Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
gut.
»Setz dich. Und sag deinen Freunden, sie sollen sich ebenfalls setzen. MacGillivray, nicht wahr?«
Die anderen beiden tauchten hinter zwei Möbelstücken auf. Einer von ihnen hätte durchaus MacGillivrays Bruder sein können; der andere sah wahrhaftig so aus, als sei er in eine Schlägerei geraten, allerdings waren die Wunden schon fast verheilt. Beide schauten fragend zu MacGillivray, der offensichtlich ihr Anführer war.
Interessant.
Der Cait Sith mit dem mürrischen Blick schüttelte den Kopf. »Danke, aber so viel Zeit haben wir nicht. Mein Name ist Tynan MacGillivray. Die beiden sind meine Blutsbrüder Jaden und Damien. Wir sind hier, weil die Ptolemy Lily Quinn entführt haben, die Frau, von der Anura Euch erzählt hat.« Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: »Sie ist Liliths Erbin.«
Vlads Aufregung wuchs, aber er hatte sich so viele Jahre in Beherrschung geübt, dass es ihm leichtfiel, sich nichts anmerken zu lassen. »Sei mir nicht böse, aber das klingt doch sehr unglaubwürdig«, sagte er mit gespieltem Desinteresse. »Außer natürlich, du hättest Beweise.«
Tynan kniff die Augen zusammen. »Anura habt Ihr geglaubt und Lily Eure Schläger auf den Hals gehetzt. Und mir glaubt Ihr nicht?«
Vlad zuckte mit den Schultern. Aus den Augenschlitzen seines Gegenübers funkelten ihm Wut und Stolz entgegen. »Ich kenne dich nicht. Ich weiß nur, dass dein Haus kurz davor steht, mir den Krieg zu erklären. Wieso sollte ich dir glauben?«
Jemanden wie Vlad konnte so leicht nichts und niemand in Erstaunen versetzten, aber Tynan schaffte es. Mit einem einzigen, geschmeidigen Satz war er bei ihm, packte ihn an der Gurgel und drückte ihn in seinen ledernen Ohrensessel. So etwas hatte seit Ewigkeiten niemand mehr gewagt. Vlad hielt verblüfft still, hin- und hergerissen zwischen Wut und Belustigung. Er hätte das Blatt wenden und diesem Schnösel in Sekundenbruchteilen den Kopf abreißen können … da war er sich ziemlich sicher. Dieser letzte Rest Unsicherheit war es, der sein Interesse wach und seine Hand ruhig bleiben ließ.
»Vorsicht, Katze. Ich bin nicht ohne Grund Anführer einer Dynastie geworden.«
»Für Vorsicht bleibt mir ebenfalls keine Zeit«, knurrte Ty, löste aber seinen Griff und trat einen kleinen Schritt zurück. »Lily ist echt. Ich habe ihre Kraft erlebt, und sie hat mir von ihren Visionen über das Ende der Lilim erzählt. Außerdem …« Ty zögerte. »… hatte ich heute Nachmittag ebenfalls eine Vision von Lilith. Es war wie ein Traum, aber dann auch wieder nicht. Ich verstehe, was da gerade vor sich geht, aber das ändert nichts. Die Ptolemy haben Lily entführt. Arsinöe hält sie bloß für eine Seherin und möchte, dass sie ihr eine Vision liefert, wie Eure Leute den Mulo gegen ihre einsetzen. Sie braucht einen Beweis, weil sie Krieg gegen Euch führen will.«
Vlad fluchte leise. »Darum geht es? Um einen Mulo? Hält sie mich wirklich für so blöd, einen rumänischen Fluch gegen ihre Dynastie auszusprechen? Da könnte ich ja gleich ein Neonschild raushängen, auf dem ich meine Pläne bekanntgebe!«
»Sie hasst die Dracul«, mischte sich jetzt der ein, der sich Jaden nannte. »Am liebsten würde sie die Dracul allesamt umbringen. Sie hat ein paar Blaublute um sich geschart, die sie nur zu gern in ihrer Paranoia bestätigen.« Er richtete den Blick auf Tynan. »Vor allem ein bestimmtes Blaublut.«
»Ihre Leute sterben«, sagte Tynan. »Es war nicht schwer, ihr etwas einzureden. Das entschuldigt nichts von dem, was sie getan hat, aber sie ist nicht die eigentliche Verursacherin. Wenn Ihr vermeiden wollt, dass es Krieg gibt, brauchen wir Eure Hilfe.«
Verblüfft betrachtete er die drei Unterschichtvampire, die da vor ihm standen. Sie hatten den Mut, sich gegen das Haus aufzulehnen, das sie traditionell versklavt hatte – und das, obwohl sie sich kaum Hoffnung auf Erfolg machen konnten.
»Nehmen wir mal an, ich würde euch glauben«, sagte Vlad langsam. »Was würdet ihr mir als Gegenleistung für meine Hilfe bieten? Denn wenn ich euch helfe, die Sache aber schiefgeht, dann steht meine Dynastie schwer unter Beschuss.«
»Das tut sie auch, wenn Ihr Euch weigert, uns zu helfen«, erwiderte Tynan. »Nero, der Ptolemy, der hinter alldem steckt, wird schon dafür sorgen. Er ist nicht der Typ, der irgendwas dem Zufall überlässt. Er hat sich mit Sicherheit einen Ersatzplan für den Fall zurechtgelegt, dass Lily wahrhaftig auftaucht. Ich weiß nicht, was er ihr antun
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