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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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wieder. „Also gut. Vor ein paar Tagen – siebzehn, um genau zu sein – wurde mir die Gnade zuteil, das Leben eines jeden Menschen auf der ganzen Welt sehen zu dürfen. Wirklich jedes Menschen. Sogar derer, die noch nicht geboren sind. Warum und wie, das geht euch nichts an. Ich werde euch auch nicht sagen, was ich dort im Einzelnen gesehen habe. Nur so viel, dass ich dadurch genau wusste, dass dein Leben, Travis, eigentlich heute endgültig hätte enden sollen.“
    Sie strich ihm zärtlich über die Wange. „Ich habe aber auch gesehen, welchen Einfluss du auf andere Menschen hast. Auf Wayne zum Beispiel. Ich habe gesehen, was nicht nur aus ihm, sondern auch aus anderen wird, wenn du nicht mehr da bist. Und“, sie sah ihn bedeutungsvoll an, „ich habe gesehen, was, vielmehr, wer die Ursache dafür ist, dass du heute sterben musstest. Und mit wer meine ich nicht diesen Hüter, der dich umgebracht hat. Der war nur das ausführende Werkzeug.“ Sie winkte ab. „Wenn du nicht mehr da bist, verlieren viele Menschen ihren Halt, die dann nicht mehr die wichtige Arbeit leisten können, die sie noch zu leisten haben.“ Sie gab ihm einen Knuff. „Aber bilde dir bloß nichts darauf ein! Jedenfalls hätte dein Tod zu diesem Zeitpunkt im Gefüge der kommenden Ereignisse eine Menge Negatives bewirkt. Darum habe ich mich entschieden, dich meinem Todesengel-Vater wieder aus den Klauen zu reißen. Also, Travis Mathew Halifax, sieh zu, dass du das Beste aus deinem Leben machst.“
    Er nickte nur.
    „Sam, bist du diese Königin der Unterwelt?“, fragte Wayne.
    Sie sah ihn an, als hätte er etwas Dummes gesagt. „Schon mal davon gehört, dass ein Wesen, das zum Teil ein Engel ist, in der Unterwelt Königin sein könnte?“
    Wayne schüttelte den Kopf. „Aber im Moment bin ich bereit, so ziemlich alles zu glauben und alles für möglich zu halten.“
    Sie lächelte nachsichtig. „Der flüchtige Hüter ist nicht weit gekommen“, wechselte sie das Thema. „Sein Wagen hat eine Fehlfunktion, die seltsamerweise auch die Türen blockiert und die Fensterscheiben unzerstörbar gemacht hat. Das Kerlchen hockt darin am Straßenrand ein paar Hundert Yards vom Motel entfernt und ist überzeugt, dass ihr zwei mit Dämonen im Bund sein müsst.“ Sie grinste. „Wie recht er doch hat, wenn auch nicht so, wie er glaubt.“ Sie wurde ernst. „Auf mich müsst ihr für ein paar Tage verzichten. Ich habe mich um einen dringenden Notfall zu kümmern. Nein, der hat nichts mit dem Einen Tor zu tun“, kam sie Waynes Frage zuvor. „Es gibt in eurer Welt noch ein e Menge andere magische Brandherde. Diesen muss ich dringend löschen, sonst gibt es eine Katastrophe.“
    Sie verschwand.
    Travis blieb am Boden sitzen und starrte auf die Stelle, an der sie eben noch gehockt hatte. Lange. Dann stand er auf und klopfte sich den Schnee von der Kleidung, die wieder unversehrt und ohne Blutflecken war. „Was bin ich froh, dass Sam auf unserer Seite ist.“ Er sah Wayne in die Augen. „Danke, dass du sie gerufen hast.“
    Sein Dank erleichterte Wayne ungemein. Nachdem er Travis’ Freude und den Frieden gefühlt hatte, den der empfunden hatte, als seine Seele ins Licht gegangen war, hatte er befürchtet, dass sein Freund es ihm übel nehmen würde, dass er ihn mit Sams Hilfe in diese unfriedliche Welt zurückgezerrt hatte.
    Travis lächelte. Es wirkte selig. „Der Tod ist überhaupt nicht schlimm, Wayne. Nichts, das man fürchten muss.“
    Wayne nickte. „Ich weiß. Ich war in deinen letzten Momenten bei dir. Ich habe das Licht gesehen; mit deinen Augen.“
    Weshalb er nie wieder Angst vor dem Tod haben würde. Dieses Erlebnis hatte ihn und Travis noch enger zusammengeschweißt. Höchstwahrscheinlich würden sie über diese extrem intime Erfahrung nie wieder sprechen, aber es hatte ihnen eine Nähe zueinander beschert, die jeden Sturm überstehen würde. Sie sahen einander an. Wayne ahnte, dass Travis dieselben Gedanken durch den Kopf gingen wie ihm.
    „Gibt es nicht einen Song, der Living On Borrowed Time heißt?“, fragte Travis.
    Wayne nickte. „Soulmusik, glaube ich. Von der Avarage White Band.“
    Travis schnippte mit den Fingern. „Egal, wie das Ding klingt, der Song ist ab sofort mein Lieblingslied.“
    Typisch Travis. Sein Galgenhumor war einfach nicht totzukriegen.
    Travis fasste ihn am Arm. „Wäre mir lieb, wenn du von diesem, eh, Vorfall kein Wort zu O’Hara sagen würdest.“
    Wayne schüttelte den Kopf. „Kein einziges. Und

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