Erben der Macht
konnte. Als sich die Dunkelheit des Todes um ihn schloss, gab er ihm auch sein Leben.
*
Sie stemmten sich mit aller Macht gegen die Magie, die das Eine Tor zu verschließen drohte , und versuchten, es offen zu halten. Es klappte nicht. Reya konnte sich nicht erklären, warum nicht nur ihre Macht dermaßen geschwächt war, sondern auch die ihrer Gefolgsleute und der von Mokaryon; dass die vereinte und auf das Tor fokussierte Magie von über hundert kayápu nicht ausreichte, den Zauber zu neutralisieren, der seine magische Struktur veränderte. Es musste irgendwas mit dieser Welt zu tun haben, die sie soeben betreten hatten. Irgendwas in der Atmosphäre, das ihre Magie verkrüppelte. Vielleicht lag es auch nur daran, dass der Anpassungsprozess, den die Magie des Tores beim Eintritt in diese Welt in Gang gesetzt hatte, noch nicht abgeschlossen war. Was auch immer der Grund war, ihre Macht war nicht stark genug, um zu verhindern, dass die hiesige Magie das Tor schloss.
Leider war es so schmal, dass nicht mehr als höchstens zwei kayápu gleichzeitig hindurchgehen konnten. Das hatte zur Folge, dass erst zweiundfünfzig Py’ashk’hu und ebenso viele Ke’tarr’ha den Übergang geschafft hatten. Auf der anderen Seite war ein tödlicher Kampf zwischen den beiden Clans entbrannt. Als die kayápu, die sich noch drüben befanden, merkten, dass das Tor instabil zu werden begann, versuchte jeder, noch hindurchzukommen. Reya registrierte nur am Rande, dass mehr Py’ashk’hu als Ke’tarr’ha das schafften, denn auch auf dieser Seite gab es eine blutige Schlacht.
Die Eingeborenen, die das Tor geöffnet hatten und wie die kayápu versuchten, es offen zu halten, kämpften gegen andere Einheimische, die das offenbar verhindern wollten. Aber die Katastrophe war nicht aufzuhalten. Reya spürte, dass die Magie der Einheimischen einen ungeheuren Kraftschub erfuhr , und brauchte einen Lidschlag, um zu erkennen, dass das daran lag, dass die gegnerischen Zauberer sie mit ihrer Lebenskraft verstärkten. Dass sie so bodenlos dumm waren, ihr Leben zu opfern, statt aufzugeben, was sie nicht schaffen konnten.
Leider zeigte diese Dummheit Wirkung. Die Magie des Tores änderte sich mit einem letzten Aufbäumen der sie angreifenden Kräfte. Blitze zuckten, Donner brüllte, als die gegensätzlichen magischen Kräfte die Luft zerrissen. Das Tor schloss sich mit einem Knall, begleitet von einem Kreischen, als wäre es ein lebendiges Wesen. Eine Druckwelle fegte über das Land. Sie riss nicht nur jeden von den Beinen, der das Pech hatte, in ihrem Weg zu stehen, sie knickte auch die seltsamen hohen Gebilde um sie herum, als wären sie zerbrechliche Sylkrph-Stacheln, zersplitterte sie und ließ die Splitter wie Pfeile in alle Richtungen schießen.
Reya schaffte es gerade noch, einen magischen Schild um sich zu errichten, ehe die Splitter ihren Körper trafen und ihn mit Sicherheit durchbohrt hätten. Solange sie nicht wusste, welche Dinge in dieser Welt ihr schaden konnten, durfte sie kein Risiko eingehen. Sie blieb am Boden liegen und hielt den Schild aufrecht, bis sie sich sicher war, dass der Sturm endgültig vorüber war.
Als sie aufstand, fand sie sich inmitten von Chaos wieder. Von den Einheimischen war keiner mehr am Leben. Die Macht der magischen Druckwelle hatte ihre Körper bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert. Der Geruch von Blut und Eingeweiden hing in der Luft. Das hätte Reya normalerweise gefallen, aber in Anbetracht der Katastrophe, dass das Tor geschlossen war, schmeckte ihr das nicht. Und das widerliche Licht dieser Welt blendete ihre Augen.
Immerhin schienen die Splitter der Gebilde – hartstielige Pflanzen – nicht tödlich zu sein. Einige kayápu, die sich nicht geistesgegenwärtig mit einem magischen Schild umgeben hatten, waren von ihnen durchsiebt worden. Sie rappelten sich fluchend auf und beförderten die noch in ihren Körpern steckenden Splitter magisch heraus. Ihre Wunden schlossen sich. Keiner schien ernsthaft verletzt zu sein.
Das galt nicht für das Tor. Äußerlich hatte es nicht gelitten. Auf dieser Seite sah es immer noch aus wie der unregelmäßig geformte, steinerne Eingang zu einer Höhle, der einer Speerspitze ähnelte. Doch seine Ausstrahlung hatte sich gravierend verändert. Reya erfasste reflexartig, dass das Ritual, mit dem es geöffnet worden war, nicht mehr funktionieren würde. Kallas Blut!
Sie brüllte vor Wut und sah sich nach etwas, idealerweise jemandem um, den sie töten
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