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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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überhaupt auf, mit mir zu reden. Ich will den ganzen Mist nur noch hinter mich bringen.«
    Ty stieß einen tiefen Seufzer aus. Er wurde erst langsamer und blieb schließlich ganz stehen. Widerstrebend sah Lily ihn an, während die Leute ihnen desinteressiert auswichen. Ty legte den Kopf in den Nacken und sah in den Himmel hinauf, der zu hell war, als dass man die Sterne hätte erkennen können. Einen Moment lang schwieg er, und auch Lily sagte nichts. Trotz allem war sie gespannt, was er sagen würde.
    »Schau. Wegen heute Morgen …«
    Lily musterte sein Gesicht. Sie brachte es nicht über sich, ihm patzig dazwischenzufahren. Seine Unsicherheit und seine Ernsthaftigkeit waren zu echt, zu ungeschönt. Nach kurzem Schweigen senkte er den Kopf und sah ihr mit grimmiger Entschlossenheit in die Augen.
    »Ich hätte dich nicht anfassen sollen. Normalerweise bin ich nicht der Typ, der jemanden ausnutzt. Jedenfalls nicht so. Ich erwarte nicht, dass du mir das glaubst, aber das stimmt wirklich.«
    Lily legte den Kopf auf die Seite und betrachtete ihn neugierig. »Und warum hast du es dann getan?«
    Ty presste die Lippen aufeinander und sah stirnrunzelnd zu Boden. »Ich weiß es nicht, Lily. Irgendetwas an dir … ist ja auch egal.« Frustriert schüttelte er den Kopf. »Wichtig ist nur, dass ich beinahe die Kontrolle verloren hätte, und das darf nicht passieren. Nicht, wenn es in erster Linie darum geht, für deine Sicherheit zu sorgen. Davon hängt zu viel ab.«
    »War ich denn nicht sicher?«, fragte Lily, die sich noch gut erinnerte, wie sie sich in seinen Armen gefühlt hatte: schön und stark und so sicher wie noch nie in ihrem Leben. Ty hob den Kopf. Der kaum verhüllte Hunger in seinen Augen war unfassbar und zutiefst erregend.
    »Wenn ich dich berühre«, sagte er leise, »dann möchte ich die Zähne in dich schlagen. Aber das würde den Tod einer gesamten Dynastie bedeuten. Vor allem anderen kann ich dich beschützen – Damien, eine ganze Armee von Shades, alles, was in der Nacht unterwegs ist. Aber mir war nicht klar, dass es mich so viel Kraft kosten würde, dich vor mir zu schützen.«
    So viel Ehrlichkeit hatte sie nicht erwartet, und diese Ehrlichkeit berührte sie auf eine Art, wie keine andere Entschuldigung das gekonnt hätte. Sie nickte. »Entschuldigung angenommen. Und … danke.«
    Seine dunklen Brauen glitten nach oben. »Wofür?«
    Sie lächelte ihn zaghaft an. »Dafür, dass du es mir erklärt hast. Und dass du dir überhaupt die Mühe gemacht hast, dich zu entschuldigen.«
    »Ach so. Nun ja.« Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und richtete den Blick dann auf irgendetwas offensichtlich sehr Interessantes links hinter ihr. »Wir sollten uns wieder auf den Weg machen. Das Mabon ist nicht mehr weit, und ich wäre gern dort, bevor es hoffnungslos überfüllt ist. Je eher wir da sind, desto größer ist die Chance, dass wir mit Anura allein reden können.«
    Sie setzten sich wieder in Bewegung, und diesmal ließ Lily ihre Hand leicht in Tys Armbeuge liegen. Vielleicht war das dumm, aber Tys Ehrlichkeit hatte ihr Gefühl noch verstärkt, dass er – wenn sie denn schon in die Vampir-Unterwelt verschleppt werden musste – der Richtige war, um auf sie aufzupassen.
    Während sie die Straßen entlanggingen, wanderten Lilys Gedanken zu Bay und ihrer Verabredung zum Mittagessen. Vielleicht würde sich eine Gelegenheit ergeben, ihre Freundin anzurufen und ihr zu sagen, dass es ihr so weit gut ging. Sie musste Ty nur lange genug entwischen. Bay hatte inzwischen bestimmt das Chaos in ihrem Haus entdeckt und musste das Schlimmste annehmen. Lily wusste, wie schmerzlich das für ihre Freundin war, die einer der großherzigsten Menschen war, die Lily je kennengelernt hatte.
    Da war noch etwas, worüber sie sich Sorgen machte – obwohl ihre Eltern vermutlich ihre wahre Freude daran hätten, wenn Lily in den Nachrichten käme. Die Chance, die trauernden Hinterbliebenen zu spielen, würden sie sich nicht entgehen lassen. Endlich hatte Lily etwas getan, was ihnen vielleicht gefallen würde.
    Lily seufzte. Es nervte sie, dass sich auf einmal solch eine Bitterkeit in ihr Denken einschlich. Sie strich eine Haarsträhne hinter das Ohr und konnte gerade noch einem weiteren Passanten ausweichen. In seiner Eile, endlich in den Club zu kommen, schien Ty gar nicht darauf zu achten, dass er auch Lily zwischen den Leuten hindurchsteuern musste.
    »Ich hätte nie gedacht, dass es so viele von euch gibt«, sagte Lily und

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