Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
Vom Netzwerk:
verdichteten sich in diesem Moment zu einem gefährlichen Punkt. Der Sinn des Ganzen – die Tür zu öffnen – war nicht mehr vorhanden, und diese Kraft hatte nun kein Ziel mehr.
    Aber irgendwo musste sie hin.
    Lily kreischte auf. Die Kraft barst in Wellen aus ihr heraus und raste mit einem gewaltigen Dröhnen durch das Haus. Lilys Körper krümmte sich zusammen. Alles um sie herum war nur noch ein blendender weißer Blitz. Bilder fielen von den Wänden, Glas splitterte. Der Boden unter ihr bebte, als hätte sich die Erde aufgetan. Einen kurzen Moment hing Lily steif in der Luft, dann stürzte sie wie eine leblose Puppe zu Boden. Die Hände, die sie gepackt hatten, waren verschwunden, sobald sich die Kraft ihren Weg nach draußen gebahnt hatte.
    Leider war Lilys gesamte Kraft ebenfalls verschwunden. Sie lag wie betäubt da, völlig ausgepumpt, die Augen geschlossen. Sie lauschte dem Klirren der letzten am Boden aufschlagenden Glasscherben. Davon abgesehen war um sie herum alles still. Ein Teil von ihr wusste, dass sie sofort aufstehen und davonlaufen sollte. Ihr Angreifer konnte durchaus noch in der Nähe sein.
    Aber sie konnte sich nicht rühren. Auch diesen Zustand kannte sie bereits, allerdings hatte sie geglaubt, ihn dauerhaft aus ihrem Leben verbannt zu haben. Sie hatte ihn nur ein einziges Mal erlebt, als kleines Kind, und er hatte alles verändert. Alles ruiniert.

5
    Sie kniete weinend in ihrem zerstörten Kinderzimmer. Um sie herum lag überall zerbrochenes Spielzeug. Eine junge, attraktive Frau starrte sie von der Tür her voller Entsetzen an, die Hand schützend auf ihren noch flachen Bauch gelegt. Ein eigenes Kind. Ein unerwarteter Glückstreffer. Sie würden sie nicht mehr brauchen, das war Lily klar. Nicht mit einem Kind, das ihr eigen Fleisch und Blut war. Sie würden sie wegschicken, den kleinen Wechselbalg, dessen seltsame Anwandlungen inzwischen zu häufig auftraten, um sie noch länger als harmlos abzutun. Es war peinlich. Was würde die Presse daraus machen, wenn sie das jemals herausfand? Sie würden sie wegschicken, und sie war so … wütend geworden …
    »Lily. Du musst aufstehen, Lily. Uns bleibt nicht viel Zeit. Er wird zurückkommen. Solche wie er geben keine Ruhe, bevor sie nicht am Ziel sind. Lily?« Kurzes Schweigen. »Du bläst mich nicht bis in die Hölle, wenn ich dich berühre, oder?«
    Sie spürte, wie er vorsichtig und zitternd Luft holte und sie dann sanft an der Schulter berührte. Das und seinen rauen Dialekt konnte sie einfach nicht ignorieren. Sie wartete einen Moment, um zu sehen, ob Ty nicht doch weggehen und all dies einfach aufhören würde. Denn sie wusste, sobald sie die Augen öffnete, würde ihr wohlgeordnetes, überschaubares Leben endgültig vorbei sein.
    Die Düsternis würde sie wieder gefangen nehmen.
    Andererseits: Blieb ihr denn eine Wahl? Ist mir denn je eine Wahl geblieben , fragte sie sich bitter und öffnete die Augen. Tynan beugte sich über sie, so nah, wie er ihr seit der Nacht, in der sie sich kennengelernt hatten, nicht mehr gekommen war. In seinen silbernen Augen lag Sorge und … etwas anderes. Etwas Wildes, Ungezähmtes. Etwas völlig Unmenschliches. Sein Mund war eine verkniffene dünne Linie. Seine Fangzähne waren nicht zu sehen, aber Lily war sich trotzdem sicher, dass sie da waren.
    »Vampir«, flüsterte sie mit rauer Stimme, und das war zugleich eine Feststellung wie eine Anklage.
    Er nickte, ohne den Blick von ihr abzuwenden. »Ja. Der andere und ich. Ich habe dich gewarnt.« Er runzelte die Stirn, was ihn noch animalischer aussehen ließ, und hätte sie noch Kraft für irgendein Gefühl gehabt, hätte sie sich vermutlich fürchterlich erschrocken.
    »Warum?«, fragte sie matt. »Warum konntest du mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
    In seinem Blick lag eine derart unerschütterliche Überzeugung, dass sie am liebsten laut geschrien hätte. Er würde nicht gehen, und als ihr das klar wurde, fühlte sie sich nur noch hilflos und verzweifelt. Sie hätte ihr Haus liebend gern noch weitere hundert Male zerstört, wenn sie damit hätte erreichen können, dass er sie endlich in Ruhe ließ.
    »Meine Königin braucht deine Hilfe.«
    »Ich habe nichts, womit ich jemandem helfen könnte.«
    Ty ließ den Blick über den Trümmerhaufen schweifen, den Lily aus ihrem hübschen kleinen Haus gemacht hatte. Seine Stimme war tödlich ruhig, als er ihr antwortete.
    »Irgendetwas hast du, Frau. So viel steht fest.« Dann sah er auf ihre Tätowierung hinunter

Weitere Kostenlose Bücher