Erben der Macht
Gressyl an. Demnach hatte er gerade den Moment gesehen, in dem er und seine Kumpane Gressyl die menschliche Seele eingepflanzt hatten. Gressyl funkelte ihn an und deutete nachdrücklich auf die Wand. McBride verfolgte das Geschehen weiter. Einige Zeit später stieß er einen erstickten Laut aus und taumelte. Brach in die Knie, da Gressyl sich nicht bemüßigt fühlte, ihn wie Bronwyn vorhin zu stützen. Mit weit geöffneten Augen und halb offenem Mund starrte er auf das Geschehen an der Wand. Übergangslos brach er zusammen. Er rollte sich auf dem Boden zusammen, verbarg den Kopf in den Armen und weinte hörbar. „Oh Cernunnos! Oh alle Götter, was haben wir getan?“
„Dasselbe, was Sie dieses Mal wieder tun wollten.“ Devlins Stimme klang wütend. Er blickte den Mann finster an.
„Oh Große Mutter! Wir sind verantwortlich für das, was die Py’ashk’hu- und Ke’tarr’ha-Dämonen dreitausend Jahre lang der Menschheit angetan haben! Oh nein! Nein, nein, nein.“ McBrides Schluchzen ging in ein gequältes Wimmern über.
„Oh doch“, bestätigte Devlin mitleidlos.
„Das haben wir nicht gewollt. Wir wollten doch nur die Menschheit vor Schaden bewahren.“
„Und gerade dadurch haben Sie alles nur noch schlimmer gemacht“, knurrte Devlin. „Sicherlich kennen Sie das Sprichwort, dass der Weg ins Verderben gepflastert ist mit guten Absichten. Sie und Ihre Leute haben damals wie heute nachdrücklich bewiesen, wie wahr das ist. Verdammt noch mal, warum haben Sie nicht wenigstens einmal in Erwägung gezogen, dass unser Entschluss, das Tor zu versiegeln, aufrichtig ist? Warum wollten Sie uns trotzdem töten? Warum, verdammt?“ Devlin war aufgesprungen und baute sich vor McBride auf. Er riss ihn auf die Füße und so dicht zu sich heran, dass ihre Nasen sich beinahe berührten. „Warum?“
McBrides Gesicht war tränenüberströmt. „Weil wir der Überzeugung waren, dass das eine Lüge ist, damit wir euch nicht weiter verfolgen. Ihr seid – wart halbe Dämonen. Und zumindest Sie, Devlin Blake, sind unter Dämonen aufgewachsen. Wie hätten wir wissen können, dass gerade Sie nicht doch auf deren Seite stehen und Bronwyn unter Ihren dämonischen Willen gezwungen haben? Sie besaß auch eine dämonische Hälfte, die sich nur allzu leicht davon hätte beeinflussen lassen können. Wie hätten wir euch trauen können?“
„Sie haben Hexen und Zauberer in Ihren Reihen, McBride. Damit hätten Sie die Möglichkeit gehabt, sich von unsere r Aufrichtigkeit zu überzeugen. Warum haben Sie das nicht getan? Was sind Ihre wirklichen Gründe?“
McBride hielt seinem Blick ein paar Sekunden stand, ehe er zur Seite sah. „Das haben wir getan. Aber wir hatten Angst, dass Sie es trotz Ihrer möglichen Aufrichtigkeit nicht schaffen würden, sich gegen die anderen Dämonen durchzusetzen. Schließlich war uns ebenso klar, wie es Ihnen klar gewesen sein muss, dass die nicht tatenlos zusehen würden, wenn Sie das Tor zu versiegeln versuchen. Das Risiko war uns zu groß.“ Er blickte Bronwyn an. „Sie werden es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber diese Entscheidung hat mir in der Seele wehgetan. Besonders, weil wir Bronwyn seit ihrer Geburt zu schützen versucht haben.“
Devlin ließ ihn los. McBride sackte wieder zu Boden. „Ich glaube Ihnen. Aber Sie werden verstehen, dass ich mir wünsche, Ihnen nie wieder begegnen zu müssen.“
Er drehte ihm den Rücken zu, setzte sich wieder neben Bronwyn auf den Boden und legte den Arm um ihre Schultern. Bruder Thomas legte ihr gerade den Verband an.
„Es wird Sie vielleicht befriedigen, zu erfahren, dass ich für meine Fehler einen hohen Preis zahlen muss“, sagte McBride. „Ich habe mein Leben einer Dämonin verpfändet, damit sie Bronwyn für uns findet. Spätestens morgen werde ich dem Deal gemäß zu ihr gehen und ihr mein Leben geben müssen. Ich werde also meine Strafe bekommen für alles, was ich Ihnen angetan habe. Und für jede Fehlentscheidung, die ich in Bezug auf Sie beide zumindest in diesem Leben getroffen habe.“
Bronwyn seufzte und schüttelte den Kopf. „Warum sollte uns das befriedigen? Wie Sie schon sagten, zahlen Sie einen hohen Preis für Ihre Irrtümer und Fehlentscheidungen. Ich hätte mir gewünscht, dass wir als Menschen auseinandergehen, die auf derselben Seite stehen.“
McBride nickte. „Das tun wir. Ich habe nur zu lange gebraucht, um das zu erkennen.“ Er erhob sich mühsam und blickte sich um. „Würden Sie bitte veranlassen, dass mich
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