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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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»Bringen Sie mich sofort zu Königin Arsinöe. Ich bin die Seherin, nach der sie sucht.«
    Ty stand wie gelähmt da. Seine Gedanken rasten. Was zum Teufel tat sie da?
    Sagte ihm, dass sie ihn liebte, und dann …
    Rettete sie ihm das Leben. Womit sie quasi ihr eigenes opferte. Und das wusste sie genau. Eine wilde, aus Angst geborene Wut erfüllte ihn. Lily war kaum einen Meter von ihm entfernt auf der anderen Seite der Wand, umzingelt von mächtigen Blaubluten, die ihn im Bruchteil einer Sekunde überwältigen würden, sobald sie ihn sahen, und dennoch hätte er sich am liebsten mitten unter sie geworfen.
    »Sei kein Idiot, Tynan«, kam Damiens Stimme aus der Dunkelheit. »Sie hat dafür gesorgt, dass du eine echte Überlebenschance bekommst, weiß der Teufel, wieso. Ich würde sagen: Nutze sie. Wenn du bleibst, bringen sie dich vermutlich noch hier vor Ort um. Wie ich gehört habe, haben die Dinge während deiner viel zu langen Abwesenheit eine interessante Entwicklung genommen. Bei mir bist du sicher. Vorläufig jedenfalls.«
    Obwohl sich alles in ihm dagegen sperrte, war Ty klar, dass Damien recht hatte. Hier konnte er nicht bleiben. Er nahm seine Katzengestalt an und zwang sich, die gewundene Treppe hinunterzulaufen und in der Dunkelheit zu verschwinden.
    Von der pechschwarzen Straße aus warf Lily einen letzten Blick auf das Sichere Haus. Sie hoffte, dass Ty sich hatte in Sicherheit bringen können und dass er ihr vielleicht eines Tages vergeben konnte, was sie getan hatte. Nur das Wissen darum, dass sie ihm Zeit für seine Flucht verschafft hatte, dämpfte ein wenig ihren Schmerz, ihn verlassen zu müssen.
    In jenen letzten Momenten, die sie zusammen verbracht hatten, war es ihr plötzlich klar geworden: Die Ptolemy waren bereits zu nah, als dass ihnen die Flucht noch hätte gelingen können. Also hatte sie Ty das Einzige gegeben, was sie ihm geben konnte.
    Ihre Liebe. Und – das hoffte sie zumindest – seine Freiheit.
    Lily ließ es geschehen, dass man sie in eine von einer ganzen Flotte langer schwarzer Limousinen schob, solche, wie sie normalerweise Politikern und Würdenträgern vorbehalten waren. Sie lehnte sich auf dem Ledersitz zurück und versuchte, sich zu entspannen. Sie war froh, dass der Fahrer schwieg und sonst niemand im Auto saß. Aber als der Wagen anfuhr, musste sie einfach noch einmal einen Blick zurückwerfen.
    Sie hatte seine Ketten gesprengt, genau wie die Frau, die offensichtlich ihre Vorfahrin war, gesagt hatte. Aber wie es aussah, stand sie nun trotzdem allein da.
    Tränen liefen ihr die Wangen hinab. Sie konnte nur hoffen, dass sie das Richtige getan hatte.
    Hoffnung war alles, was ihr jetzt noch blieb.

22
    Ty, der sich hinter einem stinkenden Müllcontainer verkrochen hatte, beobachtete, wie Lily in einen der Wagen der Ptolemy geschoben wurde. Sie wirkte grimmig und entschlossen, und sie sah umwerfend schön aus.
    »Tu das nicht. Steh nicht hier rum und suhl dich in deinem Selbsthass. Das ist reine Energieverschwendung. Außerdem geht es mir auf die Nerven.«
    Damiens Stimme erklang laut und deutlich in Tys Kopf, steigerte aber eher noch die hilflose Wut, die ihn packte, als der Wagen anfuhr, gefolgt von einer Reihe identisch aussehender Wagen. Man hätte den Eindruck bekommen können, als hätte ein Staatsoberhaupt absurderweise ausgerechnet dieser gottverlassenen Ecke Chicagos einen Besuch abgestattet.
    »Ich muss sie befreien.« Er schob den Gedanken Richtung Damien, der als Antwort mit dem Schwanz auf den Boden klopfte, sich aber nicht zu ihm umdrehte.
    »Sei kein Idiot. Es ist vorbei. Du wirst sie niemals kriegen. Vor allem nicht, wenn sie erst mal merken, dass sie das Mal der Lilim trägt. Außerdem scheinst du zu vergessen, dass wir beide noch eine Rechnung offen haben. Sollen wir?«
    Sobald der letzte Wagen fort war und die Straße wieder im Dunkeln lag, glitt Ty hinter dem Müllcontainer hervor und nahm seine menschliche Gestalt an. Damien tat es ihm nach. Es war ein Moment großer Verletzlichkeit, wenn Fell sich in Haut verwandelte, und genau auf solch einen Moment hatte Ty gewartet, seit er den Shade am Fuß seines Betts entdeckt hatte. Blitzschnell, wie er es im Laufe der Jahre perfektioniert hatte, sprang er Damien an. Eine diebische Freude erfasste ihn, als seine Faust in Damiens Gesicht landete.
    Damien stolperte nach hinten, fing sich aber sofort wieder. Er bleckte die Zähne und fauchte.
    »Miese Tricks. Gar nicht dein Stil.« Er versuchte einen rechten Haken, aber

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