Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
darauf einzulassen. Sie drängte sich an ihn und küsste ihn wild und fordernd. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie sog Tynans Unterlippe in den Mund, leckte darüber, biss sanft hinein und gab sie dann wieder frei. Er gab ein Knurren von sich, das völlig unmenschlich klang, doch das steigerte ihr Verlangen nur noch.
In Ty fand sogar ihre dunklere Seite eine Entsprechung.
Er packte ihre Brust fester, drückte sie zusammen und kniff in ihre aufgerichtete Brustwarze. Lily erschauderte vor Lust, die von dem leichten Schmerz nur noch gesteigert wurde.
»Soll ich dich so weit bringen, Lily?«, fragte er mit rauer Stimme. »Ich spüre, wie nah dran du bist … ah, meine Güte …« Er flüsterte ein Wort, das sie nicht verstand. Gälisch, vermutete sie. Egal, was es bedeuten mochte, aus seinem Mund klang es sinnlich. Dann drückte er die Hüften wieder gegen ihre, in einem Rhythmus, der Lily nach Luft schnappen ließ. Sie ballte die Hände zu Fäusten und wölbte ihm das Becken entgegen. Sie wollte ihn berühren, wollte seine Hände auf ihrer nackten Haut spüren. Tief in ihrem Inneren baute sich ein Druck auf, der mit jeder von Tys Bewegungen größer wurde.
Sein Atem, flach und unregelmäßig, erregte sie genauso wie sein wildes Stöhnen. Sie konnte nicht mehr denken, und jenseits dessen, was gerade geschah, schien es nichts mehr zu geben. Die Tatsache, dass sie ihm ausgeliefert war, steigerte ihre Erregung, und das hätte sie bestimmt schockiert, wäre sie noch in der Lage gewesen, etwas anderes zu tun, als zu fühlen. Dass er ihr in gewisser Weise ebenfalls ausgeliefert war, machte sie noch zusätzlich an.
Sie wollte ihn in sich spüren, wollte ihn berühren, wollte mit ihren Händen auf Erkundungstour gehen, und zwar ohne die Kleidung, die sie allmählich wundscheuerte.
Und selbst dann würde es vielleicht noch nicht reichen.
Sie spürte, wie sein Herz raste, im gleichen Rhythmus wie ihr eigenes. Sie spürte ihn zittern wie jemand, der kurz davor ist, die Kontrolle zu verlieren.
Und dann war er plötzlich fort. Mit einem lauten Fluch warf er sich so heftig auf die andere Bettseite, dass Lily fast auf ihrer Seite hochgeschleudert worden wäre. Die rostigen Bettfedern quietschten protestierend, aber Ty schwieg. Sie konnte nur noch seinen unregelmäßigen Atem hören. Die ganze Wirkung seines Geschenks, die Selbstvergessenheit, das Ausblenden von allem, was nicht Lust oder Hier und Jetzt war, verpuffte. Als Nachhall blieb nur ein dumpfer, hartnäckiger Schmerz, zu dem sich schon bald Verwirrung und Scham gesellten. Sie war aus sich herausgegangen. Hatte sich ihm geöffnet.
Und er hatte sie zurückgewiesen.
Draußen war die Sonne mit Sicherheit schon auf ihrem Weg hoch hinauf in den Himmel. Aber hier im Zimmer war es Zeit für den Vampir, zu schlafen. Und obwohl Lily völlig aufgelöst war, beschloss sie, dass Ty sich gefälligst irgendwie zu dem äußern sollte, was gerade geschehen war, bevor er in Schlaf versank. Noch immer schwirrte ihr der Kopf, und sie hatte Schmerzen an Stellen, von denen sie nie gewusst hatte, dass sie vor lauter aufgestauter, unerfüllter sexueller Energie schmerzen konnten. Ein Teil von ihr hätte ihn am liebsten geprügelt, weil er sie so benutzt hatte – egal, wie einladend sie sich verhalten hatte.
Ein anderer Teil von ihr überlegte ernsthaft, einfach über ihn herzufallen. Dieser Teil machte ihr Angst, und sie versuchte verzweifelt, ihn zu ignorieren. Jedenfalls hatte sie eindeutig gespürt, dass nicht nur sie diese seltsame Verbindung zwischen ihnen wahrnahm. Tys Umgang damit ließ ihr allerdings die Röte ins Gesicht steigen.
»Und?«, fragte sie schließlich. Ihre Stimme war nur noch ein raues Flüstern. »Willst du nicht wenigstens irgendwas sagen?«
Das tat er dann auch. Seine abgehackten, in breitem Dialekt gesprochenen Worte konnten nicht verbergen, wie angeekelt er war.
»Verdammtes Weib«, sagte er.
»Wie bitte?«
»Es hätte dir nicht gefallen dürfen.«
Ihr fiel die Kinnlade herunter. Innerhalb einer Sekunde verwandelte sich all das, was sie mit ihm gefühlt hatte, in etwas Verkorkstes und Abstoßendes.
Nie wieder , dachte Lily, auch wenn sie seinen Geschmack noch auf der Zunge hatte und ihre Lippen von seinem Kuss noch geschwollen waren. Sie hatte ihm vertraut. Das war ein Fehler gewesen.
»Du bist ein Schwein, Tynan«, sagte sie.
»Ja«, erwiderte er nach kurzem Zögern. Seine Stimme klang angespannt. »Und du tust gut daran, das nicht zu
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