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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Mann hatte die genau gegenteilige Wirkung auf sie wie Tynan. Dabei gehörten sie vermutlich der gleichen Spezies an. Aber bei Tynan hatte sie den Eindruck gehabt, dass er sich sehr gut beherrschen konnte. Diesen hier dagegen schätzte sie so ein, dass er eine Weile mit ihr herumspielen und seinem Hunger nachgeben würde, sobald ihm langweilig wurde.
    Und sie hatte das dumpfe Gefühl, dass das schon bald der Fall sein würde.
    In der verzweifelten Hoffnung, ihn lange genug ablenken zu können, bis ihr ein Ausweg aus dieser Situation einfiel, versuchte sie, ihn weiter am Reden zu halten.
    »Tynan. Sie beide arbeiten also zusammen? Ist er ein Freund von Ihnen?« Sie versuchte, ruhig und konzentriert zu bleiben, doch sie spürte, wie sich in ihrem Inneren etwas zusammenbraute: die alte, unberechenbare Düsternis, die sie schon seit so vielen Jahren unter Kontrolle hielt. Dass sie ausreichen würde, um ihr das Leben zu retten, bezweifelte sie allerdings – nicht, nachdem sie sie so lange vorsätzlich weggesperrt hatte. Und was die Sache auch nicht besser machte; auf ihre Frage hin schnaubte er nur verächtlich.
    »Nein, wir arbeiten nicht zusammen. Er ist nicht stark genug für das, was ich tue. War er noch nie. Und was das Thema Freundschaft angeht – ich glaube nicht, dass er uns noch als Freunde betrachten würde. Ich jedenfalls betrachte ihn nicht als Freund. Aber ich bin nicht in der Stimmung für Erklärungen.«
    Er streckte sich ein wenig und rutschte auf dem Stuhl hin und her, als langweile ihn das alles bereits. Seine Ähnlichkeit mit Ty verblüffte Lily. Die beiden bewegten sich auf die gleiche Art, mit einer schier übernatürlichen Anmut selbst in den kleinsten Bewegungen.
    »Dann erklären Sie mir doch bitte mal, wer Sie sind und was Sie hier tun«, erwiderte Lily. Sie zuckte zusammen, als sie hörte, wie ängstlich ihre Stimme klang. Aber sie konnte es nicht verhindern. Er kann nicht wirklich sein , dachte sie, dies alles kann nicht wirklich sein, nichts davon …
    »Ich selbst bin ein Niemand«, schnurrte er und lächelte sie gewinnend an. Sie hatte den Eindruck, dass er sie einzulullen und in die gleiche Trance zu versetzen versuchte, in die Tynan sie mit einem einzigen Blick hatte versetzen können. Dennoch empfand sie nichts, nur die gleiche entsetzliche Panik, die sie erfasst hatte, als sie ihn dort sitzen sah. Ihr ungebetener Gast schien das zu spüren, und kurz darauf erlosch sein Lächeln.
    »Ich bin nur der Handlanger. Ein teurer Handlanger, aber meine Auftraggeber haben einen ausgezeichneten Geschmack. Und was Sie angeht – das Problem ist nicht, was Sie getan haben, sondern was Sie sind.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Mir ist völlig egal, ob Sie das verstehen oder nicht. Man kann gewisse Dinge verdrängen, liebe Lily, aber was einem im Blut liegt, lässt sich nicht für immer verleugnen. Glauben Sie mir, mit dieser Tatsache lebe ich Tag für Tag. Besser gesagt, Nacht für Nacht.« Mit der Andeutung eines Lächelns fuhr er fort: »Ich bin ein heimtückischer Mörder. Und Sie sind, nennen wir es mal so, eine Frau mit Visionen. Zumindest nehme ich an, dass Sie das sind, sonst hätte Ty Ihnen nicht schon tagelang hinterhergeschnüffelt.« Er legte den Kopf ein wenig auf die Seite, dann fügte er hinzu: »Wie traurig. Sie wissen wirklich nicht, was Sie sind, habe ich recht?«
    Verdammt, er hatte wirklich recht. Sie hatte es nie gewusst. Als Kind hatte sie eine Kraft in sich gespürt, die sie nie verstanden hatte. Aber sie wusste, dass sie anders war, und nicht im guten Sinne anders. Deshalb hatte sie das Unbekannte tief in ihrem Innersten begraben, so tief, dass es sich jetzt nur noch in Albträumen ausdrücken konnte. Aber das Elend, das sie als Kind geplagt und das zu einem Gefühl völliger Einsamkeit geführt hatte, war niemals gänzlich verschwunden. Was das alles mit diesem Mann zu tun haben sollte, konnte Lily sich allerdings nicht vorstellen. Und sie bezweifelte, dass sie lange genug leben würde, um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.
    »Werden Sie mich umbringen?«, fragte sie, denn sein Blick war unmissverständlich.
    »Was ich tun werde«, erwiderte der Mann, »ich werde meine Arbeit erledigen und dafür meinen Lohn erhalten. Aber ich muss zugeben«, fuhr er fort und ließ den Blick langsam über ihren Körper wandern, »dass das Vergnügen mit einer Frau wie Ihnen ein willkommener Bonus sein wird. So etwas wie Sie läuft mir in meinem Tätigkeitsbereich nicht

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