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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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hielt sich ihr Mitleid in sehr engen Grenzen.
    Das Adrenalin in Bronwyns Blut wurde langsam abgebaut. Sie spürte schlagartig den Schmerz in ihrem Arm, wo Bruder Samuels Messer sie verletzt hatte. Die Wunde blutete immer noch und begann jetzt höllisch wehzutun. Gressyl bemerkte es, trat zu ihr und machte Anstalten, sie magisch zu heilen.
    „Nein!“ Bronwyn zog den Arm zurück. „Das soll ganz normal verheilen. Als sichtbares Zeichen dafür, dass ich – dass wir nur noch Menschen sind. Ganz gewöhnliche Menschen ohne magische Fähigkeiten.“
    Sie sagte das laut genug, dass die Menschen es hören mussten, die immer noch unschlüssig im Raum standen und keine Ahnung hatten, ob sie weiterhin am Leben bleiben würden. Sie hob den Arm, damit alle die Wunde und das Blut sehen konnten. Es tat mittlerweile so weh, dass ihr die Tränen kamen. Was, zugegeben, nicht nur an den Schmerzen lag. Die nervliche Anspannung der letzten drei Monate forderte ihren Tribut. Sie hatten es geschafft: Das Eine Tor war für immer versiegelt. Und sie und Devlin lebten noch. Unfassbar.
    Ihre Knie gaben nach. Devlin fing sie auf und stützte sie, ebenso Gressyl. Beide halfen ihr, sich auf den Boden zu setzen.
    Bruder Thomas machte einen Schritt nach vorn. Er war der Einzige von den Mönchen der Heiligen Flamme Gottes, der noch lebte. Morran vertrat ihm den Weg und machte Anstalten, ihn zu Boden zu schlagen.
    „Nicht!“, befahl Bronwyn und blickte den Mönch fragend an.
    „Ich“, Bruder Thomas räusperte sich, „ich bin Sanitäter. Ich kann die Wunde versorgen. Wenn Sie gestatten.“
    Bronwyn nickte. „Das Angebot nehme ich dankend an.“
    Bruder Thomas kam zu ihr, wobei er einen großen Bogen um Morran und die anderen Dämonen machte, an denen er vorbeigehen musste. Er warf einen unsicheren Blick auf Gressyl, der ihn finster anblickte, ehe er Bronwyns Hand nahm und die Verletzung untersuchte.
    „Ich brauche heißes Wasser, saubere Tücher, Verbandszeug. Und Einweghandschuhe. Desinfektionsmittel wäre auch nicht schlecht.“
    Gressyl hielt ihm das Gewünschte hin, das er mit einem Bringzauber geholt hatte. „Eine falsche Bewegung, Mensch, eine Andeutung eines Angriffs auf Bronwyn, und du bist tot“, drohte er Bruder Thomas.
    Der schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht lebensmüde. Außerdem habe ich keinen Grund, irgendwem was zu tun. Das Tor ist versiegelt. Mehr haben wir nie erreichen wollen. Aber“, er blickte Bronwyn an, „wir haben die ganze Zeit die falschen Methoden dafür und nicht nur dafür angewandt. Es tut mir leid, dass Ihnen deswegen Leid geschehen ist. Und das meine ich ernst. Auch wenn das vielleicht für Sie unvorstellbar ist.“
    „Ist es nicht“, versicherte Bronwyn.
    Er zog die Handschuhe an, tauchte ein Tuch in das Wasser und wischte das Blut von der Wunde. Bronwyn stöhnte und biss die Zähne zusammen. Gressyl berührte mit der Fingerspitze ihren Arm oberhalb des Schnitts, und der Schmerz verschwand. Sie blickte ihn dankbar an.
    „Die Wunde ist ziemlich tief“, stellte Bruder Thomas fest. „Ich muss sie nähen. „Ich brauche eine chirurgische Nadel und Wundfaden und alles steril.“
    Gressyl reichte es ihm. Thomas riss die Verpackung auf, fädelte den Faden in die Nadel und begann geübt, die Wunde zuzunähen. Bronwyn fühlte tatsächlich nichts. Dafür wurden die Menschen und Dämonen unruhig.
    „Morran“, wandte sich Devlin an den Dämon. „Du hast sie hergebracht.“ Er deutete mit dem Kinn auf die Hüter der Waage, die sich zusammengedrängt hatten und versuchten, notdürftig ihre Wunden zu versorgen. „Schaff sie weg. Aber heile sie vorher. Vollständig.“
    „Bis auf Mr. McBride“, schränkte Bronwyn ein. Sie blickte den Mann an, der in diesem Moment sehr alt wirkte. „Wir haben Ihnen noch etwas zu sagen.“
    Er humpelte zu ihr. Die Erschöpfung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er wirkte gebrochen. Morran verschwand mit den anderen Menschen. Bronwyn nickte Gressyl zu.
    „Zeig ihm bitte, wie alles angefangen hat.“
    Gressyl schnippte mit den Fingern vor McBrides Gesicht. Seine Wunden schlossen sich augenblicklich. Er atmete erleichtert auf. Der Dämon deutete auf die Wand hinter Bronwyn und Devlin. Bronwyn musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Gressyl dort wie auf einer Leinwand die Dinge ablaufen ließ, die sie selbst im magischen Spiegel gesehen hatte. Zwar hörte sie keinen Ton, aber McBride hörte offensichtlich alles.
    Seine Augen wurden nach einer Weile groß. Er blickte

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