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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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vergessen.«
    Kurz darauf wurde sein Atem tief und gleichmäßig, und damit war wenigstens die Frage geklärt, wie die Tagruhe eines Vampirs aussah. Der Mann war nicht tot. Er schlief nur. Arschloch.
    Lange lag sie einfach da, schäumend vor Wut, und lauschte seinen langsamen, regelmäßigen Atemzügen. Schließlich glitt auch sie in den Schlaf, obwohl sie das nicht für möglich gehalten hätte.
    Sie träumte von Feuern in der Dunkelheit.

8
    Lily war seit Jahren nicht mehr in Chicago gewesen.
    Sie stellte fest, dass sie so gut wie keine Erinnerungen mehr an die Stadt hatte. Die meisten ihrer Erinnerungen an die Reisen dorthin waren eher Schnappschüsse von luxuriösen Hotels und ständig wechselnden Kindermädchen. Selbst wenn sie oft genug aus den Hotels herausgekommen wäre, um eine deutliche Erinnerung an die Stadt zu haben, wäre sie – außer vielleicht durch einen blöden Zufall – in diesen Stadtteil mit Sicherheit nie gekommen. Fasziniert betrachtete sie die Leute, die an ihr vorbeigingen, und versuchte, sie nicht allzu auffällig anzustarren. Sie sah Haare in jeder Farbe des Regenbogens, Piercings an Stellen, von denen sie nie geahnt hatte, dass man ein scharfes Objekt hindurchstecken konnte, und massenweise Leder und Plastik. Und Gummi. Und Metall.
    Jedes Gesicht war leichenblass.
    Ty ging neben ihr und wirkte weitaus weniger fehl am Platz, als sie sich fühlte. Sie selbst sah – nun ja – normal aus, nahm sie zumindest an. Nett und langweilig. Ty dagegen schaute aus wie ein junger Heathcliff, der durch die Straßen der Stadt wanderte statt über die Moore. Sein langer schwarzer Mantel bauschte sich um seine Beine, und sie konnte mit seinen langen Schritten kaum mithalten – was sie allerdings niemals zugegeben hätte.
    »Hör auf zu glotzen. Sonst kommst du gar nicht mehr nach.«
    Sein Ton war barsch, aber Lily meinte, auch eine Spur Belustigung herausgehört zu haben. Sie warf ihm einen bösen Blick zu, schob das Kinn vor und ging einfach weiter. Sie würde sich zu keiner Bemerkung hinreißen lassen. Nicht nach dem, was er getan hatte und nach dem verbissenen Schweigen auf der Fahrt vom Motel hierher.
    Natürlich war sie diejenige, die noch immer wütend war. So erregt sie ihn letzte Nacht erlebt hatte, so kalt war er jetzt. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie rasch ausweichen musste, um nicht mit einer glatzköpfigen Frau zusammenzustoßen, die mindestens einen Meter achtzig groß war und eine ungesunde Vorliebe für Sicherheitsnadeln zu haben schien. Sie hatte eindeutig Ähnlichkeit mit Pinhead aus dem Film Hellraiser .
    Der Wind war eisig und Lilys Nase schon ganz kalt. Smog lag in der Luft, und es roch nach Regen und irgendetwas, das in einem kleinen chinesischen Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite gekocht wurde. Ihr Magen knurrte erbarmungswürdig. Ty hatte vermutlich vergessen, dass sie regelmäßig essen musste, aber ihr Stolz verbot ihr, deswegen zu maulen. Noch jedenfalls. Der Donut und die Limo, die sie vor ein paar Stunden in einem 7-Eleven bekommen hatte, mussten vorläufig reichen.
    »Pass auf«, warnte Ty sie, als sie mal wieder einem seltsamen Typen hinterhersah und dabei über eine Erhöhung im Bürgersteig stolperte.
    »Ich glotze nicht«, fuhr sie ihn an, obwohl sie gerade einen Mann ungefähr in ihrem Alter anstaunte, der ziemlich attraktiv war und es irgendwie geschafft hatte, sein Haar in dreißig Zentimeter lange Stacheln zu verwandeln. Er blinzelte ihr zu, und Lily konnte es sich nicht verkneifen, ihn anzulächeln. Allerdings wurde sie gleich darauf rot und zog den Kopf ein. Sofort nahm Ty wortlos ihren Arm und hakte sie unter.
    »Ich hatte eigentlich gedacht, das müsste ich nicht extra erwähnen: Flirten hält uns auch auf.«
    Sie starrte ihn zornig an und versuchte, sich loszumachen. »Ich flirte nicht. Abgesehen davon geht dich das nichts an.«
    Er warf ihr einen Blick zu, unter dessen Intensität sie dahinzuschmelzen drohte. Bescheuert , dachte sie, und schon gewann ihre Wut wieder die Oberhand.
    » Mo bhilis , ich dachte, ich hätte das klargemacht: Im Moment geht mich alles, was du tust, etwas an.« Mit eisernem Griff zog er sie weiter, und fast hätte sie die Fersen in den Boden gestemmt, um ihn dazu zu zwingen, sie hinter sich herschleifen zu müssen. Da sie aber den Verdacht hatte, dass er das tatsächlich tun würde, ließ sie es dann doch lieber bleiben.
    »Hör auf, mich mit diesem blöden Kosenamen anzureden«, murmelte Lily. »Hör

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