Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
Name schmeckte wie Gift auf seiner Zunge. »All das war Nero.«
Jaden schaute grimmig, aber nicht überrascht. Er nickte. »Was hast du vor?«
»Selbstmord will er begehen«, fuhr Damien dazwischen. »Und du sollst zweifellos das gleiche Schicksal erleiden wie wir.«
Jaden starrte Damien mit gerunzelter Stirn an, dann richtete er den Blick fragend auf Ty.
»Damien begleitet uns«, sagte Ty. »Ich erkläre es dir unterwegs. Uns bleibt nicht viel Zeit.« Er war dankbar, dass Jaden sich auch diesmal mit einem Nicken begnügte. Damien seufzte resigniert, für Ty das Zeichen, dass er sich auch auf dessen Hilfe verlassen konnte. Jetzt brauchte er nur noch Glück – und ausreichend Zeit.
Er hoffte, dass die Götter ihm ausnahmsweise, nur dieses eine Mal, beides schenken würden.
Vlad Dracul gehörte nicht zu denen, die sonderlich viel Wert auf Gesellschaft legten. Und dieser Tage schon gar nicht, wo ihn die meisten seiner Besucher entweder umbringen wollten oder ihm Botschaften von Leuten überbrachten, die selbiges vorhatten. Insofern war er nicht gerade begeistert, als Marco, sein Butler, in der Tür der Bibliothek auftauchte und ihm mitteilte, vor der Haustür stehe ein Cait-Sith-Trio und weigere sich zu gehen, ohne eine Audienz erhalten zu haben.
»Schon wieder eine Nachricht von Arsinöe, nehme ich an?«, sagte Vlad, legte das Lesezeichen zwischen die Seiten des Buchs, mit dem er sich zu seiner Abendlektüre niedergelassen hatte, klappte es zu und legte es zur Seite. Seit ein paar Wochen war er ziemlich nervös, da er täglich mit der Kriegserklärung rechnete, die – wie er genau wusste – über kurz oder lang kommen musste. Die Königin der Ptolemy hatte ihn schon immer gehasst, aber bis vor Kurzem hatte er nicht geahnt, wie abgrundtief dieser Hass war.
»Ich glaube nicht, Sir. Sie sind ein bisschen … abgerissener als die Boten, die sie sonst schickt. Einer sieht aus, als wäre er in eine Schlägerei geraten. Ich habe mir ihre Male zeigen lassen. Der mit dem blauen Auge ist ein Shade, stellen Sie sich das mal vor! Die beiden anderen sind Ptolemy-Katzen, aber irgendetwas stimmt mit ihnen nicht.«
»Eine Frau haben sie nicht dabei?«, fragte Vlad und versuchte, nicht allzu interessiert zu klingen. Als Anura zu ihm gekommen war, hatte er kaum glauben können, was sie ihm erzählte. Die Legenden, die sich um die vor langer Zeit ausgestorbenen Lilim rankten, hatten ihn schon immer fasziniert. Vielleicht, weil er immer die Vorstellung gehabt hatte, Lilith wäre bestimmt eine Verbündete für ihn gewesen. Wieso sollte ihre Erbin das dann nicht auch sein? Und zurzeit brauchte er verlässliche Verbündete mehr denn je.
Aber wer auch immer diese Frau war, die Anura kennengelernt hatte, sie war ihm durch die Lappen gegangen.
»Haben sie gesagt, was sie wollen?«, fragte Vlad.
Marco schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Der Große, eine der Ptolemy-Katzen, sagte, er würde nur mit Ihnen reden. Normalerweise hätte ich sie vom Grundstück gejagt, aber unter den gegebenen Umständen …« Vlad wusste, worauf Marco anspielte. Ludo hatte überall herumposaunt, was an jenem Abend passiert war, bis Vlad ihn schließlich hatte kommen lassen und ihm befohlen hatte, den Mund zu halten.
»Nur gut, dass Sie das nicht versucht haben«, ertönte eine unbekannte Stimme.
Interessiert beobachtete Vlad, wie in einer der dunklen Ecken des nur schwach erhellten Zimmers ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann auftauchte, der ihn aus silberfarbenen Augen durchdringend anstarrte.
Marco stieß einen Fluch aus und stürzte auf den Eindringling zu, doch Vlad hob die Hand, und sofort blieb der gut geschulte Butler stehen. Allerdings sah man ihm deutlich an, dass er über den Befehl seines Arbeitgebers nicht gerade glücklich war.
»Lass uns allein, Marco. Das ist schon in Ordnung.«
Sein Möchtegern-Leibwächter zögerte. »Aber Sir, die anderen –«
»Sind mit Sicherheit auch irgendwo im Haus. Lass dir das eine Lehre sein, Marco. Wenn man Katzen vor der Haustür sitzen lässt, finden sie meistens einen anderen Weg nach drinnen.« Er winkte den Butler aus dem Zimmer. »Geh nur. Ich melde mich, wenn ich etwas brauche.«
Sobald sich die Tür hinter Marco geschlossen hatte, richtete Vlad seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf seinen ihn noch immer anstarrenden Besucher. Vlad war wider Willen beeindruckt, wie leicht dieser in sein Haus eingedrungen war. Andererseits – was es hieß, unterschätzt zu werden, wusste gerade er nur zu
Weitere Kostenlose Bücher