Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
Vom Netzwerk:
Erinnerung nie mehr abschütteln können.
    »Da drüben«, sagte er. »Das ist Anura, in dem weißen Kleid. Sie tanzt gerade. Wenn sie dich was fragt, gib keine Antwort. Das Reden übernehme ich. Hier hat sich einiges verändert. Ich bin mir nur noch nicht sicher, wie groß die Veränderung ist.«
    Schlagartig wurde Lily klar, dass die Leute auf Ty eine ganz andere Wirkung haben mussten als auf sie. Er wirkte jetzt eher noch angespannter. Sie schaute an ihm vorbei in die Menge und wusste sofort, wen er meinte. Die dunkelhaarige Schönheit tanzte mit einer Versunkenheit, von der Lily ihr Leben lang nur hatte träumen können. Doch Lily konnte den Anblick nicht lange genießen, weil plötzlich gefährlich nah an ihrem Ohr eine Stimme ertönte.
    »Na so was«, murmelte die Stimme. »Wie konnte ein Gossenvampir bloß seine Zähne in dich kriegen, du Schöne? Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, dass du dir was Besseres suchst?«
    Lilys sämtliche Muskeln spannten sich an. Tynan knurrte. Sie war sich ziemlich sicher, dass gleich die Hölle losbrechen würde.

10
    Damien Tremaine lehnte lässig an einem Gebäude, das nicht mal eine Querstraße vom Mabon entfernt war, und beobachtete die stinkenden Menschenmassen, die achtlos um ihn herumwogten. Es war schon so lange her, dass er einer von ihnen gewesen war, dass er kaum noch etwas davon wusste. Klar erinnerte er sich noch an manche Dinge, die er getan, an Menschen, die er gekannt, und an Orte, die er gesehen hatte. Aber das Gefühl dafür, was es bedeutete, ein Mensch zu sein und mit dem Wissen um die eigene Sterblichkeit zu leben, das war verschwunden.
    Er würde nie Teil der »guten« Vampirgesellschaft werden, würde immer ein Mal tragen, das ihm das verwehrte. Aber für viele der adeligen Vampire hatte er gearbeitet, und so hatte er einiges von ihren Einstellungen übernommen, vor allem über den begrenzten Nutzen von Sterblichen. Und warum auch nicht? Das Haus der Schatten war selbst so etwas wie eine Aristokratie, fand Damien. Es bot einem ein gutes Leben, wenn auch kein leichtes. Shades wie er, die sich einen erstklassigen Ruf aufgebaut hatten, würden glücklicherweise auch niemals vertrieben werden.
    Die Blaublütler, heimtückische, verweichlichte Idioten, konnten ohne Vampire wie ihn nicht mehr existieren.
    Das Handy in seiner Tasche vibrierte. Damien hatte keine Lust auf dieses Gespräch, aber da musste er jetzt durch. Nichts war schlimmer als ein unzufriedener Kunde.
    »Tremaine.«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung war so eisig, dass Damien die kalte Luft fast schon aus dem Handy kommen sah.
    »Damien. Wofür bezahle ich dich eigentlich? Ich bin eine ganz schöne Stange Geld losgeworden, scheine aber vergessen zu haben, wofür.«
    Die Stimme klang ruhig und gleichmäßig, aber Damien wusste, dass sich dahinter ein Monster verbarg, wie man es heute selbst unter seinesgleichen nur noch selten antraf. Die meisten Blaublute waren selbstgefällige Feiglinge, die andere für sich die Drecksarbeit verrichten ließen. Dieser allerdings nicht. Hinter seinem schönen Äußeren verbarg sich die schwärzeste Seele, die man sich vorstellen konnte.
    Damien zwang sich, sich nichts anmerken zu lassen. Er würde das schon hinkriegen. Genau deshalb war der Auftrag extra an ihn gegangen.
    »Die Frau ist anders, als wir erwartet hatten.« Er erinnerte sich noch gut an das glänzende Mal an ihrem Schlüsselbein und daran, wie schockiert er bei dessen Anblick gewesen war. Hätte er sie nicht in Aktion erlebt, hätte er vielleicht seinen Augen nicht getraut, aber ihre Kraft war durch ihn hindurchgefegt wie eine Naturgewalt.
    »Wie wäre es, wenn du das mal näher erläutern würdest?«, zischte die Stimme. »Eine Seherin ist schließlich auch nichts weiter als eine beeinflussbare kleine Sterbliche mit einem etwas weiter entwickelten Gehirn. Dass es so lange dauert, ist einfach unzumutbar.«
    Einen Moment lang war Damien hin und her gerissen, etwas, das ihm nur sehr selten passierte. Doch dann traf er seine Entscheidung und berichtete leise aber eindringlich, was er gesehen hatte und was passiert war. Letztendlich ging ihn das alles nichts an. Er wurde lediglich für eine Dienstleistung bezahlt. Das Beste war, diese Dienstleistung zu erbringen und sich ansonsten um seinen eigenen Kram zu kümmern.
    Außerdem war sein Gesprächspartner jemand, den man sich besser nicht zum Feind machte, noch dazu nur deshalb, weil man plötzlich so etwas wie ein Gewissen entwickelte. Dieser

Weitere Kostenlose Bücher