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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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sie dir vor der Nase wegschnappen kann! Andererseits – warst du eigentlich schon jemals mit einer Frau hier? Du warst doch immer äußerst diskret. Was also ist los? Bestrafen die Ptolemy ihre Diener neuerdings, indem sie ihnen das Hirn weich prügeln?«
    Ty drehte sich zu Anura um, weil er nicht länger mit ansehen konnte, wie Lily sich in den Armen eines anderen zum Rhythmus der Musik wiegte.
    »Anura«, sagte er und versuchte, trotz seiner kaum zu bändigenden Wut freundlich zu klingen. »Du hast dich überhaupt nicht verändert.«
    Das hatte sie wirklich nicht, abgesehen davon, dass die Partie rund um ihre mandelförmigen Augen leichte Spuren von Erschöpfung aufwies, die ihm früher nicht aufgefallen waren. Ansonsten war sie noch immer umwerfend schön, ganz mediterrane Göttin. Ihr langes dunkles Haar war teilweise hochgesteckt und umrahmte in weichen Wellen ihr Gesicht, während der Rest auf ihren Rücken hinabfiel. Sie trug weiß, ihre Lieblingsfarbe, und das einfache, eine Schulter frei lassende Kleid betonte ihre olivfarbene Haut.
    Und sie war genervt. Auch das war nichts Neues.
    »Und wie ich mich verändert habe! Für Ptolemy-Mist habe ich inzwischen noch weniger Geduld als früher.«
    Als er einfach abwartete, weil er an ihre Schimpftiraden gewöhnt war, pustete sie eine Locke aus dem Gesicht und verdrehte die Augen. »Ty, verdammt, das ist wirklich nicht der beste Zeitpunkt, um hier aufzukreuzen. Hat sie dich geschickt? Ich habe den anderen doch schon gesagt, dass ich nicht weiß, wo er ist. Ich weiß nur eins: noch so ein Blutbad, und ich kann den Laden dichtmachen.« Sie kniff die Augen zusammen. »Er muss ganz schön was gegen sie in der Hand haben, wenn sie wegen eines kleinen Cait Sith gleich die ganze Kavallerie losschicken.«
    Ty versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Dieser Abend entwickelte sich immer mehr zu einer Übung in Selbstbeherrschung.
    »Ich bin nicht dienstlich hier, Anura. Ich war seit fast einem Jahr nicht mehr am Hof.«
    Jetzt war sie diejenige, die ihre Überraschung verbergen musste. »So? Hast du dich endlich dazu durchgerungen, abzuhauen? Ich hatte mich schon gefragt, ob dir das alles nicht irgendwann zu blöd werden würde. Allerdings ist dieser Laden nicht so ankh-frei, wie er das schon mal war. Lange nicht so ankh-frei, wie ich das gern hätte.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite und betrachtete ihn prüfend. Ty war sich sicher, dass sie mehr wahrnehmen konnte als andere. Eigentlich hätte sie immer noch ein Vollmitglied der Empusae sein müssen. Sie gehörte in diese Dynastie hinein, war eine der besten gewesen. Aber ihr Mal zeigte den Makel, den sie aus Liebe auf sich genommen hatte – aus Liebe, die wie so oft ein schlechter Ratgeber gewesen war. Ihre Schwestern hatten sie vertrieben, wie das bei ihnen üblich war.
    Und Anura, die genauso eigensinnig wie schön war, hatte ihr durchmischtes Mal behalten – eine Fackel, deren Flammen sich ihr Schlüsselbein in eleganten Schnörkeln entlangwanden. Selbst jetzt, lange nachdem derjenige, dem sie es verdankte, gestorben war, entblößte sie es voller Stolz. Und unten um den Griff der Fackel lag eine große Pfote mit scharfen Klauen.
    Ty erinnerte sich noch gut an den Löwen, von dem sie diese Pfote bekommen hatte. Aber Rai, der Rakshasa, war schon vor langer Zeit zur Strecke gebracht und sein Blut zusammen mit dem fast all seiner Artgenossen vergossen worden.
    Ty schüttelte den Kopf, denn er wusste, wenn Anura auch nur ahnen würde, dass er sie bemitleidete, würde sie ihn sofort vor die Tür setzen. »Nein. Nein, ich hatte … einen Auftrag, so könnte man das vermutlich nennen. Und dafür habe ich länger gebraucht, als ich gedacht hatte.«
    Ihre Augen wurden ganz dunkel, bis sie schließlich fast schon schwarz zu sein schienen. »Es geht um die Angriffe.«
    Diesmal gelang es ihm nicht, seine Überraschung zu verbergen.
    Anura nickte mit grimmigem Gesicht. »Ja, Ty, es hat sich herumgesprochen. Hier und da mal eine Andeutung, schließlich lässt es sich nicht völlig verheimlichen, wenn ein Zigeunerfluch einem so viele junge Leute entreißt. Ihre Strategie zur Schadensbegrenzung ist gut – was anderes hätte ich von ihr auch nicht erwartet –, aber sie muss ihren Schlägern die Zügel anlegen, bis sie Beweise hat, wer hinter dem Ganzen steckt. In letzter Zeit schwirren hier viel zu viele Ptolemy rum. Zu sagen, dass sie sich auf die Dracul eingeschossen haben, wäre noch untertrieben. Du und ich,

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