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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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ihn stärkte. Er „sah“ diese Angst als schwarzen Schleier in den Menschen, aber er sah auch einen goldenen Strang, der erheblich dicker war als der, der in die Magie des Tores geflochten worden war.
    „Das ist Liebe.“ Reya winkte ab, bevor Mokaryon etwas sagen konnte. „Ich habe schon verschiedene Experimente durchgeführt und kann dir eines mit absoluter Gewissheit sagen: Kein kayápu ist dazu fähig.“
    Mit anderen Worten, sie würde das Tor niemals wieder öffnen können. Zumindest nicht aus eigener Kraft. „Kann man Menschen zum Öffnen des Tores benutzen?“
    Reya deutete auf dessen magisches Geflecht. „Sieh es dir genau an. Und lass dir ruhig Zeit.“
    Ein Seitenhieb. Reya hatte über hundert Jahre gebraucht, um zu der Erkenntnis zu kommen, wegen der sie Mokaryon hergebracht hatte. Er hatte nicht vor, ebenso lange zu benötigen.
    Er entdeckte etwas Vertrautes. Nach wie vor konnte das Tor nur zur Zeit des T’k’Sharr’nuh-Opfers geöffnet werden. Das bedeutete, dass ein Teil der alten Mechanismen noch intakt war. Das galt auch für die Bedingung, dass auf dieser Seite des Tores zugleich die Wintersonnenwende stattfinden musste. Da er sich längst an den Ablauf der Zeit in dieser Welt gewöhnt hatte, wusste er, dass das nur alle 333 Jahre möglich war. Das hieß, dass es erst in 125 Jahren wieder möglich sein würde, es erneut zu öffnen. Er entdeckte etwas, das einen Bezug zur Stellung dieser Welt in ihrem Universum zu tun hatte. Interessant war aber, dass der Liebesstrang mit einem Strang der kayápu verschmolzen war. Er grunzte überrascht.
    „Ich sehe, du hast es bemerkt“, stellte Reya fest.
    „Hm“, machte er unbestimmt, weil er sich nicht sicher war, was er davon zu halten hatte.
    „Das Tor kann nur von zwei kayápu geöffnet werden, die lieben.“
    Mokaryon hatte sogar noch mehr entdeckt. Der mit Gold durchwirkte Kayápu-Strang trug ohne jeden Zweifel seine eigene Signatur und die von Reya. Wahrscheinlich lag das daran, dass die gesamte Energie, die die Ke’tarr’ha und Py’ashk’hu aufgewendet hatten, um das Tor auf der anderen Seite zu öffnen, zwar von allen Mitgliedern ihrer Clans stammte, aber sie beide sie kanalisiert hatten. Dadurch hatte das Tor nur ihrer beider Signatur en registriert.
    „Nicht nur das“, bestätigte er. „Die beiden liebenden kayápu müssen unser Blut in sich tragen, damit ihre magische Signatur so weit wie möglich identisch ist, um als Schlüssel zu funktionieren.“
    „Was zwar unmöglich erscheint, aber keineswegs unmöglich ist.“ Reya klang zufrieden. „Mit einem kleinen Vereinigungszauber ist es möglich, dass wir mit Menschen Kinder zeugen.“ Sie lächelte zufrieden. „Was immer es ist, das Menschen zur Liebe befähigt, die meisten dieser Nachkommen besitzen diese Fähigkeit. Wenn du und ich also zwei Nachkommen zeugen, die lieben können, dann sind sie in der Lage, das Tor zu öffnen.“ Obwohl Reya sich Mühe gab, nicht allzu begeistert zu klingen, hörte Mokaryon die Begeisterung heraus.
    Er studierte wieder das magische Geflecht und stimmte Reyas Einschätzung zu. „Es müssen noch mehr Bedingungen erfüllt werden, die mit den Gegebenheiten dieser Welt zu tun haben.“ Jetzt kamen ihm seine Kenntnisse über den Lauf der Sterne zugute, die er seit seiner Ankunft in dieser Welt intensiv beobachtet hatte, weil er sie faszinierend fand, ganz abgesehen davon, dass sie ebenfalls Energie absonderten, die man für magische Zwecke benutzen konnte. Er deutete auf einen weiteren Strang. „Diese beiden Halb-Kayápu-Kinder müssen an bestimmten Orten und zu einer bestimmten Zeit geboren werden.“
    „Natürlich.“
    Mokaryon verkniff sich ein Grinsen. Reyas Tonfall verriet ihm, dass sie das noch nicht herausgefunden hatte, aber so tat, um sich keine Blöße zu geben. „Diese Orte sind an zwei Sterne gebunden. Ebenso die Zeit.“ Er wandte einen Zauber an, der das magische Geflecht zwang, ihm dieses Geheimnis zu offenbaren. Es funktionierte. „Sie müssen an den Orten geboren werden, über denen auf dieser Welt die beiden Sterne senkrecht stehen, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem dort die Nacht und der Tag gleich lang sind, bevor der Winter kommt. Und es muss um Mitternacht zu Beginn dieses Tages geschehen. Und zwar genau dreiunddreißig Jahre vor dem Jahr des T’k’Sharr’nuh-Opfers.“
    Das hatten die Menschenzauberer wirklich raffiniert eingefädelt. Es war reines Glück, dass sie die Fähigkeiten der kayápu nicht einschätzen konnten.

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