Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
laden wollte, war mehr, als er tragen konnte. Lilys Beschützer sein, ihr Liebhaber, ihr Kamerad, alles wieder aufbauen, was unter schrecklichen Umständen zerstört worden war … Dabei stammte er aus einer Dynastie, über die die Blaublute nur spotteten.
Andererseits – was sonst hätte er tun sollen? Für ihn gab es keine andere als Lily. Er liebte sie.
Er liebte sie. Kaum hatte er dies akzeptiert, loderte in ihm ein Feuer auf, und plötzlich war alles klar. Er wusste, was er zu tun hatte, egal wie verrückt das schien.
Lilith lächelte. »Wecke ihr Blut, Tynan von den Cait Sith. Dir steht es zu, und niemandem sonst. Erweise dich des Geschenks, das ich dir gebe, würdig. Und sei auf der Hut. Die Gefahr lauert ganz in der Nähe, näher als du denkst.«
Der nächtliche Garten verschwand, und plötzlich befand sich Ty in dem Tempel, den Lily beschrieben hatte, voller Feuer und Tod. Vor ihm, auf einer Art Bühne, stand Lilith, eine Göttin, Anführerin eines verlorenen Kampfs. Und hinter dieser Göttin, die ihn mit verzweifelter Hoffnung ansah, tauchte jetzt ein Gesicht auf, mit dem Ty niemals gerechnet hätte. Nicht hier. Nicht in diesem Zusammenhang.
»Ich habe sie gewarnt, dass mein Haus wiederauferstehen würde«, sagte Lilith. Ihre Stimme war deutlich über das Kampfgetöse hinweg zu hören. »Meine Tochter wird heilen, was vor so langer Zeit tödlich verletzt wurde. Sie hat bereits damit begonnen. Deine Abstammung ist keine Schande, Tynan von den Cait Sith. Die Kraft der Vampire, die Magie der Feen, die Schönheit der Katzen. All das würde ich willkommen heißen, wenn meine Dynastie wieder zum Leben erwacht. Zögere nicht. Folge deinem Herzen.«
Entsetzt musste er mit ansehen, wie Arsinöe mit wütend gebleckten Zähnen und fast schon irrsinnigem Blick Liliths Kopf mit einem einzigen Hieb ihres gebogenen Dolchs abtrennte.
»Was für ein entzückendes Bild ihr beide doch abgebt!«
Ty, in dessen Ohren noch die Schreie nachhallten, riss die Augen auf. Lily lag nach wie vor warm und sicher in seinen Armen.
Nur dass sie nicht mehr allein waren.
Damien hockte am Fußende des Betts und betrachtete ihn derart kalt und distanziert, wie Ty ihm das nie zugetraut hätte. Aber Damien schien inzwischen sämtliche Gefühle in sich abgetötet zu haben. Jetzt war er durch und durch ein Shade. Und es war ihm endlich gelungen, Ty und Lily zu stellen.
»Wie kannst du bloß so blöd sein, dich so tief einzulassen? Aber du warst ja schon immer ein unglaubliches Weichei.«
Ty versuchte, so schnell wie möglich richtig wach zu werden und einen Plan zu entwickeln, wie er am besten mit dieser Situation umgehen, wie er reagieren sollte. Einer von ihnen beiden würde den bevorstehenden Kampf nicht überleben, und derjenige wollte er möglichst nicht sein.
»Rogan hat mich verraten«, sagte Ty. Vielleicht konnte er Damien in ein Gespräch verwickeln und so noch ein bisschen Zeit schinden. Er mochte vielleicht zu weich sein, aber auch Damien hatte seine Schwächen. Schon immer hatte er gern damit geprahlt, was für ein kluger Bursche er war. Das schien auch diesmal nicht anders zu sein.
»Aber nicht doch«, erwiderte Damien und zog spöttisch die Mundwinkel hoch. »Rogan, oder besser gesagt, Rogans kopfloser Körper, liegt noch immer im Bett und hat nicht die geringste Ahnung, dass sein Kopf für alle sichtbar aufgespießt ist, als Warnung an Unterschichtvampire, die glauben, sich ihrer gerechten Strafe entziehen zu können. Das wird bestimmt für eine Menge Aufregung sorgen. Und für mich bedeutet es netterweise, dass ich gleich zwei Jobs miteinander verbinden und entsprechend mehr Geld verdienen kann. Rogan war vielen Leuten ein Dorn im Auge. Wichtigen Leuten. Und dieser Mistkerl hat nie etwas für uns getan, also spar dir deine Tränen. Rogan ist kein Verlust. Und wer danach sucht, findet immer irgendwo ein rattenverseuchtes Sicheres Haus.«
Von unten ertönte ein Krachen, gefolgt von lautem Schreien und dem Klang eiliger Schritte.
»Was zum Teufel ist da los?«, fragte Ty, der allmählich von Panik erfasst wurde. »Hast du diesmal das gesamte Haus der Schatten mitgebracht?«
Damiens Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er nicht nur außerordentlich verärgert, sondern auch völlig überrascht war. »Mist«, zischte er. »Ptolemy.«
Ty starrte ihn fassungslos an. Lily, die gerade aufwachte, lächelte Ty liebevoll an, doch dann entdeckte sie Damien und erstarrte.
»Oh Gott«, hauchte sie.
»Wohl kaum«, fuhr
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