Erben der Macht
mir das auch gefällt, aber ich halte es nicht für sinnvoll, dass wir uns trennen. Noch nicht.“
Reya stimmte mit einer kurzen Handbewegung zu. „Vereinigen wir also noch einmal unsere Kräfte, um eine Unterkunft zu schaffen.“
Sie begann, die entsprechende Magie zu initiieren. Mokaryon tat es ihr nach, und die anderen kayápu schlossen sich an. Befriedigt merkte Reya, dass es Mokaryon ebenso schwerfiel wie ihr, nach der vorangegangenen Anstrengung noch genug Kraft aufzuwenden, um eine Festung aus der Erde zu formen, die ihnen allen Unterkunft geben würde, wenn auch streng getrennt nach Py’ashk’hu und Ke’tarr’ha. Allianzen unter kayápu waren reine Zweckgemeinschaften, die mit der Erfüllung des Zweckes abrupt und manchmal auch tödlich endeten.
Wenigstens funktionierte das Rufen von Dienergeistern auch in dieser Welt, wie Reya feststellte. Für diese Wesen gab es keine Beschränkungen durch Dimensionsschranken. Sie konnten überall hingelangen. Eine Eigenschaft, um die Reya sie nicht nur in diesem Moment glühend beneidete. Am liebsten hätte sie noch ein paar Wächterdämonen gerufen, die nicht nur die Dimensionsgrenzen, sondern auch die Grenzen der Zeit überwinden konnten. Aber dadurch hätte sie sich gegenüber Mokaryon eine Blöße gegeben und angedeutet, dass sie zu schwach war, sich selbst zu schützen. Außerdem wachten Wächterdämonen nur. Transporte gehörten nicht zu ihren Dienstleistungen.
Bevor Reya sich auf die Suche nach Nahrung machte, die sie dringend benötigte, um ihre Kräfte zu regenerieren – nicht nur die magischen –, versetzte sie Gressyl einen Tritt. „ Wenn du noch mal Hand an mich legst, vor den Augen der Ke’tarr’ha, vergesse ich, dass du mein Sohn und designierter Nachfolger bist.“
Gressyl grinste. „Ach, tatsächlich? Mich wundert, dass du dich überhaupt noch daran erinnerst. Ich dachte, das hättest du längst vergessen.“ Er wehrte ihren magischen Angriff mit einem Schutzzauber ab. „Lass mich einfach in Ruhe – Mutter .“ Er ließ sie stehen und gab Morran und Corshonn den Auftrag, sich draußen umzusehen und die Gegend zu erkunden. Er selbst teleportierte nach draußen, um sich Nahrung zu beschaffen.
*
Residenz der Ke’tarr’ha, Calico Hills, Nevada, 1110 v. Chr.
Mokaryon beobachtete in seinem magischen Spiegel, wie Reya vor der magischen Barriere seiner Residenz stand und mit jedem Moment, der verstrich, ungeduldiger und wütender wurde. Sollte sie! Es erfüllte ihn mit immenser Genugtuung, dass sie schon zum vierten Mal an seine Tür klopfte. Demnach musste das, was sie von ihm wollte, wichtig sein, andernfalls sie kein zweites Mal gekommen wäre. Er erwog, sie noch ein paar Mal zappeln zu lassen als winzige und völlig ungenügende Rache dafür, dass sie ihn vor Jahrzehnten aus der Residenz gedrängt und mitsamt seinem Clan ausgeschlossen hatte.
Das hatte sie von Anfang an geplant, das war ihm klar gewesen. Deshalb hatte er sie ständig überwacht. Trotzdem war ihm entgangen, dass sie ein Pflanzengift gefunden hatte, das kayápu vorübergehend betäubte und es mit einem üblen magischen Trick in ihn und jedes seiner Clanmitglieder gezaubert hatte. Als sie alle wieder aufgewacht waren, hatten sie sich im Freien auf einer kleinen Insel weitab von der Residenz befunden und bei ihrer Rückkehr festgestellt, dass die Py’ashk’hu die alte Festung zerstört , und eine neue errichtet hatten. Mit der Zerstörung der alten war auch die magische Bindung der Ke’tarr’ha daran vernichtet worden und die neue selbstverständlich ausschließlich an die Py’ashk’hu gebunden.
Mokaryon hatte getobt, denn dadurch war ihm und seinen Leuten der Zugang zum Einen Tor verwehrt, das Reya selbstverständlich in ihre Residenz integriert hatte. Was bedeutete, dass sie es kontrollierte, wenn es gelingen sollte, es wieder zu öffnen. Falls Reya das ohne seine Hilfe schaffte, hätte sie dadurch die absolute Macht über alle kayápu, die dann diese Welt betraten. Was natürlich der Zweck der ganzen Aktion gewesen war.
Die Py’ashk’hu hatten es sich nicht nehmen lassen, ihren Spott über die ausgetricksten Ke’tarr’ha im Allgemeinen und Mokaryon im Besonderen auszuschütten. Es war zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen, in deren Folge es Tote auf beiden Seiten gegeben hatte. Mokaryon hatte seinen Leuten schließlich verboten, sich mit den Py’ashk’hu anzulegen und sich eine Residenz im Süden des Kontinents geschaffen, auf den es sie
Weitere Kostenlose Bücher