Erben der Macht
zuletzt gesprochen“, sagte Wayne. „Sie sagte uns, dass sie irgendeinen magischen Brandherd dringen löschen müsste, da es sonst eine Katastrophe gäbe.“
„Wie dem auch sei“, sagte O’Hara. „Uns bleibt nur die Möglichkeit, zu versuchen, möglichst viele und idealerweise alle Hüter der Waage, die sich noch auf freiem Fuß befinden, in den verbleibenden einundzwanzig Tagen einzukassieren. Alles andere liegt leider nicht in unserer Hand. Also, Agents, machen sie sich auf den Weg zum nächsten Hüter. Nachdem Mr. Vargas in Gewahrsam ist, sind laut meiner Liste nur noch zweihundertdrei Hüter in Freiheit. Mit etwas Glück haben wir sie alle erwischt, bevor sie zur Tat schreiten können. Oder sie so sehr dezimiert, dass deren Plan keine Aussicht mehr auf Erfolg hat. Hoffen wir das Beste.“
„Ja, Ma’am.“
O’Hara hatte schon abgeschaltet. Wayne steckte das Phone ein und holte die Karte, auf dem Sam die Standorte der Hüter eingetragen hatte. Alle Punkte waren bis auf zweihundertdrei verschwunden. Aber die waren ständig in Bewegung. Und die einzige hellsichtige Agentin des DOC war schon genug ausgelastet, um die Flüchtenden aufzuspüren.
„Wir sollten uns mal die von den Dämonen zerstörten Enklaven der Hüter ansehen“, sagte Wayne. „Nach menschlichem Ermessen und sicher auch nach dämonischem wären das die letzten Orte, an dem man die Flüchtlinge vermuten würde. Und gerade deshalb könnten sie sich einen davon aussuchen, um die letzte Phase ihres Plans durchzuführen.“ Er blickte Travis an.
Der saß stumm in seinem Sessel und wirkte geistesabwesend. Kein Wunder. Auch Wayne war von dem Geschehen vorhin erschüttert. Aber er wusste, dass Travis damit klarkam. Und sollte sein Freund wirklich einmal in diese Angelegenheit Hilfe brauchen, dann würde Wayne sie ihm geben.
„Ja“, antwortete Travis und richtete seine Aufmerksamkeit wieder ins Hier und Jetzt. „Das halte ich auch für relativ wahrscheinlich.“ Er stand auf. „Machen wir uns auf den Weg.“
*
Morran beobachtete seine Beute. Die blonde Frau hatte ihn noch nicht bemerkt. Sie sollte ihn auch noch nicht bemerken. Er wusste, dass sie die Abkürzung durch die dunkle Gasse nehmen würde, weil sie mal wieder spät dran war. Sie hatte immer Angst, diese Gasse zu benutzen, weshalb sie es nur in Notfällen tat. Da sie aber, wie er wusste, bereits auf ihrer Arbeitsstelle in einem Diner mehrfach wegen Unpünktlichkeit verwarnt worden war, ignorierte sie an Abenden wie diesem die Gefahr und die damit einhergehende Angst und lief durch die Gasse.
Morran folgte ihr. Wenn er mit ihr fertig war, würde sie nie wieder diese Gasse benutzen und wahrscheinlich für sehr lange Zeit nicht einmal mehr ihre Wohnung verlassen vor Angst, dass sie ihm noch einmal begegnen könnte. Doch er würde unsichtbar in ihrer Wohnung sein und ihr mit allerlei scheinbar unerklärlichen Dingen wie sich bewegende Gegenstände, die niemand berührte, den sie sehen konnte, noch größere Angst machen. Die würde ihm köstlich schmecken.
Er blieb stehen, als er eine Präsenz wahrnahm, die er hier nicht vermutet hatte. Sie gehörte zweifellos einem Sukkubus. Offenbar hatte sie es auf Morran abgesehen, denn er fühlte die Lockmagie, mit der sie ihn verführen wollte. Sollte er dem nachgeben? Sex mit einem Sukkubus war unvergleichlich. Etwas Besseres gab es auf dem Gebiet nicht, denn ein Sukkubus erspürte die geheimsten Gelüste seiner Partner und erfüllte sie ihm, egal, worin die bestanden. Mit einem Sukkubus konnte man brutal sein oder zärtlich sein, konnte den Akt in Sekunden über die Bühne bringen oder in Stunden. Egal wie, es war in jedem Fall außergewöhnlich. Und die Menschenfrau lief ihm nicht weg.
Er wartete, bis der Sukkubus zu ihm kam , und stellte fest, dass er sie kannte. Sie hieß Dar’Cayona. König Maruyandru hatte sich eine Zeit lang mit ihr vergnügt, aber irgendwann das Interesse an ihr verloren. Vielleicht suchte sie Morrans Nähe, um durch ihn wieder Zugang zum engeren Kreis des Königs zu bekommen. Was auch immer, er würde sich nehmen, was sie anbot. Er packte sie und teleportierte in das Hotelzimmer, in dem er sich einquartiert hatte. Dort genoss er, dass sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib rissen und einander dabei herrlich schmerzhafte, aber in Sekunden wieder verheilte Wunden mit den Fingernägeln rissen, trank ihr Blut, das er aus diesen Wunden saugte und schwelgte in dem ekstatischen Feuer, das Cayona in ihm
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