in Form einer Art Elektrizität, die um Zaphira und den Dämon herum und zwischen ihnen waberte und wogte. Zaphira rief einen Bannspruch nach dem anderen. Der Dämon wehrte sich sichtbar dagegen. Seine schwarzen Augen glühten rot. Er fletschte knurrend die Zähne und beugte den Oberkörper vor, die Hände wie Klauen vorgestreckt, und versuchte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern, dass der Bann wirksam werden konnte. Ein Kampf, den er verlor. Wer immer das Ritual vor wer weiß wie vielen Jahrhunderten entwickelt hatte, es bedurfte offenbar eines stärkeren Dämons als ihn, um ihn zu neutralisieren. Mit einem letzten Wutgebrüll brach er in die Knie und presste die Hände an den Kopf.
    Auch Zaphira sackte in die Knie. Ihr Atem ging schwer, und Blut rann aus ihrer Nase. „Gebannt bist du, gebannt bleibst du“, vollendete sie den Zauber des Rituals, „bis ich den Bann wieder von dir nehme.“ Mit einem Wort der Macht besiegelte sie ihn. Dann brach sie zusammen.
    Der Dämon gab seinen Widerstand auf und hockte sich auf die Fersen. „Ihr habt gewonnen“, knurrte er. „Aber sobald ihr mich aus dem Bann entlasst, seid ihr tot. Alle!“
    Clive zweifelte keine Sekunde daran, dass er diese Drohung ernst meinte. Er kniete neben Zaphira und half ihr, sich aufzurichten. „Zaphie? Ist alles in Ordnung?“
    Er reichte ihr eine Flasche mit einem Trank, die sie bereitgestellt hatte, und half ihr, sie an die Lippen zu setzen. Soweit er wusste, enthielt sie eine stärkende Flüssigkeit, die Zaphira helfen würde, zumindest die körperliche Anstrengung ein bisschen zu kompensieren. Sie trank sie auf einen Zug leer und

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