Erben der Macht
ebenfalls gerade wieder zu sich zu kommen schien. Auf seinem Gesicht lag ein staunender Ausdruck. Offenbar hatte er ein ähnliches Erlebnis gehabt wie Bronwyn.
Nachdem sie ihre eigene Finsternis angenommen hatte, sah sie die von Devlin und damit ihn mit anderen Augen. Seine dämonische Seite, die sie bisher abgelehnt hatte, konnte sie nun ebenso vorbehaltlos akzeptieren wie ihre eigene. Zwar würde sie nach wie vor nicht alles billigen, was durch diese Seite bei ihr und ihm verursacht wurde, aber sie verstand sie. Und das hatte sie Devlin noch näher gebracht. Umgekehrt begriff er wohl jetzt in vollem Umfang, was ihr bisher zu schaffen gemacht hatte. Er blickte sie mit unendlicher Liebe an und streichelte zärtlich ihr Gesicht. Sie imitierte seine Geste, schmiegte sich an ihn und genoss, dass er sie hielt. Fühlte sich glücklich in einer Weise, wie sie sich nie zuvor glücklich gefühlt hatte.
Aber sie hatte lange genug im Wasser verbracht. Ihre Haut wurde schon schrumpelig. Nalin war verschwunden. Sie stieg aus dem Becken. Devlin folgte ihr und half ihr, sich abzutrocknen, so wie sie ihm. Danach hob er sie auf die Arme und trug sie ins Schlafzimmer, wo er sie auf das Bett gleiten ließ und sich neben sie legte. Sanft strich er ihr über die Wange. Er musste nichts sagen und auch nicht den telepathischen Kontakt mit ihr herstellen. Sie verstand ihn auch so. Mehr noch: Sie wusste, dass er sie vollkommen verstand.
Sie küsste ihn und empfand die Wärme seines Mundes als süß wie nie zuvor. Sie streichelte seinen Kopf und seinen Rücken, ohne den Kuss zu unterbrechen. Die wilde Leidenschaft, die bisher ihr Intimleben bestimmt hatte, war nicht mehr notwendig, um einander zu zeigen, was sie einander bedeuteten. Sie würde niemals aufhören zu existieren, aber in diesem Moment gab es für sie keinen Raum.
Devlin streichelte ihr Gesicht mit der Nase und blies ihr seinen Atem ins Ohr, was ihren Körper kribbeln ließ. Sie knabberte an seinem Ohrläppchen und spürte ihn erschauern. Eine federzarte Berührung folgte auf die andere, ein Kuss dem nächsten. Sie spielten miteinander und genossen ihre Liebe zueinander, die mit jedem Kontakt von Haut auf Haut, mit jedem Kuss inniger zu werden schien, wodurch sich ihrer beider Erregung steigerte und sich eine Spannung zwischen ihnen aufbaute, die als winzige Lichtpunkte sichtbar um sie herumtanzten und sich anfühlten, als würden sie sich inmitten eines elektrischen Feldes befinden.
Sogar die gleich darauf folgende Vereinigung, als Devlin sanft in Bronwyns Körper eintauchte, fühlte sich anders an als sonst und hatte an Intensität gewonnen. Obwohl er nichts weiter tat, als beinahe regungslos in ihr zu verharren, sie dabei intensiv an sich zu drücken und ihr einen tiefen Kuss zu geben, erzeugte das in ihr und gleichzeitigen in ihm einen Orgasmus, der als wohlige Wärme jede Nervenfaser durchströmte und andauerte, bis sie sich von seiner Intensität fast völlig erschöpft fühlten.
Lange lagen sie ineinander verschlungen still, zufrieden, glücklich, eins miteinander und sich selbst. Vor allem getröstet durch das Bewusstsein, dass sie einander für immer angehörten und sich wiederfinden würden, selbst wenn sie zur Sonnenwende sterben sollten. Was immer der Tag für sie bereithielt, sie würden es meistern. Auch den Tod.
7.
Wintersonnenwende
C live McBride blickte über das kleine Häufchen, das von den einst so zahlreichen Hütern der Waage noch übrig geblieben war. Zusammen mit Bruder Samuel und den elf anderen Mönchen vom Orden der Heiligen Flamme Gottes waren sie gerade mal einundsiebzig. Und wenn ihre Informationen stimmten, dann hatten sie es mit mindestens vierundneunzig Gegnern – Dämonen und ihren mehr oder weniger menschlichen Helfern – zu tun. Davon abgesehen konnten die Dämonen noch andere dämonische Helfer zu dem großen Ereignis geladen haben, die sich bereits in dieser Welt aufhielten. Clives Streitmacht würde nicht überleben. Keiner von ihnen. Aber damit rechnete auch niemand. Was zählte, war nur die Mission. Sie zu erfüllen war jedes Opfer wert.
Clive hatte jedem schon vor Tagen einen Abzug von Fotos gegeben, die Bronwyn Kelley und Devlin Blake zeigten, damit alle wussten, wie die Zielpersonen aussahen, von denen mindestens eine getötet werden musste. Clive bedauerte, dass es so weit hatte kommen müssen, weil er und die Hüter darin versagt hatten, Bronwyn in Sicherheit zu bringen, bevor sie Devlin begegnete. Aber widrige
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